Aufführungsbesprechung Frankfurt/Main: „Oberon“ von Carl Maria von Weber am 16. September 1827

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Frankfurter Schaubühne.

Die Vorstellung des Weberschen Oberon (am 16. Sept.) hat die erwartete Wirkung nicht gemacht. Ueber das Warum? ließe sich manches sagen. Wir wollen wenigstens einiges berühren. Der Hauptumstand, der den Succeß hinderte, war: die Vorbereitungen zur Aufführung waren nicht vollendet, Maschinist und Decorateur mit ihrer schwierigen Aufgabe noch nicht fertig. Man hätte also die Aufführung aussetzen sollen. Doch es war einmal der Oberon für den zweiten Meßsonntag zugesagt und man wollte so gerne Wort halten! An andern Bühnen, wo Oberon gegeben wurde, unterbach man die Vorstellungen mehrere Tage vorher, um Zeit zu gewinnen für die nöthigen Decorationsproben. Hier erlaubte die Messe nicht, zu feiern. So kam es:

Daß dann zuletzt, da es zum Treffen ging,Des Stückes Glück an schwachen Fäden hing.

Sind nun auch die Fäden zerrissen, so gedenke unser Mieding (wir wissen nicht, wer hier die Functionen dieses von Goethe mit der Unsterblichkeit beschenkten Factotums der Weimarer Bühne bekleidet) der Verse:

Wie oft trat nicht die Herrschaft schon herein,Es ward gepocht, die Symphonie fiel ein,Daß er noch kletterte, die Stangen trug,Die Seile zog und manchen Nagel schlug.Oft glückts ihm; kühn betrog er die Gefahr;Doch auch ein Bock macht ihm kein graues Haar!*

Uebrigens traten noch andere Umstände hinzu, der ersten Vorstellung des Oberon zu schaden. Das Publikum erwartete wohl bei doppelten Eingangspreisen auch eine Doppeloper, d. h. ein ganz ausgezeichnetes Tonwerk; und Oberon ist nur eine auf glänzende Aeußerlichkeit berechnete Feenoper, die auf die Volksthümlichkeit des Freischützen nie Anspruch machen kann. Dem. Noisten spielte den Puck gar zu körperlich; von den Repräsentanten der Elfenwelt (Tourny, Noisten, Gutmann)* versprach man sich gleich zu Anfang keine Hexereien; den Sängern und Sängerinnen konnte nicht wohl zugemuthet werden, in drohender Lebensgefahr (die Decorationen wankten!) Kunstgerechtes zu leisten. Kurz es war ein confuser Abend und das Urtheil über die Oper sollte wohl ausgesetzt bleiben bis nach der zweiten Vorstellung, die, wie wir hören, nächsten Sonntag stattfinden wird.

Apparat

Zusammenfassung

über die EA des „Oberon“ in Frankfurt/Main

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Schreiter, Solveig

Überlieferung

  • Textzeuge: Iris. Unterhaltungsblatt für Kunst, Literatur und Poesie, Jg. 1827, Nr. 187 (19. September), S. 748

    Einzelstellenerläuterung

    • „… ihm kein graues Haar !“Die zitierten Zeilen stammen aus Goethes Gedicht „Auf Miedings Tod“ (1782).
    • „… , Noisten , Gutmann )“Dem. Gutmann gab die Titania.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.