Lea Mendelssohn Bartholdy an Clara Hertz in Frankfurt am Main
Berlin, Mittwoch, 31. Oktober 1821
Schon früher, liebste Cousine! hätte ich mir das Vergnügen gemacht, für Ihren und des guten Herrn Herz Brief freundlichst zu danken, wenn ich nicht zugleich mich Ihrer Aufträge hätte pünktlich erledigen wollen. Dies ist mir nun geglückt, und Sie empfangen durch H. Schlesingers Gefälligkeit die letzten Akte des Freischützen, einen Tag nach seiner Erscheinung in der musikalischen Welt. Ich hoffe, auch ohne den Zauber des Orchesters, Gesanges und Theatherschmucks wird das schöne Werk Ihrem talentvollen Sohne Freude gewähren. Hier erregt dieser KlavierAuszug durch die Erinnerung des auf der Bühne gehabten Kunstgenußes viel Interesse. Von dem früher erschienenen Liede der Brautjungfern allein wurden in kürzester Zeit 800 Exemplare verkauft. Ich fordre Herrn Adolph Herz freundlichst auf, bald zu uns zu kommen und dieses, wie recht viel andre musikalische Hauptwerke gründlich kennen zu lernen. Das Fagott darf aber nicht zu Hauße gelassen werden, wenn es das engagement in meiner Kapelle nicht verscherzen will. – Die Spitzen finden Sie hoffentlich zu Ihrer Zufriedenheit gewaschen und ausgebeßert; mir scheinen sie wunderschön, und in Hinsicht der mühvollen Arbeit mehr in Potsdam zu finden. Mehrere stunden nach Ihrer Abreise traf sie daselbst ein. […]
Apparat
Zusammenfassung
übersendet durch H. Schlesingers Gefälligkeit die letzten Akte des Freischütz, einen Tag nach dem Erscheinen des Klavierauszugs; sie hoffe, dass Ihrem Sohn das Werk Freude mache; in Berlin errege es viel Interesse, Schlesinger habe vom Brautjungfernlied in kürzester Zeit 800 Ex. verkauft; (u. a.)
Incipit
„Schon früher, liebste Cousine! hätte ich mir das Vergnügen gemacht“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Verbleib unbekannt