Caroline von Weber an Carl Maria von Weber in London
Dresden, Dienstag, 25. April 1826
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durch No: 25. No 17‡ d: 25t Aprill‡
gewiß mein geliebter Carl bist Du heut mit Deiner Seele bey uns und verlebst in Gedanken den frohen Morgen mit uns. Ich habe in Deinen Nahmen dem Max herzliche Küße, und Deinen Segen gegeben. Geschenke hat er wieder in Uiberfluß von unsern Freunden erhalten, von mir aber nur N‡ützliche Sachen. Gestern hatte ich ihn die Freude gemacht ihn mit in den Blaubart zu nehmen, aber bey der letzten Scene wollte er doch nicht mehr zusehen und wurde sehr ängstlich. Die Arme Devrient wurde in den ersten 2 Acten trotz aller Anstrengung, nicht applaudiert*, nur die letzte Scene ergriff die Klötze ein wenig, und sie riefen sie heraus. Die arme Frau hatte sich aber während der Oper so geärgert daß sie nach der Vorstellung Krämpfe bekam und nicht erscheinen konnte. War es nun die Angst die ihre Stime dekte, oder sonst eine Ursache; ich fant sie sehr schwach und unsicher bis auf die Stellen wo sie schreien konnte. Alles andere ging ziemlich aber es rührte sich in der ganzen Oper keine Hand*. Das Arangement und die Kostüme waren gut. Ich war mit Max im kleinen Lögch‡en, und fast Alle kamen zu mir, mir zu gratulieren. M‡an sah viele die herzliche Theilnahme an. Auch Herr Marschner kroch heran, aber der grieste nur. —
Lüttigau wünscht sehr Deine Zurükkunft, ich glaube der gute Mann hat es sehr satt. Vorgestern Abend hat es uns gegenüber gebrant. Die Sprütze, und alles stand schon in Bereitschaft, zum Glük wurde es aber noch dedämpft ehe es zum Ausbruch kam. Zu meiner eigenen Verwunderung habe ich mich gar nicht geängstigt, überhaupt sehe ich, daß meine | Nerven besser sind. Nur die Sorgen um Dich können mich angreifen, selbst Aerger pp schadet mir nicht mehr so wie sonst. Du wirst sehen mein Leben was Du für eine derbe Mukin finden wirst wenn ich nur erst ein paar Monat auf dem Lande gewohnt habe. Heute schike ich eine Fuhre Möbeln nach Hosterwitz, damit die Pferde sich imer wieder recht aus ruhen können. Bleibt das Wetter so schön, so wird’s mich wohl bis zum ersten nicht hier leiden. Die Leute profezein zwar noch Kälte, aber was schat’s! wir heizen ein. — /später/
Nun das war ein gelaufe, und ein gratuliern als wenn dem großen Mogul sein GeburtsTag wäre. Selbst die Prinzeß Thereß schikte die Caroline, um den Max Glük zu wünschen. Meine Stube war bis jetzt gedrükt voll. Zum Mittag Eßen habe ich dem Max die Jenni, die kleine Zahlhaas und den Adolpf eingeladen, die Gesellschaft ist ganz glüklich, und in diesen Ausbruch der Freude muß ich meine paar Zeilen an die gute Männe schreiben, wenn ich nicht einen Postag verseumen will. Habe Dir mein Geliebter aber auch würklich weiter nichts zu schreiben als das die Mukin recht vergnügt ist, und mit den Fratzen um die Wette herum springt und spielt. Morlachi war auch hier. Er grüßt Dich herzlich und freut sich über den guten Erfolg Deiner Oper. Mit seiner Gesundheit geht es ziemlich gut. auch sieht er wohl aus. Hauser trägt mir auch viel grüße auf[.] |
wegen dem Mitbringen habe ich [mi]‡r alles überlegt: Rothe wünschte einmal Rasirmeßer, und für die Fräulein findest Du villeicht ein paar wolfeile Tücher. Den Mädchens werde ich schon was kaufen. Hedenus brachte mir inliegende Adreße, und wünscht Du mögtest von den Tropfen für uns welche kaufen weil sie gar so gut sein sollen. Jetzt wirst Du nun wohl ein bißel Zeit haben herum zu schnuffeln, da mögte ich wohl ein bißel dabey sein —, nu die Männe wird schon manches hübsche hamstern. Was Du kaufst, wirst Du aber wohl her schiken müssen, — und da bekome ich’s villeicht noch ehr zu sehen — oh neugierig bin ich gar nicht!!!
Der Wagen ist wieder recht gut gemacht. Auch Futter für den ganzen Somer ist gekauft, aber aber das Geld!! na! Die Männe sagt ja ich soll mich nicht grämen. Der Jahrmarkt hat mich auch wieder 6 Thaler gekostet, für lauter nothwändige Sachen. heute hätte ein Brief komen können — villeicht morgen! ich mache es nicht wie Du, daß ich denke Du habst nicht geschrieben, ich weiß: nur der Wind ist schult wen einmal keiner kömt. Ich begreife gar nicht wo meine Briefe steken! 7 Wochen bist Du in London und ich schreibe No 14. also doch jede Woche 2 Briefe wo sind sie nur, wenn Du so selten welche bekömst! nu villeicht weht sie Dir ein günstiger Wind einmal haufenweise zu. Nun ade mein geliebter guter guter‡ Mann Max küßt Dich, und verspricht: ein braver Bursch zu sein. auch der kleine dike küßt die Hand.
Gott segne Dich mein leben, und führe Dich gesund in unsere Arme. Deine Lina
Apparat
Zusammenfassung
am Vorabend von Maxens Geburtstag war sie mit ihm im Blaubart, alle Bekannten kamen zu ihr in die Loge, um zum Oberon-Erfolg zu gratulieren; Lüttichau wartet sehnlich auf die Rückkehr von Weber; Bericht über Maxens Geburtstag und die vielen Gratulanten; hat schon ein Fuhrwerk mit Möbeln nach Hosterwitz rausgeschickt und denkt noch vor dem 1. Mai rausgehen zu können
Incipit
„gewiß mein geliebter Carl bist Du heut mit Deiner Seele“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. Caroline von Weber 19Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
- mit Empfangs- u. Beantwortungsvermerk Webers
- Siegelspur
- PSt.: a) DRESDEN | 25. Apr. 26 b) F P O | MY - 5 | 1826
Textkonstitution
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„17“„14“ durchgestrichen und ersetzt mit „17“
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„d: 25t Aprill“in der Zeile hinzugefügt
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„N“„n“ überschrieben mit „N“
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„ch“„sch“ überschrieben mit „ch“
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„M“„m“ überschrieben mit „M“
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„mi“ergänzt von den Hg.
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„… ade mein geliebter guter guter“dreifach unterstrichen
Einzelstellenerläuterung
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„… trotz aller Anstrengung, nicht applaudiert“Wilhelmine Schröder-Devrient sang die Marie.
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„… der ganzen Oper keine Hand“Neben W. Schröder-Devrient wirkten u. a. F. Hauser (Fürst Raoul), G. Bergmann (Ritter Vergy), G. W. Wilhelmi (Graf von Caroli), C. G. Risse (Marquis von Caroli), P. Borkmann (Laura), K. Keller (Kurt) und E. Pollack (Knappe Blaubarts) mit.