Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 10. bis 11. Februar 1817

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Am 10. Februar: Der Brauttanz. Das lebhaft dialogirte, frölich durchgeführte Stück erndtete auch heute verdienten Beifall. Auf große Zeitereignisse begründet, durch schneidende Contraste und starkes Helldunkel gehoben, muß es, wenn ein so wackerer Künstlerverein in so frölichem Einklange es darstellt, jeden nur nicht allzu strengen Zuschauer befriedigt entlassen. Und selbst für diesen war gesorgt. Denn er fand manche sehr wesentliche Verbesserung und – was oft noch mehr werth ist – Auslassungen darin. Einige Scenen schienen ganz neu eingelegt. Der unter dem Namen Clauren von uns allen geachtete Verfasser erwarb sich auch dadurch frischen Dank. Wenn nur dem dritten Akte mehr fortschreitende Handlung gegeben werden könnte! Herr Geyer, als Baron v. Besser, führte seine Rolle mit der größten Behaglichkeit und erquicklicher Selbstzufriedenheit durch. Die sonderbare Mischung eines gimpelhaften Gauches mit einem pfiffigen Schalksknechte, den der Dichter in diesen Charakter gelegt hat, ward selbst durch die Maske und durch jedes Mittel der Mimik recht musterhaft dargestellt. Herr Geyer zeigt sich hier als wahrer Künstler, indem er stets auf der Linie der feinern, nicht Widerwillen erregenden Caricatur stehen bleibt. Kein Beifallklatschen in einer solchen Rolle ist der größte Beifall! Herr Julius, als der Gauner und Glücksjäger Fauricourt, bewiß aufs neue in seiner nur kleinen Rolle sein wahres Talent zu Chevaliers aller Art. Herr Schirmer, als Kanzleidirector, erfreute durch ungeschminkte Biederkeit, die ganz vom Herzen zu Herzen ging, und erhielt die lautesten Beifallszeichen. Warum bei einer gewissen, keinem Zuschauer gleichgültigen, alles tief ergreifenden Stelle die Logen still blieben, die hier durchaus den Ton angeben sollten, würde unbegreiflich seyn, wenn es bei uns nicht überhaupt zum Tone zu gehören schien, von da aus auf allen Händegebrauch Verzicht zu leisten. Und doch ist hier der Sitz und die Blüthe des feinern Geschmacks mit vollstem Rechte anzunehmen! Herr Burmeister, als Wachtmeister Dorn, darf nicht unerwähnt und unbedankt bleiben. Hrn. Hellwig’s Eintritt ist stets willkommen. Ein solcher junger Kriegsheld rechtfertigt, wenn es einer Rechtfertigung bedürfte, Adelaidens zuvorkommendes Benehmen. Mlle. J. Zucker, als Fritz, gewann wohl jeden durch frohsinnige Lebhaftigkeit. Mad. Schir¦mer, als Adelaide, nahm ihre Rolle mit dem feinsten Takte für’s Schickliche und wußte die durch die in den letzten Akten offenbar etwas divergirende Charakterzeichnung glücklich in Ein Ganzes zu verschmelzen. Die Aufgabe ist, eine reine Fülle von Gemüthlichkeit und argloser Hingebung, wobei man aus den gewöhnlichen Schranken der Convenienz, auch wohl um wenige Linien heraus zu treten, wagen darf, wenn nur die Absicht edel ist, so darzustellen, daß durch sie alle Mißtöne im Gange des Stücks in Wohllaut aufgelöst werden und jeder sagen muß: es gelingt, weil ja den Reinen alles rein ist! Es badarf kaum der Erwähnung, daß die Künstlerin diese nicht ganz leichte Aufgabe auch dießmal zur allgemeinen Zufriedenheit löste. Auch die kleinen Nebenrollen wurde nicht vernachlässigt. Frau v. Biedenfeld erwarb sich den verdientesten Dank durch ihren trefflichen Gesang als Sängerin Celestini. Das Ganze gewährte abermals einen recht genußreichen Abend.

B.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbericht Dresden: „Der Brauttanz“ von Clauren am 10. Februar. 1817 / „Joseph“ am 11. Februar 1817 (nur Anzeige)

Entstehung

vor 19. Februar 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 43 (19. Februar 1817), Bl. 2v

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