Zur Erstaufführung der „Euryanthe“ in Königsberg am 23. Juni 1825

Jetzt folgte das Gastspiel des Künstler-Paars Devrient aus Dresden*. […] Mad. Devrient (geborene Schröder) trat auf als […] Euryanthe (in letzter Rolle dreymal, zum ersten Mal am 23. Juny). Liessen manche Leistungen der Mad. Devrient diess oder jenes zu wünschen übrig, | vorzüglich wohl desshalb, weil sie manche Rolle erst hier einstudierte, so befriedigte sie nicht nur jede Erwartung, sondern enthusiasmierte das an allen drey Abenden* überfüllte Haus als Euryanthe, durch meisterhaftes, ihrer Mutter würdiges Spiel und reizenden Gesang. Unvergessen wird dem hiesigen Publikum das Finale der ersten Aktes und die Scene am Bach im dritten Akte seyn. Leider ging mit Mad. Devrient diese geniale Tondichtung Webers für uns, wahrscheinlich auf immer, verloren, weil uns zur Aufführung der Oper Einiges fehlt, vornämlich die Partitur, dann eine Euryanthe, dann ein tüchtiger Chor, dann Decorationen, Garderobe u. s. w. Hr. Musikdirektor Braun hat mit den vorhandenen spärlichen Mitteln durch unermüdeten Eifer Unglaubliches geleistet; auch sind Hr. Geissler als Lysiart, Hr. Rohloff als Adolar und Mad. Braun als Eglantine mit Lob zu erwähnen. Warum Mad. Devrient in der Cavatine am Bach die schöne Stelle: was rieselst du im Haine etc. die doch gewiss in ihrer von Dresden mitgebrachten Partitur steht, wegliess, kann Ref. sich nicht gut erklären. Webers herrliches, aber äusserst künstliches Kunstwerk bedurfte übrigens einer solchen Darstellerin, um unser Publikum aus seinem Schlummer zu wecken. […]