Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Montag, 14. November 1825
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S. Wohlgebohren
dem Herrn Profeßor
Director des zoologischen
Museums pp
Mein geliebter Bruder!
Lange habe ich nichts von dir gehört. Gott gebe daß dieß ein Zeichen‡ von Euer aller Wohl ist. ich komme wie gewöhnlich mit einer Bitte. kurz vor dem Tode des guten alten Vaters Beer, habe ich es noch versprechen müßen bei Heinrich zu wohnen. ich weiß nicht warum, aber das scheint mir jezt unschiklich. und doch würde ich sehr kränken wenn ich so gerade zu wo anders hinzöge*. Vielleicht ist es Ihnen aber jezt selbst angenehm, und angemeßen erscheinend, wenn Sie ganz Ihrer Trauer leben. ich bitte dich daher, theurer Bruder mit der Mutter Beer zu sprechen, und ihr meine Skrupel vorzulegen. geben sie mich los, so sey so gut und besorge mir ein Stübchen auf 14 Tage, in der Nähe des Opernhauses. aber ja nicht hoch. den 1t Xber denke ich in Berlin zu sein. Gestern sprach ich Graf Brühl.
Vorgestern war Olimpia. gieng vortrefflich, und ist eine wahre PrachtVorstellung. nur zu solcher Feyerlichkeit wie die Vermählung* war, konnte man solchen Aufwand machen.
eine Antwort hieher wäre mir sehr lieb. auf jeden Fall ein paar Zeilen am Potsdammer Thor.
Mündlich! — ! O schönes Wort! — alles übrige.
in treuer Liebe
dein Weber.
Dresden d: 14t 9ber 1825.
Apparat
Zusammenfassung
bittet L., mit Mutter Beer zu sprechen um herauszufinden, ob sie beleidigt wäre, falls er nicht – wie versprochen – in Berlin bei Heinrich Beer Quartier nähme; erwähnt Besuch von Brühl und Olympia-Aufführung
Incipit
„Lange habe ich nichts von dir gehört“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
Signatur: PB 37 (Nr. 77)Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- PSt: DRESDEN | 14. Nov. 25
- Papiersiegelrest
- Siegeleinriss
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 392
-
Rudorff 1900, S. 241–242
Textkonstitution
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„… gebe daß dieß ein Zeichen“folgt ein durchgestrichener unleserlicher Wortanfang
Einzelstellenerläuterung
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„… solcher Feyerlichkeit wie die Vermählung“Hochzeit des Prinzen Maximilian mit Maria Luisa von Bourbon-Parma (7. November 1825).