Konzert von Auguste Amalie Schmalz in Karlsbad

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Musikalische Notiz aus Karlsbaad
(Eingesandt).

Unter die letztern und in doppelter Hinsicht anziehenden Kunstgenüsse gehörte das große Vokal-und Instrumental-Conzert, welches die berühmte kön. preuß. Kammersängerinn, Dem. Auguste Schmalz im sächsischen Saale zum Besten der armen Gebirgsbewohner veranstaltete. Es ist immer ein erfreulicher Anblick, wenn die Kunst ihre Blüthen zum Wohl der bedürftigen Brüder entfaltet, zumal aber wenn ein so bedeutendes Talent an der Spitze steht und würdige Kunstgenossen versammelt, um die lebende Menschheit zu unterstützen und zugleich deren Wohlthätern einen genußreichen Abend zu verschaffen.

Nebst mehreren anwesenden Virtuosen hatte sich auch der junge Herr Ritter von Eskeles*, ein sehr talentvoller Dilettant auf dem Violoncello mit Dem. Schmalz vereinigt, und so bildete die edle Künstlerinn durch Zuziehung der Hrn. Giuliani und Moscheles ein sehr interessantes Kunstganzes.

Nach der einleitenden Ouverture sang Dem. Schmalz eine Cavatine von Portogallo und rechtfertigte die hohen Erwartungen, welche diejenigen, welche diese bedeutende Künstlerinn schon früher gehört, in Ref. erregt hatten.

Dieser folgte ein Pot-Pourri für Violoncello und Pianoforte, komponirt von Herrn Moscheles und ausgeführt von Herrn von Eskeles und dem Compositeur. Die Er¦wartungen von dem Talent und der Kunstbildung eines Dilettanten, der es wagte, im Verein mit so vorzüglichen Künstlern öffentlich zu erscheinen waren groß, aber man muß gestehen, daß Herr von Eskeles jeder Forderung entsprach, ja manche übertraf. Vorzüglich lobenswerth ist der Geschmack, mit welchem er sein ziemlich – zumal für den Liebhaber – schwieriges Instrument behandelt, wodurch er für die Zukunft zu den größten Hoffnungen berechtigt.

Dem. Schmalz sang sodann eine Arie von Portogallo und zum Schluß die Romanze la Sentinelle mit Variationen, variirt von Herrn Ritter von Eskeles, Herrn Giuliani und Moscheles und mehrern Dilettanten.

In diesen beyden Musikstücken hatte die Sängerinn noch mehr als in dem erstern Gelegenheit, ihre Gewalt über das Reich der Töne, die Kraft und Biegsamkeit ihrer Stimme und die edle und geschmackvolle Methode zu beurkunden, die ihr Eigenthum sind. Nicht nur der stille D[a]nk der Begabten, sondern auch der rauschende Beyfall der anwesenden Kunstliebhaber lohnte ihr edles Streben.

Apparat

Zusammenfassung

Besprechung eines Konzertes der Sängerin Auguste Schmalz unter Mitwirkung von Moscheles und Giuliani sowie des Dilletanten Eskeles

Generalvermerk

Autorschaft von Weber muss angezweifelt werden, da er lt. TB nicht vor Ort war; Kaisers Argumentation, er könne an die Informationen über die in Karlsbad verweilende Familie Jungh gekommen zu sein, kann durch das TB nicht belegt werden, zumal Auguste Schmalz laut Karlsbader Kurliste (1816, Nr. 1374) gemeinsam mit ihrer Schwester bereits am 17. Juli in Karlsbad anreiste, die hier ebenfalls genannten Herren Mauro Giuliani am 20. Juli (ebd., Nr. 1438) und Ignaz Moscheles am 23. Juli (ebd., Nr. 1536), die Familie Jungh dagegen erst einen Monat später am 19. August (ebd., Nr. 1907).

Entstehung

spätestens 16. September 1816

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 261 (17. September 1816), S. 1039

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kaiser (Schriften), S. 94–96 (Nr. 99)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… junge Herr Ritter von Eskeles“Notiz aus der Wiener Zeitung Nr. 214 (1. August 1816), S. 848 „Abgereist Den 30. July, Ritter v. Eskeles nach Karlsbad“, womit Vater Bernhard v. Eskeles gemeint ist. Dessen Sohn Denis von Eskeles ist um 1830 als Cellist in Wien nachgewiesen; vgl. Raimond Erickson, Schubert’s vienna, S. 53. Möglicherweise trat er hier in Karlsbad als jugendlicher Musiker in Erscheinung.

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