Konzerte von Mauro Giuliani (6.9.) und Auguste Amalie Schmalz (19.9.) in Prag

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Tonkunst zu Prag.

Den 6. September gab der allgemein anerkannte große Guitarrespieler Herr Mauro Giuliani ein Konzert im k. k. Redouten-Saale. Wenn wir uns auch mit großen Erwartungen gerüstet, und von dem vorhergegangenen Rufe dazu berechtigt in den Saal begaben, so können wir doch nicht anders sagen, als daß Herr Giuliani nicht nur alle Erwartungen erfüllt, sondern selbe noch übertroffen habe.

Er behandelt dieses undankbarste, und ärmste aller Konzert-Instrumente mit einer Leichtigkeit, Sicherheit und Zartheit des Vortrags, der es oft wirklich bis zum singenden erhebt und Vergnügen und Bewunderung erregt.

Am besten hat Ref. das Konzert selbst gefallen, und es möchte wohl das zweckmäßigste und bestgeschriebene für die Guitarre sein; die Ideen sind freundlich, fließend geordnet und die Instrumentazion besonders weise, das Solo-Instrument hebend und effektvoll geordnet. Das Pot-Pourri für 2 Guitarren, obwohl recht ehrenwerth von Hrn. Sellner begleitet, befriedigte weniger, und schien minder reich, der Schatten und Licht gebenden Orchester-Begleitung beraubt. Mad. Grünbaum verherrlichte durch ihren trefflichen Gesang das Ganze und die laut ausgesprochene Zufriedenheit des Publikums dankte beyden im vollen Maaße.

Auch Herr Stöger sang eine Arie von Hrn. Kapellmeister Hummel mit Auszeichnung und theilte den einstimmigen Beyfall des Publikums.

Am 19. September erfreute Dem. Schmalz aus Berlin die Kunstfreunde mit einem großen Konzert im k. k. Redouten-Saale. Diese ausgezeichnete Künstlerin hat durch ihren Aufenthalt in Italien, Wien, Berlin u.s.w. sich einen bedeutenden Ruf begründet und auch wir erfreuten uns, an ihr eine vortreffliche Bravour-Sängerin zu bewundern, die einen seltenen Umfang mit großer Kühnheit beherrscht und den Geschmack und die vortreffliche Schule beurkundet, welche Eigenschaften sie sich auf dem klassischen Sangboden Italiens anzueignen wußte. Besonders in der zweyten Arie, welche Dem. Schmalz sang, und die, vom Herrn Kapellmeister Gürrlich komponirt, teutsche Kunstansicht mit italienischem Glanz verbindet, entfaltete sie alle diese Vorzüge in so hohem Grade, daß sich die Zufriedenheit des Publikums in stürmischem Beyfallklatschen aussprach.

Der kunstreiche Jüngling, Herr Karl Maria von Bocklet bewährte im Vortrage eines Violin-Konzerts von Rode, die großen Fortschritte seines schönen Talents und berechtigt bey jeder Erscheinung mehr und erfreulicher zu den schönsten Erwartungen für die Zukunft.

Sehr zu bedauern war es, daß wir Dem. Schmalz nicht auch als dramatische Künstlerin kennen lernten, da ihre Kunstreise sie zu schnell wieder weiter führte.

Apparat

Generalvermerk

Über die beiden Konzerte wurde auch im Sammler, Jg. 8, Nr. 126 (19. Oktober 1816), S. 520, berichtet.

Entstehung

2. Oktober 1816 (laut TB)

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 282 (8. Oktober 1816), S. 1123

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kaiser (Schriften), S. 96f. (Nr. 100 und 101)

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