Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 8. bis 13. Oktober 1818

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Donnerstag, am 8. Octbr. Theatersucht. Dem. Vohs gab Hanchen Fröhlich.

Sonnabend, den 10. Octbr. zum Erstenmale. Maometto, große tragische Oper in 2 Akten, mit Musik, vom Kapellmeister F. Winter. Maometto (Sigra. Tibaldi), Zapiro, Scheriff von Meoca (Sigr. Benincasa), Omar (Sigr. G. Sassaroli), Fanor (Sigra. Decavanti), Seide (Sirga. Sandrini), Palmira (Sigra. Funk). Der Inhalt dieser Oper ist im Grunde nur ein Gemälde einer Reihe von Intriguen und Schandthaten Mahomets bei der Einnahme von Mecca, und ich will nicht entscheiden, ob ein solcher Gegenstand edel genug für die Kunst sey. Hiervon aber abgesehen, so enthält die Oper viele interessante Situationen, die der Componist auch so benutzt hat, wie man es von einem so erprobten und erfahrnen Meister erwarten kann. Kraft und Feuer, lebendiger Ausdruck, schöner fließender Gesang und melodische Rundung und Klarheit beurkunden auch in diesem Werke (eines der letzten dieses würdigen Greises,) die sichre Hand des Meisters, und wer könnte es wohl dem Manne, der so viele Jahre der Kunst mit Ruhm und Ehre lebte, so Treffliches wirkte und schuf, und nahe am Ende seiner Laufbahn uns noch ein solches Werk liefert: wer könnte es diesem wohl so hoch anrechnen, wenn er darin uns auch manchmal in schon bekannte Gefilde führt und uns zuweilen an frühere Werke erinnert? – Mit Dank verweile man hier bei dem vielen Trefflichen, und man wird jenes gern übersehen. Unter die vorzüglichsten Stü¦cke dieser Oper rechne ich, in Hinsicht auf Charakter und lebendigen Ausdruck, wie auf schönen Gesang, das Duett von Zopiros und Omar: Cedi! è la sua vendetta sul capo tuo sospesa etc. Die ganze Scene zwischen Mahomet und Zopiro. Das Terzett im 2ten Akt von Zopiro, Palmira und Seide: Dio del Profeto nostro etc., und die 11te Scene des 2ten Akts, zwischen Palmira und Mahomet. Auch das Finale des 1sten Akts ist voll Jünglingsfeuer, obgleich nicht ganz von Reminiscenzen frei. Mit Recht können wir diese Oper unter die angenehmsten Erscheinungen der letzten Zeit rechnen. Gleiches Vergnügen gewährte uns der rege Wetteifer, wodurch Sigra. Funk und Sigra. Sandrini im schönen Verein Hand in Hand uns erfreuten.

F.

Sonntag, den 11ten Octbr. Die Bestürmung von Smolensk. In dem Gastspiele der Dem. Vohs, als Fedrowna, fanden wir bestätigt, daß diese brave junge Künstlerin sich mehr zum Ernsten und Sentimentalen, als zum Naiven und Humoristischen hinneigt, und bei fortgesetztem Fleiße im Ernstern recht vorzüglich werden kann. Mehrere Punkte der heutigen Darstellung, namentlich die Scene bei der bedrohten Hinrichtung ihres Vaters, verdienten und fanden Beifall. Auch Herrn Werdy’s Spiel als Fürst Swätoslaw, so wie Herrn Schirmer’s kräftige Treuherzigkeit als Urskoff, waren anziehend.

Montag, am 12ten Octbr. Sappho. Dem. Vohs, Melitta, als letzte Gastrolle.

Dienstag, am 13ten Octbr. Das Mädchen von Marienburg.

Apparat

Verfasst von

  • F.
  • Anonymus

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 8. bis 13. Oktober 1818, dabei besonders über „Maometto“ von Winter.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 258 (29. Oktober 1818), Bl. 2v

    Einzelstellenerläuterung

    • Sigra.recte „Sigr.
    • Sigra.recte „Sigr.

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