Aufführungsbesprechung Leipzig: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 29. August 1824

Gestern hat der Freischütz hier sein Jubiläum gefeiert; er ist zum funfzigsten Male aufgeführt worden. Der Hofrath Küstner wollte dieß nicht bloß auf dem Anschlagzettel bezeichnen, sondern auch eine Feier des Wort- und Ton-Dichters damit verbinden. Es wurde daher eine leichte Abänderung des Schlusses beliebt. Die Worte des Eremiten: „Doch jetzt erhebt“ &c., blieben weg. Annchen bat den Grafen, den Brautleuten das Probejahr zu erlassen. Der Graf wies dieß zurück, weil er selbst von zwei Obern abhängig sey, die nun einmal das Probejahr wollten &c., und bezeichnete den Dichter und den Tonkünstler. – Kind und Weber! erwiederte Annchen. Die lieben Leute – sie kenne sie Beide wohl, und bei ihnen werde der Graf die Gewährung der Bitte schon verantworten. Schon 49 Mal wäre das Brautpaar auf das Probejahr verwiesen worden. Sollten sie heute zum funfzigsten Male vexirt werden, so kämen sie ja nimmermehr zum Ziele. – Lächelnd gab der Graf nach, versprach, es bei den Obern zu vertreten, die sie aber auch immer recht in Ehren halten sollten. Annchen winkte den Brautjungfern und diese brachten einen bekränzten Altar, an welchen jene zwei Lyren hing‡. Sie stimmten wieder die Brautgesang-Melodie an und feierten und ließen hoch leben den Dichter und Tonkünstler, und ein Transparent zeigte sich mit den Worten: „Heil dem Meisterpaare!“ – Der Vorhang fiel und das Publikum bezeigte seine lebendige Theilnahme.

Devrient aus Berlin ist nun bereits 14 Tage hier und hat, bedenklicher Krankheit halber, noch immer nicht auftreten können. Uebermorgen endlich, hoffen wir, wird er den Juden geben*.

Unterdessen hat uns Mad. Grünbaum in einigen Opern sehr ergötzt*.

Ein neuer Tenorist, Vetter, ist angenommen, der viel verspricht. – Immermann, der Verfasser des Thales von Ronceval, war einige Tage hier.