Über Leppichs Panmelodicon (Teil 2/2)

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Leppich’s Panmelodicon.

(Beschluß)

In musikalischer Hinsicht gewährt das Instrument nicht unbedeutende Vortheile. Der wesentlichste besteht wohl in der Möglichkeit den Ton nach Belieben anzuhalten, und durch stärkern oder geringern Druck der Taste an- und abschwellen zu lassen; die Ansprache ist leicht, selbst kurz abgestoßene punktirte Noten, und ziemlich geschwinde Triller lassen sich darauf deutlich und präzise herausbringen: die Qualität des Tones, Timbre, schwebt ungefähr zwischen dem der Harmonica*, und dem des Clarinetts, die Mechanik des Tretens hat weniger Schwierigkeit als ich noch bei irgend einem andern Instrumente gefunden habe, und ermüdet den Spieler gar nicht, wiewohl zum Ueberflusse die Einrichtung getroffen ist, daß abwechselnd bald mit dem rechten bald mit dem linken Fuße getreten werden kann. Das äusserste Piano läßt sich ohne Schwierigkeit und mit sehr guter Wirkung hervorbringen, dahingegen mangelt es dem Instrumente leider sehr an Kraft: es hat mehr nicht als die Stärke einer gewöhnlichen Zimmer-Orgel, auch, da sein Umfang sich nur bis C erstreckt, nothwendig noch weit weniger Gravität, und mehr Monotonie, da es keine Register zur Tonveränderung hat, die Tonqualität also immer dieselbe bleibt. Unter die Mißstände gehört auch wohl der Umstand, daß die Tasten, besonders im Basse, bei dem starken Drucke welchen das Forte erfordert, wohl ¾ Zoll tief fallen, daß ferner die Töne unangenehm werden oder gar versagen, sobald die Walze nur irgend Feuchtigkeit annimmt; darum mußte, als Herr Kreuzer auf dem Instrumente spielte, Herr Leppich beständig mit einem seidnen Tuche darneben stehen, um während des Spiels die Dünste abzuwischen, welche sich aus der Atmosphäre auf die Walze niederschlugen. Dieses Uebel hofft Herr Leppich künftig zu vermindern durch eine weit dünner gearbeitete weniger Körper, folglich weniger Wärme-Capacität besitzende Walze, welche sich also geschwinder mit der Temperatur au niveau setzt, und auf welche sich eben darum weniger Dünste niederschlagen können.

Wärme und Kälte alteriren nach Herrn Leppichs Versicherung die Stimmung seines Instruments so gut wie gar nicht, indessen fand ich bei der öffentlichen Produktion die Stimmung sehr mangelhaft. Auch wundert mich, daß Hr. Leppich noch nicht daran gedacht hat, einen Notenpult über der Clavitur anzubringen, in dessen Ermangelung er, als Hr. Kreuzer beim öffentlichen Konzerte die Tenor-Arie aus der Zauberflöte* spielte, demselben das Notenblatt mit der Hand vorhalten mußte. Uebrigens versichert er, das Instrument sey ehedem weit vollkommener gewesen, und habe durch lange Reisen, wobei es sogar einigemale umgeworfen worden, an Vollkommenheit verloren, was denn auch wohl zu glauben ist. Er gedenkt bald ein neues zu bauen, dessen Einrichtung noch viel einfacher, die Wirkung aber noch viermal so stark seyn soll.

Mit der Einnahme des Konzertes, welche besonders durch die Großmuth unsrer Frau Erbgroßherzogin erhöhet wurde, hatte er alle Ursache zufrieden zu seyn, und es ist zu wünschen, daß seine immer in mehrfacher Hinsicht sehr interessante Erfindung überall gleich gute Aufnahme finden möge. Mannheim, den 13. Januar 1811.

Gottfried Weber.

Apparat

Generalvermerk

siehe Leppichs Panmelodicon (Teil 1/2)

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Badisches Magazin, Jg. 1, Nr. 7 (7. März 1811), S. 25–26

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