Rezension: „Grand Duo concertant für Klavier und Klarinette Es-Dur“ von Carl Maria von Weber
Grand Duo concertant pour Pianoforte et Clarinette, par Charles Marie de Weber. Berlin, chez Schlesinger. (Pr. 1 Thlr. 12 Gr.)
Der geistreiche W. erfreuet uns hier mit einem Werke, das zweyen ausgezeichneten und an einander gewöhnten Spielern nicht weniger, als, wenn ihnen die Ausfuhrung‡ ganz gelingt, allen ihren Zuhörern – mögen diese gelehrte Kenner, oder gebildete Liebhaber, oder auch nur Personen | von Empfänglichkeit und Sinn für gute Musik seyn – einen reichen, belebenden, und auch sehr mannigfaltigen Genuss ganz gewiss gewähren wird. Ein origineller, feuriger Geist, und zugleich ein zartes, inniges Gefühl gehet durch das Ganze; eine beharrliche, gründliche Ausarbeitung, ohne alle Pedanterey und Schwerfälligkeit, zeigt sich überall, mehr in den Dingen selbst, als in den Formen; der melodische und der harmonische Theil jedes Satzes stehen in schönem und wohlerwogenem Verhältnis gegen einander; beyde Instrumente sind mit vollkommener Kenntnis derselben, und der, einem jeden wesentlichen Vorzüge behandelt, beyde trefflich verbunden, beyde auch ohngefähr in gleichem Grade beschäftigt und geltend gemacht; endlich, was man in einigen Stellen, z. B. Seite 4 der Klavierstimme in den zwey obersten Systemen, gegen die Schreibart einwenden könnte, trifft nur die Bezeichnung, nicht die Sache. – Das Werk bestehet aus einem feurigen, in Einem Gusse fortströmenden Allegro aus Es; einem ungemein zarten, aber keineswegs weichlichen Andante aus C moll; und einem heitern, zum Theil sehr pikanten Rondo aus Es, in welchem sich ganz besonders männliche Fröhlichkeit mit tiefem Ernst und sogar wehmüthigen Anklängen, gar wunderbar und effectreich mischt. – Beyde Spieler müssen der Composition selbst, und auch jeder seines Instruments mächtig seyn, wenn ihnen die Ausführung ganz gelingen soll; und ohne dies Gelingen würde das Werk sehr verlieren. Die Noten an sich sind nicht eben schwer, wenigstens nicht für den, der andere Arbeiten dieses Meisters bezwingen kann: aber was sie sagen, und wie es gleichsam ihnen nachgesprochen werden soll – das erfordert wahre Künstler, oder ihnen ähnlich gebildete Liebhaber; und auch diese müssen sichs wohl überlegen, auch beyde genau mit einander übereinstimmen – wobey denn der Klarinettist noch einen schwerern Stand bekommen möchte, als der Klavierspieler. Der Rec. gäbe ’was drum, eben dies Werk von Hrn. von W. selbst und Hrn. Bärmann in München, als für dessen Geschmack und Spielart es sich vorzüglich zu eignen scheint, ausführen zu hören! –
Apparat
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Charlene Jakob
Überlieferung
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Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 20, Nr. 24 (17. Juni 1818), Sp. 442–443