Epigramm über Therese aus dem Winkel
Als der Buchstabe C der sich stets in den oberflächlichsten geschraubtesten Ausdrüken über Musik, in der AbendZeitung ergießt, sich als Th unterschrieben hatte*.
Ob Du auch sinnig als Th*Mummst Dich in neue Kantusche‡,Nimmer kannst du dich verläugnenSüdlich hell tönendes C.Schwimme den[n] muthiger Buchstab,Schwimm’ auf der Fläche des GlutstromsLeer‡ bist Du, leicht genug‡, winklicht*Kannst nur die Dinte nicht halten.d: 25t May 1817. Dresden.
Apparat
Zusammenfassung
ironisch-satirischer Vers über Therese aus dem Winkel, in dem Weber sein Missfallen über deren Veröffentlichungen zum Ausdruck bringt
Incipit
„Als der Buchstabe C der sich stets“
Generalvermerk
das „C.“ steht für „Comala“ = Therese aus dem Winkel, die meist unter ihrem abgekürzten Pseudonym innerhalb der Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden in der Abend-Zeitung Kritiken veröffentlichte; vgl. auch Webers Bemerkungen über die Vestalin-Kritik von Th. a. d. Winkel und ihre Antwort auf Webers Artikel; Niederschrift und Erläuterung der Motivation zum Gedicht im Brief an seine Frau vom 25./26. Mai 1817
Entstehung
25. Mai 1817 (laut A und TB)
Überlieferung in 2 Textzeugen
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1. Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VII), Bl. 53r obenQuellenbeschreibung
- Manuskript: auf einzelnem Bl. mit anderen Entwürfen recto oben, Format 33,5x20,5 cm, WZ: KIRCHBERG, Kettlinien ca. 2,7 cm; mit Kohle zweifach diagonal gestrichen
Dazugehörige Textwiedergaben
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MMW II 1864, S. 63
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Kaiser (Schriften), S. 515f. (Nr. 118)
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2. Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 97Quellenbeschreibung
- ohne inhaltliche Abweichungen im Brief an Caroline Brandt 25./26. Mai 1817 enthalten
Textkonstitution
Der Text war höchstwahrscheinlich nicht für eine Veröffentlichung geplant, denn Weber wollte sicherlich seine Liederkreis-Kollegin Therese aus dem Winkel nicht öffentlich diskreditieren. Daher verwundert, dass er überhaupt einen Entwurf anfertigte. Da die Korrekturen in der Reinschrift (Brief) und im Entwurf im Wesentlichen übereinstimmen, ist zu vermuten, dass er während der Briefniederschrift den bereits im Entwurf vorliegenden Text nochmals korrigierte.
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„Leer“„Flach“ durchgestrichen und ersetzt mit „Leer“
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„leicht genug“„inhaltsleer“ durchgestrichen und ersetzt mit „leicht genug“
Einzelstellenerläuterung
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„… sich als Th unterschrieben hatte“Im TB als Epigramm bezeichnet: Epigramm (altgr. „Aufschrift“) ist ursprünglich eine Inschrift auf einem Grabmal, einem Kunstwerk o. ä., mit dem Zweck der Bezeichnung des Gegenstandes und dessen Bedeutung; später bildete sich daraus durch poetische Erweiterung eine selbständige Dichtungsgattung.
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„… Th“Anspielung auf das zweite Pseudonym der Winkel „Theorosa“.
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„Kantusche“recte „Kartusche“.
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„… Du, leicht genug , winklicht“winklicht, adj., neben winklig bis ins 19. Jh. lebendige Ableitung zu Winkel.