Friedrich Wilhelm Jähns an Ferdinand Hiller in Köln
Berlin, Dienstag, 16. Mai 1871

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

Hochgeehrtester Herr Kapellmeister

Haben Sie den allerverbindlichsten Dank für Ihr gütiges Schreiben, welches ich heut erhalten. Ich beklage es tief, daß ich nicht der Ehre theilhaft werden soll, mein Buch von Ihnen vor der musikalischen Welt besprochen zu sehen: An so eine Lebens-Arbeit hat ein Mann in meinen Jahren keine weitere Hoffnung gesetzt, als von den Führern der Kunst durch Beachtung derselben belohnt zu werden, denn ein anderer Lohn wird ihm ja nicht, der auch gar nicht bei mir in der Absicht lag, die einzig u. allein die war, der Kunst zu dienen u. einem ihrer Größen zu ihrem Recht zu verhelfen. – Denn wahrlich, wir können es uns nicht verhehlen, daß es bald so aussieht, als wäre der Wahlspruch des großen Publikums und des Gros der sogenannten Tonkünstler „Après nous le déluge!“ –

Daß Sie im Augenblick irgend etwas Ausgeführteres schreiben sollten, ist ja unmöglich - eine Riesenarbeit, wie die ist, die Sie eben zum Abschluß zu bringen haben, giebt weder Raum noch Neigung für ein Eingehen auf ein feld, wie das der Kritik über ein derartiges Werk, wie das meinige es ist. – Aber ich halte an dem Schimmer der Hoffnung fest, den Sie mir schenken und den Sei so characteristisch und fesselnd vergelichen mit gelegentlichen Erfassen eines Gedichts zum Behufe der Composition. – Vielleicht lesen Sie nach dem Musikfest im Vorübergehen die Einleitung zu meinem Buche, vielleicht regt sie dieselbe an, es genauer anzusehen und – – vielleicht wird mir dennoch die Freude, daß Sie für meine Arbeit ein Wort eingehenderer Besprechung finden. Ohne den Vorwurf der Selbstüberschätzung auf mich zu laden, darf ich wohl sagen, daß sie des edlen Materials so viel in sich schließt (ich meine besonders das aus Weber’s Feder selbst dazu herangezogene und das Anderer) daß Sie, wenn Sie das Buch genauer ansähen, doch Manches finden würden was Sie anziehen dürfte. Lassen Sie mich also hoffen!


Es ist dabei selbstverständlich, wie ich mit großer und dankbarer Freunde Ihr gütiges Erbieten annehme, „eine etwas breitere Anzeige davon in der Cölnischen Zeitung“ der Sache schenken zu wollen. Nehmen Sie, hochgeehrter Herr Kapellmeister schon heut meinen innigsten und allerwärmsten Dank, mit welchem ich in der ausgezeichnetsten Verehrung mich nenne
Euer Hochwohlgeboren
gehorsamster
F. W. Jähns

Berlin, 16. Mai
1871.
Krausenstr. 62

Apparat

Zusammenfassung

bedauert sehr, dass H. wegen seiner Verpflichtungen für das bevorstehende Musikfest vorläufig keine Rezension schreiben kann, er will aber eine etwas breitere Anzeige davon in der Cölnischen Zeitung erscheinen lassen.

Incipit

Haben Sie den allerverbindlichsten Dank

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Köln (D), Stadtarchiv, Historisches Archiv der Stadt Köln (D-KNa)
    Signatur: Best. 1051, Bd. 40 (1871), Nr. 557

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • in: Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel, Hg. von R. Sietz, Bd. 3 (1870–1875), Köln 1964 (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte. H. 56.), S. 58 (geringe Textdifferenzen zur Edition in der Musikforschung); Reinhold Sietz, Friedrich Wilhelm Jähns und Ferdinand Hiller, in: Die Musikforschung, Jg. 21, H.4 (1968), S. 467–468

Textkonstitution

  • „Freunde“sic!

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.