Aufführungsbesprechung Hamburg: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 22. Juli 1822

Als man am Montage, den 22. Juli, den Freischützen aufführte, rief man am Schlusse zuerst Demois. Stenz als Annchen hervor; hierauf Demois. Paasche, eine junge Sängerin, deren ich schon ehrenvoll in diesen Blättern gedachte, und die, unermüdet auf der Bahn der Kunstvollendung fortschreitend, sich die Liebe des Publikums immer mehr erwirbt, obgleich ihrem Spiele noch, wie ein Witzbold bemerkte, drei Dinge fehlen: Ein Liebhaber (um es zu beleben), ein Tanzmeister (um demselben Grazie zu geben), und ein guter Schuhmacher (weil sie einen schlechten zu haben scheint). Als Dem. Paasche zurücktrat, nachdem sie stumm für den Beifall durch eine Verbeugung gedankt hatte, ließ man den Vorhang so schnell nieder, daß die junge Künstlerin fast beschädigt worden wäre. Das Publikum, das dieses fürchten mochte, verlangte sie noch einmal zu sehen, um sich zu überzeugen, daß sie keinen Schaden genommen, und bei dem verwirrten Geschrei, das jetzt entstand, glaubte Hr. Woltereck (als Caspar, den er überaus brav gibt) sich gerufen, wie dieß der Fall zu seyn pflegt, und er trat hervor; aber ein Unbescheidner rief dem wackern, jetzt gewiß tief beschämten Künstler entgegen: Demois. Paasche! worauf er eiligst zurücktrat. Das übrige Publikum, diese unverdiente Schmach desselben tief empfindend, rief ihn nun einstimmig heraus, und er erschien mit Demois. Paasche, die er führte. Auch Hr. Klengel, der an diesem Abende nach längerer Abwesenheit zuerst als Max wieder auftrat, ward nach Demois. Stenz hervorgerufen, so daß man diesen Abend füglich einen Ruf-Abend nennen möchte, und alles dieses wäre recht hübsch ohne die Voreiligkeit desjenigen gewesen, der den braven Woltereck beleidigte, was um so mehr schmerzen muß, da dieser Künstler stets die liebenswürdigste Bescheidenheit an den Tag legte, und nie, auch nur die entfernteste, Arroganz blicken ließ, die zu einer Beleidigung desselben berechtigen könnte.

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