Carl Maria von Weber an Adolph Martin Schlesinger in Berlin
Prag, Freitag, 26. Januar 1816

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Geehrtester Freund!

Auf Ihr werthes vom 20t huj: habe ich die Ehre zu erwiedern, daß Sie sehr irren wenn Sie glauben daß mich die Verweigerung des Honorars bestimmt habe die Redaction abzulehnen, ich habe schon so manches in der Welt umsonst gethan, daß ich auch dießmal ein schönes Unternehmen zu unterstüzzen nicht auf dieß allein gesehen habe sondern auf die bey dieser Arbeit für mich unvermeidliche ZeitVerschwendung, und das Detail mit den H. Componisten, dem hin und her schikken pp. was bey unsrer Mauth Verfaßung unglaublich lästig und Zeit freßend ist. wollen Sie sich mit allen den Herren selbst verständigen, mir immer dann eine Anzahl Compositionen zuschikken, und das Auswahl Heft daraus wählen laßen, so werde ich noch jezt mit Vergnügen dieß thun. aber auf etwas weitere kann ich mich unmöglich einlaßen. auch eben so wenig von meinen Arbeiten etwas dazu geben. was würde die Welt von mir denken, wenn in dem Journal der Orginial Gesang Werke der besten deutschen Componisten*, deren Redaction ich besorge, ich mich auch selbst unter die lezten stellen und rechnen wollte?      zudem muß ich Ihnen bemerken daß man in keinem Geschäfts Gange sich auf die Discretion des andern so verlaßen soll, als Sie mich darauf wiesen. Ihre Ausdrükke darüber waren so unbestimmt, sie sprachen ja nicht einmal sicher von Vergütung des Portos und der Copialien. doch das sey nur nebenbey gesagt. — Sind Sie es auf obige Art zufrieden, so schreiben Sie es mir, und ich schikke Ihnen sogleich eine Ankündigung. oder beßer Sie machen Sie in Ihrem Namen weil Sie dann auch etwas von mir sagen können; schikken sie mir aber gefälligst vorher, um meine Meynung darüber sagen zu können.      Noch eines HauptUmstandes muß ich gedenken der die Sache durchaus nur so zu behandeln erlaubt. ich komme vielleicht bald wieder auf den Gedanken eine große Reise anzutreten. wie würden dann die einzelnen Sendungen an mich in der Welt herumflattern. geht aber alles directe an Sie, so können Sie mit dem ich in steter Berührung sein werde, mich leicht finden, und das Geschäft geht seinen ruhigen Gang.

Ich biete keinem anderen Verleger etwas an, aber wenn etwas von mir verlangt wird, was Sie nicht wollten, oder wenigstens mit zweydeutigen Worten zu weit hinausschoben, so sehe ich keinen Grund wenn ich, dem daran gelegen sein muß daß seine Werke in die Welt kommen, es verweigern soll. überhaupt muß ich nochmals bemerken daß wenn Sie alle sehr gangbaren [Werke] von mir verlegen wollen, Sie auch die weniger gangbaren zu Ihrer u[nd meiner] Ehre herausgeben müsten.

mit Achtung Ihr ergebener vWeber.

Apparat

Zusammenfassung

betr. den Plan Schlesingers, ein „Journal der Original-Gesang-Werke der besten deutschen Komponisten“ herauszubringen; lehnt die ihm angetragene Redaktion des Journals aus verschiedenen Gründen ab; betr. Verlag seiner Kompositionen bei Schlesinger

Incipit

Auf Ihr werthes vom 20t huj. habe ich die Ehre

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Provenienz

    • Henrici Kat. 80 (29./30. Nov. 1922), Nr. 633

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Gehring, Jacob: „Drei Musikerbriefe“, in: Librarium (Zürich), Jg. 6, H. III (Dezember 1963), S. 144–145 (mit Faks.)

Textkonstitution

  • Sie„sie“ überschrieben mit „Sie
  • das„die“ überschrieben mit „das
  • „Auswahl“durchgestrichen
  • „Orginial“sic!
  • Sie„sie“ überschrieben mit „Sie
  • „Werke“ergänzt von den Hg.
  • „nd meiner“ergänzt von den Hg.

Einzelstellenerläuterung

  • „… Werke der besten deutschen Componisten“Dieses vonseiten Webers nicht ausgeführte Projekt wird von ihm erstmalig in einem Brief an den Verleger vom 22. November 1814 angesprochen; vermutlich war die Idee dazu während Webers Berlin-Besuch im Sommer desselben Jahres entstanden.

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