Gustav André an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Offenbach, Samstag, 26. März 1864

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Herrn F. W. Jähns

k. Musikdirector

Berlin

Hochgeehrter Herr

Antwortlich Ihrer geneigten Zuschrift v. 23 ds thut es mir sehr leid, Ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können, indem ich mich gar nicht erinnere, unter dem Nachlaß unseres Vaters Handschriften von C M. v Weber gesehen zu haben.

Eine davon, ich glaube das Rondo „Ja der Augenblick erscheinet“ hat Schreiber dieses mit einigen andren Handschriften von Bach, Beethoven u Mozart vor etwa 25 Jahren in London einem Sammler verkauft*, da Schreiber dieses bei unsers Vaters Tod den Nachlaß ordnete, so müßte er sich erinnern, wenn etwas von Weber’s Handschrift vorhanden gewesen wäre.

Eine ganz genaue Untersuchung der hinterlaßenen Papiere, die ich gern nochmals im Interesse Ihres Unternehmens vornehmen würde, kann der Lokalität wegen erst bei milderem Wetter Statt finden.

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Es wäre möglich, obgleich nicht wahrscheinlich, daß sich eins oder das andere von Weber’s Handschriften fände. (Einen oder 2 Briefe von Weber erhielt [ich] einmal von Frau Belli-Gontard in Frankfurt a/m)

Wahrscheinlich aber hatte unser Vater die betr. Handschriften an Sammler u. andere Freunde weggegeben.

Die bei uns erschienenen Werke* sind übrigens genau nach den Originalhandschriften herausgegeben, da bei allen bedeutenden Werken unser seel. Vater die Durchsicht selbst besorgte.

1 Ex dieser Werke in gedruckten Exemplaren steht gern zu Dinsten.

Wünschen Sie eine nochmalige Untersuchung unserer seits, so haben Sie die Güte dies durch Herrn Bahn — von dem wir jede Woche Zettel erhalten — mitzutheilen, mit Angabe des spätesten Zeitpunktes.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr Ergebener
im Auftr. v Joh. André
Gustav André |

Verehrter Herr!

Vorstehender Brief ging mir dieser Tage offen pr Einlage aus Offenbach zu und versäume ich nicht Ihnen denselben anbei zugehen zu laßen.

Ihr ergebenster
Jean-Baptiste André
Mauerstrasse 36.

Apparat

Zusammenfassung

erinnert sich nicht, Weber-Handschriften im Nachlass seines Vaters, den er geordnet hat, gesehen zu haben; eine (JV 93) habe er vor etwa 25 Jahren zusammen mit anderen Handschriften von Bach, Beethoven und Mozart in London einem Sammler verkauft, einen oder zwei Briefe von Weber erhielt einmal eine Frau Belli-Gontard in Frankfurt; ist bereit, die hinterlassenen Papiere nochmals durchzusehen, wenn Jähns dies wünsche

Incipit

Antwortlich Ihrer geneigten Zuschrift v. 23 ds thut es mir sehr leid

Generalvermerk

Gustav (im Auftrag von Johann August) André an F. W. Jähns in Berlin mit einer Nachschrift von Jean-Baptiste André in Berlin

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 2

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: „an Jähns“

Textkonstitution

  • „zu“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… in London einem Sammler verkauft“Gustav André dürfte die autographe Stichvorlage 1839 unter dem Psedonym „Mr. French“ in London verkauft haben; vgl. dazu WeGA, Bd. III/11b, S. 459. Der englische Sammler ist ebenso unbekannt wie der Verbleib des Manuskripts.
  • „… Die bei uns erschienenen Werke“Neben der 1. Sinfonie, dem 1. Klavierkonzert, den Variationen op. 9 und dem bereits erwähnten Rondo (inklusive Klavierauszug) auch zwei Nummern (6 und 14) aus Silvana im Klavierauszug.
  • prAbk. von „per“.

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