Besprechung der Prager Silvana-Einstudierung 1817

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Prag. […]

Die liebliche Oper Silvana vom Carl Maria von Weber gewinnt von Production zu Production an Interesse, und wird fast in jeder Woche einmahl mit Vergnügen gesehen*. So sehr einige Kunstkenner sich über diesen Antheil ereifern, so ist es doch gewiß, daß der geniale Tonkünstler die Schwierigkeiten meistens glücklich überwunden hat, die ihm ein sehr mittelmäßiger Dichter in den Weg legte; dieser letztere hat den bekannten Stoff des Waldmädchens*, mit Pilgern, einem barbarischen Ritter, der sein Kind und alle Welt ermorden will, mit einem Turnier, Scharfrichter, Donner und Blitz, ein Paar unglücklichen, hoffnungslosen Liebenden, und endlich mit einer Art Pedrillo oder Cäsperle ausgestattet, und in der That recht sorgsam auf Knalleffecte hingearbeitet, ohne gerade viel hervorzubringen. Es war daher in der That keine kleine Aufgabe, diese poetische Arbeit mit einer Musik zu versehen, die vor dem Richterstuhl des guten Geschmackes Gnade finden konnte. Die Composition ist freundlich und charakteristisch wahr, und einige einzelne Stücke sind vom größten Effect. Die Besetzung war zum Theil gelungen. Daß nächst Dlle. Brand (Silvana), welche ihre Rolle mit der höchsten Wahrheit gab, und nur hier und da etwas zu natürlich wurde, Mad. Grünbaum und Hrn. Stöger der Kranz gebührt, ist ein gewöhnlicher Fall. Hr. Allram spielte den furchtsamen Knappen mit viel Laune, doch hat er wohl etwas viel zu singen; desto unbedeutender war der zweyte Knappe (Hr. Zeltner), der seit einiger Zeit seine starke Stimme zu verlieren scheint. Hr. Kainz gab den Ritter Adelhard mit Würde und Kraft. Kleidung und Decoration waren ziemlich gewählt und die Comparsen in leidlicher Ordnung.

[…]

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 9, Nr. 42 (8. April 1817), S. 168

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Woche einmahl mit Vergnügen gesehen“Nach der Premiere am 2. Februar 1817 fanden laut Tagebuch der deutschen Bühnen (1817, S. 339–341) bis Ende März Vorstellungen der Oper am 7. und 21. Februar sowie 5., 19. und 28. März statt.
    • „… den bekannten Stoff des Waldmädchens“In Prag war vor allem das Waldmädchen als Ballett bekannt, aber auch Webers erste Oper zu diesem Sujet war dort dreimal aufgeführt worden (in tschechischer Übersetzung als Nemá dívka am 2. und 9. März sowie 13. April 1806).

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