Aufführungsbesprechung München, Hoftheater: Konzert von Carl Maria von Weber am 2. August 1815
Korrespondenz-Nachrichten.
München, 12. August.Zwey interessante Erscheinungen im Gebiete der Kunst haben in den letzten zehn Tagen unsre Aufmerksamkeit gefesselt. Das Konzert, welches der Kapellmeister und Direktor der Oper des königl. ständischen Theaters zu Prag, Hr. Karl Maria von Weber, den 2ten dieses im Hoftheater gab, und die Gastrollen der Mad. Anne Marie Neumann, gebornen Sessi aus Wien.
Ersteres zeichnete sich durch die vortrefflichen Kompositionen, die Virtuosität des genialen Konzertgebers, und durch die Mitwirkung höchst ausgezeichneter hiesiger Künstler vor vielen andern Konzerten, die seit einiger Zeit Fremde hier gaben, auf die entschiedenste Weise aus, und ungeachtet alle Stücke, mit Ausnahme einer von Hrn. Mittermaier unübertrefflich schön gesungenen neuen Arie vom Freyherrn von Poißl und eines Violin-Konzertes von Kreutzer, welches Hr. Rovelli mit der höchsten Virtuosität spielte, von der Komposition des Hrn. von Weber waren, so war doch von jener Einförmigkeit, die man sonst solchen Konzerten gern vorwirft, hier nicht nur nicht das Mindeste zu bemerken, sondern die Auswahl der Musikstücke mit solcher Einsicht getroffen, durch den Konzertgeber selbst, durch Mad. Harlas und Hrn. Bärmann so bewunderungwürdig vorgetragen, und durch das unvergleichliche Orchester so trefflich unterstützt, daß sowol der anwesende allerhöchste Hof als das ganze Publikum den herrlichsten Genuß diesem Abend verdankten, was sich durch den lautesten und herzlichsten Beyfall, in den das gedrängt volle Haus nach jedem Musikstücke ausbrach, genügend beurkundete, und den so achtungswerthen als geachteten Konzertgeber mit vollem Rechte hoch erfreuen musste. Möge er sich überall gleichgerechter Würdigung seiner ausgezeichneten Talente zu erfreuen haben! Dies ist des Referenten aufrichtiger Wunsch. –
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Apparat
Generalvermerk
Autorenzuweisung laut Eintrag im Redaktionsexemplar des Morgenblatts im Cotta-Archiv (D-MB).
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Jakob, Charlene
Überlieferung
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Textzeuge: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 9, Nr. 204 (26. August 1815), S. 816