Korrespondenzbericht aus Prag: Juli 1819, mit Aufführung von Webers „Abu Hassan“ am 21. Juli 1819

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Korrespondenz und Notizen.

Aus Prag. (Fortsetzung.)

Unter die Rubrik der Neuigkeiten, die uns in diesen zwei Monaten dargeboten wurden, gehören noch ein Trauerspiel und zwei Opern. Zuerst sahen wir am 18. Juli Zriny, oder die Eroberung von Sigeth, Trauerspiel in 5 Akten, von Theod. Körner. Eine recht brav gelungene Darstellung, in welcher vorzugsweise die Herren Bayer und Wilhelmi als Zriny und Soliman glänzten. Der erstere gab diesen alt-christlichen, tapfern Helden mit einer Wahrheit, Kraft und Innigkeit des Glaubens, die nichts zu wünschen übrig ließen. In der Scene des 3. Akts, wo Soliman’s Gesandter ihn zur Uebergabe auffordert, im Weigerungsfalle mit dem Tode seines gefangenen Sohnes droht, und Zriny, nach kurzem Kampfe zwischen Vaterliebe, Ehre und Pflicht, der letztern muthig folgend, den Befehl gibt, die Neustadt anzuzünden, traten die genannten Eigenschaften in das hellste Licht, und erwarben ihm wiederholt den lautesten Beifall aller Anwesenden. Nicht minder trefflich gab Hr. Wilhelmi den Solimann, eine Rolle, die wohl zu den schwierigsten dieser Gattung gehört, indem die Verschmelzung zweier so heterogenen Dinge, als echte aufbrausende Heldenkraft und ein 70jähriges, dem Grabe zueilendes Alter sind, zu einer gefährlichen Klippe wird, an der das Darstellungstalent manches anerkannten Meisters zu scheitern vermag. Hr. Wilhelmi überwand glücklich alle Schwierigkeiten, und lieferte, besonders in der undankbar angreifenden Sterbescene, ein treues Bild des scheidenden Löwen seines Jahrhunderts. Mögen beide wackere Künstler über die ungerechten Angriffe im Wiener Sammler, No. 98, sich mit der Ueberzeugung beruhigen, daß der Areopag der Zuschauer ihnen Gerechtigkeit wiederfahren ließ, und die einzelne Stimme eines vielleicht befangenen Beurtheilers den Werth ihrer Kunstleistungen nicht zu beeinträchtigen vermag. Die übrigen Rollen, den Juranitsch ausgenommen, den Hr. Blumenfeld mit Feuer und Innigkeit gab, sind theils vom Dichter etwas stiefväterlich behandelt, theils durch nothwendige Abkürzungen, die dieses etwas zu breite Drama erheischt, fast ganz unbedeutend geworden, und es muß den sämmtlichen Darstellern deshalb zum Verdienst angerechnet werden, sie mit einem so lobenswerthen Fleiß und Kunstaufwande dargestellt zu haben. Von Seiten der Direktion war für drei neune Dekorationen, und eine zwar nicht ganz richtige, aber doch für eine Provinzialbühne ziemlich zweckmäßige Garderobe gesorgt worden, und so gewährte das Zusammenwirken aller Kräfte den Kunstfreunden einen erfreulichen Genuß.

Die am 21. Juli gegebene Oper: Abu Hassan, im einem Akt, Musik von Carl Maria v. Weber, konnte, trotz der trefflichen Komposition doch nur einen geringen Eindruck hervorbringen, da das Ganze ein mannigfaltiges, treffend nüancirtes Spiel erfordert, und die Hauptrolle der Fatime sich leider in den Händen einer Sängerin befand, bei der dieses Erforderniß ewig zu den unauflösbaren Problemen gehört. Unter diesen Umständen konnten die lobenswerthen Bestrebungen der andern mitwirkenden Individuen diesen Fehlgriff nicht verbessern, und das Ganze mußte dem unbefangenen, aufme[r]ksamen Zuschauer nur als ein mühsam zusammengefügtes Stückwerk erscheinen. Mit eben so unbedeutendem Erfolg gab man am 28. Juli die Räuberhohle, Oper in 3 Akten. Hier trug die veraltete Komposition, und die gedehnte, wenig Theilnahme erregende Handlung das Meiste zum Sturze dieses längst verschollenen, höchst mittelmäßigen Machwerks bei, und wir bedauerten aufrichtig die fruchtlosen Anstrengungen der Darsteller, die dieses matte Produkt vergebens aufrecht zu erhalten strebten. Es fiel, und scheint – sehr zweckmäßig – mit der zweiten Vorstellung begraben zu seyn.

(Die Fortsetzung folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

Korrespondenzbericht aus Prag

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Mo, Ran

Überlieferung

  • Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 19, Nr. 207 (21. Oktober 1819), Sp. 1656

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