Aufführungsbesprechung Dresden: Berichte über die Konzerte von Nikolaus Kraft am 3. und Bernhard Romberg am 9. März 1819

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Dresden. Am dritten März spielte der königl. Würtembergische Kammermusicus, Hr. Kraft, im hiesigen Theater vor dem kleinen Stücke, der Abend am Waldbrunnen, dramatisches Idyll in einem Acte von Fr. Kind, ein von ihm componirtes Larghetto und Rondo für das Violoncell, und nach jenem Stücke eine andere Composition, ebenfalls von ihm selbst auf das Thema eines Gesanges von Piantanida: Son gelsoSonmino etc. gesetzt. Sein Spiel zeichnet sich durch Präcision in der Ausführung und durch schönen Gesang im Vortrage der Passagen aus. Seine Töne sind deutlich, rein und von dem Nasenlaute frey, den dieses Instrument und gewöhnlich seiner Natur nach hat. Er schien jedoch auf unser Publikum nicht allzugrossen Eindruck zu machen, woran wol die Wahl der Tonstücke Schuld seyn möchte, in welchen das Muntere, Abwechselnde und Imponirende fehlte, welches ein gebildetes Ohr fordert.

Am neunten gab der königl. Preuss. Kapellmeister, Hr. Bernh. Romberg, mit dem Beystande der hiesigen königl. Kapelle, im Saale des Hôtel de Pologne eine grosse musikalische Akademie, worin folgende Stücke vorgetragen wurden: Im ersten Theile: 1. Eine geniale, glänzende und schön ausgeführte Ouverture von Hrn. B. Romberg; 2. Arie in C dur aus Righini’s Armida, gesungen von Dem. Caroline Benelli. Die junge Sängerin bewies hierbey ihre lobenswürdigen Fortschritte der Kunst unter der Anleitung ihres Vaters: sie sang diese schwere Arie mit Präcision, richtiger Intonation und sprechendem Gefühle, so wie auch mit Leichtigkeit und Bravour in den Passagen, wofür ihr allgemeiner Beyfall ward; 3. Concert für das Violoncell, in Fis moll gesetzt und gespielt von Hrn. Romberg. Im zweyten Theile: 1. Variationen über russische Lieder in D dur, gesetzt und gespielt von Hrn. Romberg; 2. Arie aus Matrimonio segreto, von Cimarosa in Es dur: Pria che spunti in ciel l’aurora etc., gesungen von Hrn. Tibaldi. Obgleich dieses Stück schon etwas ältlich und mehr für die Bühne als für den Concertsaal geeignet ist, so bleibt es immer ¦ in seiner Art ein Meistërwerk: Hr. Tibaldi sang es so gut, dass er vollen Beyfall fand; 3. Capricio über schwedische Lieder und Tänze in E dur, von Hrn. Romberg in Musik gesetzt und gespielt.

Was sollen wir alles von diesem berühmten Künstler sagen? Alle Urtheile und das allgemeine Entzücken, welches er durch sein Spiel hervorbringt, bezeugen einstimmig, dass er der erste aller Violoncellisten sey. Seine Tonsetzung ist originell, seine Harmonie und Melodie klassisch und mit Recht kann man ihn, mit Rousseau, un des sanctuaires de l’harmonie nennen. In seinen Werken zeigt sich gründliche Einsicht mit hoher Begeisterung vereinigt und eine treffliche Haltung; die Orchester-Begleitung der Solo’s gleicht einem schönen Blumenstücke; die grössten Schwierigkeiten werden ihm leicht, seine Töne sind ein schmelzender Gesang, aus ätherischen Klängen gewoben. Allgemein war das Entzücken, allgemein der lauteste Beyfall.

[…]

Apparat

Zusammenfassung

Berichte über die Konzerte von Nikolaus Kraft am 3. und Bernhard Romberg am 9. März 1819.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 21, Nr. 15 (14. April 1819), Sp. 255f.

Textkonstitution

  • „wol“sic!
  • „Meistërwerk“unsichere Lesung

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