Erwiderung auf einen Kommentar zu Chezys Freischütz-Besprechung (Publikation)
Berichtigung
Rücksichts einer kleinen Lesefrucht in Nr. 77 dieser Zeitschrift*.
In meinem Aufsatz: der Freischütz in Wien, Abendz., Wegw. Nr. 18, bot sich ein Anlaß zu einer Hindeutung auf die überaus ehrende und liebreiche Aufnahme, deren ich in Wien genossen, ich ergriff ihn, und verstehe nicht, wie man sich daraus etwas von: „der dichtenden Frau zugestandnen Freibilletten,“ hat zusammenlesen können. Sollte unter der Bezeichnung: die dichtende Fr. v. Ch., vielleicht eine andre, noch unbekannte Dame dieses Namens gemeint seyn, die der Lesewelt erst bezeichnet werden muß? Ich, für meine Person, erkläre, daß ich von zugestandnen Freibilletten weder in der Kaiserstadt, noch irgendwo in ganz Deutschland, jemals etwas gewußt, denn ich habe nie um welche gebeten. Hier, wie in mancher andern Stadt, wo hohe Liberalität und edle Sitte waltet, sind wohl schon eh an Reisende, denen man zeigen wollte, daß sie nicht unwillkommene Gäste sind, von Seiten der Oberhäupter hiesiger k. k. Hoftheaterdirektionen Einladungen ergangen: während ihrer Anwesenheit die Theater zu besuchen, z. B. an Ludwig Zacharias Werner – in Ermangelung einer solchen Einladung aber würde ich mich schwer entschließen, irgendwo, was immer für einen Anspruch auf den Eintritt geltend zu machen, denn es ist mir schmeichelhafter, die vielfache Gunst und Güte, die ich in der Kaiserstadt, wie an andern Orten, genossen, der freiwilligen Regung des Wohlwollends zu danken, als meinen Bestrebungen in der Kunst, von denen ich aufrichtig wünsche, daß die übrige Mitwelt bessere Ausbeute daraus gewinne, als der Schreiber der kleinen Lesefrucht.
Schließlich bitte ich noch alle etwaigen Vorgänger oder Nachfolger des Schreibers der kleinen Lesefrucht, mich zu entschuldigen, wenn ich selten oder nie antworten kann. ¦ Ich komme nicht leicht dazu, Journale zu lesen, und bin mehr von Freunden umgeben, die meine Zeit ehren, als von Dienstfertigen, die mich mit jedem Unsinn behelligen, der über mich ergeht.
St. Helena bei Baden, im Juni 1824.Helmina v. Chezy, geb. Freiin v. Klenke.Apparat
Zusammenfassung
Reaktion auf eine Behauptung in der eleganten Zeitung, dass Helmina von Chézy bei ihrem Aufenthalt in Wien Freibillette bekommen hätte, was sie hiermit widerlegt
Generalvermerk
Vgl. den stark abweichenden Entwurf
Entstehung
Juni 1824
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Schreiter, Solveig
Überlieferung
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Textzeuge: Intelligenzblatt der Zeitung für die elegante Welt, Jg. 24, Nr. 24 (11. September 1824)
Einzelstellenerläuterung
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„… in Nr. 77 dieser Zeitschrift“In der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 77 (16. April 1824), Sp. 622 findet sich ein Kommentar auf einen Satz in Chézys Freischütz-Besprechung: „[...] Was bedeuten hier die Worte: ein freundlich willkommener Gast? – Nun doch wohl, daß man der dichtenden Frau – Freibillette zugestanden hat.“