Carl Maria von Weber an Helmina von Chézy in Berlin
Dresden, Montag, 11. November 1822
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Herzinnigen Dank, Verehrte Freundin für das Treffliche was Sie mir überschikten. So wird die Sache wie sie sein muß, und besonders Eglantine gewinnt unendlich an Wahrheit, Intereße, und Neuheit. Sie haben mir erlaubt meine Meynung zu bemerken, hier komme ich mit dem was ich noch wünsche pp angezogen.
Das Maylied ist ein wahres Mayblümlein, der Himmel schenke mir eine seiner würdige Weise.
Adolar jammert mir ein klein bischen zu viel, und nicht ganz männlich, hier brauchts aber nur Zusamenziehen, und das haben Sie mir ja vergönnt.
Daß Bertha ihm von Eglant. spricht ist sehr gut. daß Adolar abgeht um Hülfe zu holen, mißfällt mir aber, er hat einmal sein Land an Lysiart verlohren, noch hofft er blos, überzeugt kann er noch nicht sein, daher sucht er gewiß blos Hülfe in sich, und will ihn zum Gotteskampfe fodern, er müßte daher von den Landleuten abgehalten werden sogleich dem Paare entgegen zu stürzen. In‡ Die Szene die jezt komt wollen wir doch ja behalten wie sie ist. die andre Lesart möchte etwas übereilt erscheinen. Lysiart wünscht ich etwas mehr beschäftiget. Adolar tritt ihm nun unkenntlich und allein‡ wieder entgegen und verflucht diesen Hochzeitzug pp da befiehlt Lys: den fremden Tollkopf zu fangen. die Menge dringt auf ihn ein, da schlägt er sein Visir zurük /: ich deute hier mit wenig Worten an was ich ohngefähr wünsche :/ „Wie! mich wollt ihr verderben?“ da sinkt ihm alles zu Füßen, und springt im nächsten Augenblik wuthentbrannt gegen Lys: auf. Lys: steht heldenkühn und trotzig der Gewalt gegenüber. Adolar muß sagen daß er Adolar‡ Euryanthens seiner Schmach‡ geopfert habe, nun kann erst Eglantine frohlokken, sonst zerstört sie ja ihr Werk ohne einen Erfolg zu wißen, daß sie dabei Lysiarten verhöhne, und als ihr Werkzeug schildre, fänd ich sehr schön, und Lysiart ersticht sie. dem Chor wünschte ich kurze kräftig donnernde Worte gegen Lysiart. trozze nicht! Verruchter! pp zwischen diesen Sturm nun tritt der König ppT
Den scheinbaren Tod der Eur kann ich mir noch nicht nehmen laßen. das ist ja auch ganz andre Situat: wie im Freysch:
Ich nehme den herzlichst freudigen Antheil an Ihrer wieder kehrenden Zufriedenheit. ich weiß zu beurtheilen, was das werth ist. der Unfall Ihres Sohnes*, wird hoffentlich sich wieder zum guten gewendet haben. wie mögen Sie erschrokken sein. Sie sagen, es wäre | vielleicht beßer daß Sie nicht in Dr: wären, ach meine, beste Freundin das glaube ich nicht. alle diese Äußerungen deuten mir aber leider auf noch lange Abwesenheit. Winkler hat sich dringend nach Ihnen erkundigt, und Loeben behauptete Sie hätten d: 4t 9br hier sein wollen.
Neues das Sie interreßiren könnte wüßte ich nicht. bei mir ist alles wohl bis auf mich. meine Frau grüßt herzlichst ich bin wie immer Ihr treu
ergebener
MvWeber
Dr: d: 11t 9br 1822.
Apparat
Zusammenfassung
betrifft Änderungswünsche im Textbuch der Euryanthe (insbes. Scene mit Hochzeitszug); Weber besteht auf Scheintod der Euryanthe; erkundigt sich nach Chézys Rückkehr nach Dresden
Incipit
„Herzinnigen Dank, Verehrte Freundin, für das“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Krakau (PL), Uniwersytet Jagielloński. Biblioteka Jagiellońska (PL-Kj)
Signatur: Slg. Varnhagen, MS. 273Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Chezy, H.v.: Carl Maria von Weber’s Euryanthe. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Oper, in: NZfM 13.Jg., Nr. 10 (1. August 1840), S. 37
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Anon.: Unveröffentlichte Briefe Carl Maria von Webers, in: Blätter der Staatsoper, Jg. 3, Heft 1 (Oktober 1922), S. 11–12
Themenkommentare
Textkonstitution
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„In“durchgestrichen
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„und allein“über der Zeile hinzugefügt
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„Adolar“über der Zeile hinzugefügt
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„seiner Schmach“über der Zeile hinzugefügt
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„da“durchgestrichen
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„S“„s“ überschrieben mit „S“