Fridolin von Weber
Albumblatt für Carl Maria von Weber
Nürnberg, Samstag, 23. Mai 1801
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Die Blüten unsers Lebens sind neue Erscheinungen – –
wie viele gehen vorüber ohne Früchte zu tragen,
und wie wenige dieser Früchte werden reif*.
Menschenliebe ist ein Schattenriß der Gottheit*.denn
Was Staub ist für gemeine Seelen,
wird für den Weisen zu Juwelen*.
Menschen Tugend ist ein geschliffener Stahl, ein feuchter Hauch macht ihn rosten*.
Aber ein Biedermann zeigt seine Theorie im Leben*,
drum lieber Bruder nütze die Zeit, das Leben ist ein Schauspiel;
wen[n] der Vorhang fällt,
ist nicht die Frage, wie lang, sondern wie gut du spieltest*.
stets müsse mein Schatten bey dir seyn,
und damit du mich | daher nicht vergißt, und öfter an mich denkst;
so sieh nur in dein Stambuch – Ja! mit wenig Blicken ein,
dann, werd’ ich nicht vergessen seyn!!!
Hiebey erinnere dich stets
deines dich liebenden Bruders
zu Nurenberg
Fritz v: Weber
Musick Director
d 23sten May 1801
bey der Durchreise aus Sachsen.
Apparat
Zusammenfassung
Stammbucheintrag für Carl Maria von Weber
Incipit
„Die Blüten unsers Lebens“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
Einzelstellenerläuterung
-
„… wenige dieser Früchte werden reif“Zu den ersten drei Zeilen vgl. die Wiedergabe bei Johann Caspar Lavater, Salomo, oder Lehren der Weisheit, Winterthur 1785, S. 78 (Nr. 411).
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„… ist ein Schattenriß der Gottheit“Diese Zeile findet sich auch in der „Sammlung von kleinen Gedichten und prosaischen Aufsätzen in Stammbücher“, in: Taschenbuch zum geselligen Vergnügen für 1792, 3. Aufl., Leipzig 1800, S. 80.
-
„… für den Weisen zu Juwelen“Zwei Zeilen aus Quirin Cramer, Sprüchwörter, Denk- und Sittensprüche zum Gebrauche der Katecheten und Lehrer gesammelt, und zum Theil mit Erläuterungen versehen, Prag 1797, S. 50 (Nr. 357).
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„… feuchter Hauch macht ihn rosten“Diese Zeile aus Veit Weber, Sagen der Vorzeit, Bd. 3, Frankfurt, Leipzig 1790, S. 215.
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„… zeigt seine Theorie im Leben“Aus Wielands Kombabus, V. 19–45; vgl. C. M. Wielands Sämtliche Werke, Bd. 10, Leipzig 1795, S. 170.
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„… sondern wie gut du spieltest“Drei Zeilen ab „das Leben ist“ auch abgedruckt in G. H. Meißner’s Stammbuch, oder Denkmähler der Freundschaft und Liebe, 3. Aufl., Leipzig, Wien 1811, S. 18.