Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 21. Januar 1817
Am 21. Januar: Egmont, Trauersp. in 5 Aufzügen von Göthe. Mit Musik von L. van Beethoven.
Wenn Egmont angekündigt wird, freut sich das Dresdner Publikum aus doppelter Ursache. Mad. Schirmer ist im Besitz, als Klärchen durch Spiel und Pantomime auch denen Anfoderungen zu genügen, welche am schwersten zu befriedigen sind und die Freunde der Tonkunst dürfen durch die von Beethoven dazu gesetzte Musik einen seltenen Genuß erwarten. Ein sehr volles Haus bewieß auch dießmal, wie groß die Erwartung sey. Wenn sie nicht durchaus und in allen Theilen gleich erfüllt wurde, so lag die Schuld gewiß nicht in den Kunstleistungen der Schauspieler und des Orchesters. Mad. Schirmer hat in den ersten Scenen nichts zu wünschen übrig gelassen. Die Unterredung mit Egmont, die kindliche Unbefangenheit und Naivetät, gelang ihr auch dießmal zur Bewunderung. Aber die schwierigsten Scenen auf der Straße, wo die Liebe zu Egmont das sanfte, sittsame Klärchen in eine Art von Wahnsinn zur Volksrednerin umwandelt, wurde durch äußere Störungen sehr unangenehm unterbrochen und wir glaubten es der Künstlerin anzumerken, daß sie mit Anstrengung spiele. Alle übrigen Rollen, besonders die des Egmont, von Hrn. Kanow, wurden so gespielt, wie man es von Künstlern erwarten kann. Herrn Geyer gelang der Alba vorzüglich. Mienenspiel, Haltung, Costum, alles war im vollkommensten Einklang. Das Publikum dankte ihm mit lauten Beifall.
F.
Apparat
Zusammenfassung
Aufführungsbericht Dresden: „Egmont“ von Johann Wolfgang von Goethe / Musik: Ludwig van Beethoven am 21. Januar 1817
Entstehung
vor 31. Januar 1817
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Albrecht, Christoph
Überlieferung
-
Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 27 (31. Januar 1817), Bl. 2v