Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 14. bis 27. April 1818
Am 14. April. Die beiden Klingsberge.
Am 15. April. Trau, schau, wem! Die artige Kleinigkeit gefiel wieder sehr.
Das Wiedersehn. Hinreißend war der Mad. Schirmer Spiel als Marthe.
Der Schiffscapitän. Es scheint als liebe unser Publikum eine Reihenfolge kleiner Stücke an einem Abende nicht, und doch sollte man meinen, es müsse gern zu einer Tafel treten, wo, wenn die eine Schüssel nicht mundet, man eine andre desto schmackhafter finden kann.
Am 16. April. Johann von Paris. Diese liebliche Musik ward mit Vergnügen wieder gehört. Ihr Wiedererscheinen ward dadurch möglich, daß Mad. Sandrini die Rolle der Prinzessin von Navarra und Herr Hellwig die des Seneschall übernommen hatte. Der Troubadour fand wie gewöhnlich und verdient ausgezeichneten Beifall. Sehr erfreuend und mit dem lautesten Beifall anerkannt, war die reine, volle, von Gefühl bewegte Stimme, welche Dem. J. Zucker, zu Bestätigung der schönen Hoffnungen, die wir von ihr hegen, darin entfaltete.
Am 18. April. Elisabetta.
Am 19. April. Die Rosen des Herrn von Malesherbes.
Am 20. April. Sorgen ohne Noth und Noth ohne Sorgen. Lustspiel in 5 Akten, von Kotzebue. Mit fast durchaus neuer Besetzung, und in den Hauptrollen sehr brav dargestellt, wollte sich doch dieses Lustspiel keiner allgemein günstigen Aufnahme erfreuen. Unstreitig liegt eine Hauptursache in den vielen Beziehungen des Dialogs auf die Zeit, in der es zuerst erschien, welche nun veraltet sind, oder wenigstens nicht mehr beachtet werden. Auch findet das reine Lustspiel überhaupt bei uns keinen sehr begünstigenden Boden, und wir neigen und mehr zum Schau- und Trauerspiel hin, wie denn dies im nördlichen Theile Deutschlands fast überall der Fall zu seyn scheint.
Am 21. April. Wilhelm Tell. Herr Hellwig hat die Hauptrolle mit ächtem Künstlerverdienst gegeben. Er stellte den Character Tells ganz so dar, wie ihn Schiller bezeichnet, einfach, gerad, ruhig, kräftig, nicht in den Rath, aber wohl zur That taugend. So drängt er sich freilich weniger vor, hat aber dafür destomehr innere Gediegenheit. Die einzige Scene, wo das höchste Gefühl vorwaltend, ist der Apfelschuß, gewinnt aber dadurch noch mehr ergreifende Wärme, die auch vom Publiko mir dem lautesten Beifall gefühlt wird. Luise Wagner sprach den Knaben Tells recht wacker.
Bemerken müssen wir noch, daß auf die Art, wie jetzt der 5te Akt abgekürzt ist, er einen mehr störenden als erfreuenden Schluß des Stückes gewährt. Entweder muß der vierte Akt schließen, und dadurch das Ganze mit Geslers Tod sich enden, oder die Scene mit Johannes Pareieida, die so große Schönheiten im Dialog hat, und eigentlich der Schlußstein des Ganzen ist, darf durchaus nicht fehlen, wenn nicht die beiden Volksscenen des fünften Akts nach der gegenwärtigen Gestalt, wie bloße bewegliche Gemälde ohne Zusammenhang und Haltung bei ¦ dem Zuschauer vorübergehn, und, wie es auch diesmal geschah, den tiefen Eindruck des Frühern gänzlich verflächen sollen.
Am 22. April. La testa di Bronzo.
Am 23. April. Ser Marc Antonio.
Am 26. April. Die drei Wahrzeichen. Das Unterhaltende dieses Lustspiels bei so guter Besetzung und so trefflicher scenischer Anordnung wie hier, bewährte sich auch heute wieder.
Am 27. April. Der Wirrwarr. Hr. Schulz debütierte als Fritz Hurlebusch. Wir wollen über sein erstes Auftreten noch kein Urtheil fällen, machen ihn aber darauf aufmerksam, das in der Scene hinter der Bühne, wo er Babet den Spitzenschleier giebt, nicht die Rolle – möge auch der Darsteller nicht gesehen werden – kalt abgelesen, sondern eben diese Scene, als diejenige im Stück, wo bei Hurlebusch das tiefste Gefühl sich entfaltet, mit der innigsten Empfindung gesprochen werden muß.
Apparat
Zusammenfassung
Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 14. bis 27. April 1818, dabei besonders über „Wilhelm Tell“.
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas
Überlieferung
-
Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 107 (6. Mai 1818), Bl. 2v