Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Innsbruck
Dresden, Donnerstag, 26. Dezember 1822

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S. Wohlgebohren

dem Herrn Johann Gänsbacher

Oberlieutnant im hochlöbl:

K K Jäger Regiment Kaiser.

Inhaber der großen goldenen

VerdienstMedaille pp

Innsbruk

in Tyrol.

Franco

Unsre Briefe kreuzen sich, Herzensbruder. kaum nach Abgang des deinigen vom 19t mußt du meinen vom 12t erhalten haben. ich warte nicht erst wieder deine Antwort auf diesen ab, sondern eile dir nochmals Notizen über die Meße zu geben.      da ich erst künftigen Herbst nach Wien zu gehen gedenke, so findest du mich immer in Dresden. Sommer und Winter ist für deine Meße gleich gut. ich wünsche aber daß du sie eher sendest als du komst, damit der König schon etwas davon weis daß du auf der Welt bistT. ich habe Gestern Abend wieder mit meinem Cheff davon gesprochen. selbst aufführen kannst du sie nicht, daß ist gegen den Styl hier. daher kann ich dir auch nicht darüber schreiben was du wegen dem Urlaub wünschest. Ende Aprill ziehe ich mit dem Hofe nach PillnitzT. der Hof komt aber alle Sonntage zur Messe in die Stadt.      Was nun deine Arbeit selbst betrifft, so vergiß nicht daß unsre Kirche sehr groß ist, und ungebührlich schallt.      kleine Figuren sind undeutlich, ein langer Vorschlag frißt die kurze Hauptnote. Cherubinische, Beethov: Musik z: B: die schnell modulirt, die Stimmen sehr verschränkt und schnell Harmonie wechselnd sind, würden bei uns einem Katzen Geheule gleichen. Große breite Figuren. alles in Maßen. aber auch wieder einzelne /: breite :/ Töne eines Blasinstrumentes wirken sehr.      die Sänger sind Italiener, also nie recht fest. daher alles so sangbar als möglich.      der Altist ist ein Hund. Sopran vortrefflich im großartigen Gesang. Athem wie ein Pferd. vergiß nicht ihn ein oder ad libit aushalten zu laßen. Von bis bewegt er sich am besten. tüchtige Fugen sind wir gewohnt, also genire dich nicht. die Kapelle muß auch Respekt vor dir bekommen. ein Offertorium schikke mit. da sich aber da die Texte nach dem treffenden Sonntag richten, so stehe ich nicht dafür, daß es gemacht wird. nach dem Gloria haben wir einen kurzen Simphonie Saz. und keine Motette.

Gratulire zum Ring*. Lannoy schrieb mirs schon. So bald nur immer möglich schikke deine Meße. und komme dann nach deiner Bequemlichkeit.      Was ich mich freue, Bruderherz dich eine Zeitlang bei mir zu haben, kann ich dir gar nicht aussprechen, und meine Lina ebenso mit mir.

Gott segne deine Arbeit, und meinen treuen Willen. mit innigster BruderTreue
ewig dein W:

Apparat

Zusammenfassung

bittet ihn dringend um die für Dresden geplante Messe und beschreibt ihm die Bedingungen, die er bei der Komposition beachten solle

Incipit

Unsere Briefe kreuzen sich, HerzensBruder

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (A-Wgm)
    Signatur: Weber an Gänsbacher 53

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PST: DRESDEN | 27. Dec. 22.
    • am linken oberen Rand der Versoseite (Adresse) Vermerk von Gänsbacher: „Nro: 8/c.“
    • am rechten unteren Rand der Versoseite (Adresse) Echtheitsbestätgung von F. W. Jähns: „Eigenhändig von C. M. v. Weber

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Nohl 1867, S. 284–285 (Nr. 52)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Gratulire zum Ring“Gänsbacher hatte den russischen Zaren Alexander I. bei seinem Besuch in Innsbruck im Oktober 1822 beim Scheibenschießen unterstützt und dafür einen Ring, besetzt mit einem Amethyst und zwei Reihen Diamanten, als Anerkennung erhalten; vgl. Denkwürdigkeiten, S. 92f.

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