Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Staberls Verlobung“ am 15. Februar 1825

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Parodie des Freischütz.

Wir haben am Fastnachtabend auf unserer Bühne des Parapluyemachers Staberl Hochzeit* gesehen, eine wahre Fastnachtposse, der man bei uns, wo sie gar zu arg hinkte, noch durch mancherlei Zusätze auf die Beine geholfen hatte. Ihr Hauptreiz besteht in der Manier des Vaudevilles, in ergötzlichen Anwendungen der allbekannten Freischütz-Arien und Chöre. Die Art, wie der Lach Chor eingeführt wird, und die Inthronisation des Staberle und seiner Quintel, während der Chor eine Parodie des Jäger-Chors singt und während das bengalische Feuer, wie immer, Unsinn verherrlicht, sind für diesen Zweck ein köstlicher Spaß. Lachte doch unser Maria von Weber selbst herzlich mit über diesen Einfall. Aber wie sehr bleiben wir hier hinter den Britten zurück! Auf allen kleinern und größern Londoner Theatern werden dramatische oder pantomimische Travestirungen des Freischütz (damned to everlasting fame, wie ein englisches Blatt seine Unsterblichkeit ankündigt) gegeben. Wir wollen nur eine anführen, die uns so eben ein ¦ Reisender erzählt. Die Weihnacht-Pantomime in Drurylane hieß die singenden Bäume und die goldenen Gewässer*, also ein Läppchen aus 1001 Nacht. Darin machte den großen und kleinen Kindern folgende Parodie des Kugelgießens in der Wolfsschlucht unbeschreibliche Freude. Pantalon und der Clown werden Bewohner eines Hauses, worin es spukt, und citiren da, neben dem Bratofen in der Küche, den Geist des verstorbenen Kochs Samuel, ihnen beizustehen. Er steigt aus einem Küchentopf hervor und gibt seinen Clienten die Weisung, sieben Pfannkuchen zu machen, sechs für sie, den siebenten, einen Riesen, für ihn. Sie schreiten zum Werk, und so wie einer in Butter geschmort und gar gebacken hervorspringt, vermehrt sich der Küchenspuk und das Getümmel. Die schwarze Katze, eine Nebenbuhlerin der romantischen Eule, schießt feurige Strahlen aus ihren Augen. Die Bratpfanne kocht feurigen Schaum über, die Schüsseln klatschen und schwatzen, als wäre Leben in ihnen, an der Wand hin treibt ein wildes Heer von skeletirten Ratten und Mäusen, bis am Ende das ganze kupferne und irdene Küchengeschirr zu erglühen und zu tanzen anfängt, Raketen und Sprühteufel losprasseln, die ganze Küche in Feuer und Flammen steht und die Feuer-Compagnie mit Löscheimern, Feuerspritzen und Zubringern hereinstürzen. Hatten die Leute in London etwas vom Bräutigam aus Mexico gehört?

B.

Apparat

Zusammenfassung

zur Aufführung am 15.02.1825: Staberls Verlobung, Posse in 4 Aufzügen mit Gesang

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 9, Nr. 61 (12. März 1825), S. 243

Textkonstitution

  • „Staberl Hochzeit“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… Bühne des Parapluyemachers Staberl Hochzeit“Gegeben wurde Staberls Verlobung in 4 Akten (nicht Staberls Hochzeit in 3 Akten).
  • „… Bäume und die goldenen Gewässer“Harlequin and the Talking Bird, or: The Singing Trees and Golden Waters, Grand comic Pantomime, erstmals aufgeführt im Drury Lane Theatre am 27. Dezember 1824; vgl. The Theatrical Observer; and Daily Bills of the Play, Nr. 959 (27. Dezember 1824).

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