Todesanzeige für Otto Mohrhardt, 22. Februar 1814

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Todesanzeige.

Prag. – Den 22. Februar 1814 raubte der Prager Bühne eine ihrer schönsten Zierden. Mohrhardt ist nicht mehr!* – Er verschied am Morgen dieses Tages nach einem 12tägigen Krankenlager an den Folgen eines bösartigen Nervenfiebers und Hirnentzündung. Im 24sten Lebensjahre war er der Welt entrissen, und die innigste Theilnahme aller Freunde der Kunst, aller Menschen, die ein edles Gemüth zu würdigen verstehen, schmückt sein Grab. Er war aus der kleinen Zahl von Menschen, die selbst bey hervorstechenden Vorzügen keinen Feind haben; denn Offenheit und Herzensgüte, die Grundzüge seines liebenswürdigen Charakters entwaffneten jeden Neider. Eine unschuldige, rein menschliche Natur, voll Gefühl und Empfänglichkeit für alles Gute und Schöne, zwar seine Kräfte fühlend, aber durchaus anspruchlos, schien er für die Kunst, die er leidenschaftlich liebte, geboren, und war, ohne bedeutende wissenschaftliche Bildung, gleichsam durch Inspiration, fähig, die schwierigsten Charaktere darzustellen, und die richtigsten Urtheile über Kunstdarstellung auszusprechen. Jede seiner Bewegungen, jeder Ton von ihm sprach zum Herzen, weil er vom Herzen kam, und nur sein etwas hartes nordisches Organ, an das man sich erst gewöhnen mußte, verminderte sein großes Verdienst in etwas. Gleichwohl wird kein Freund und Kenner der Kunst sein eminentes Talent, das uns leider nur in wenig Rollen zu bewundern ¦ vergönnt war, verkennen, und in aller Augen glänzt tiefe Rührung über diesen so betrübten Verlust. Friede sey mit des Sängers Asche!*

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Zierden. Mohrhardt ist nicht mehr!“Bereits im Sammler Nr. 34 (27. Februar 1814), S. 136 findet sich die Miscelle: „Prag . – Am 22. d. starb der als Künstler allgemein geschätzte erste Tenorist, Herr Mohrhardt, am Nervenfieber.“
    • „… sey mit des Sängers Asche!“Im Anschluss folgt das Gedicht Todtenklage um Otto Mohrhardt, verfasst von W. A. Gerle.

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