Programm eines „Großen Extra-Garten-Concerts“, darin „Quolibet-Walzer aus Neapel“ von Carl Maria von Weber

Correspondenz-Nachricht.

Aus Berlin. (Fortsetzung.)

Nun auch einmahl einen Rückblick auf die Poesie unseres Lebens. Je ärmer eine Stadt an Tummelplätzen für feine Belustigung ist, desto mehr geitzt und prahlt sie damit. So geht es auch uns. Die wenigen öffentlichen Orte, wo man sich im Freyen ergehen und vergnügen kann, sind im Stande, uns der ganzen übrigen Sandwüste vergessen […]. – Wie nur ein blauer Himmel etwas einladend herunterblickt, strömt auch Alles gleich aus den Thoren, wo uns schon der Thiergarten unter seinen freundlichen Zweigen aufnimmt; dieser ist ein wahres Sorgenfrey für die Berliner.

– Die vornehme Welt eilt nach den Bädern oder auf das Land; […].

Die Mittelklasse besucht im Thiergarten die zahlreichen Caffehäuser; […].

„Kämpfer“, „der Schulgarten“, „der Hofjäger“, „die Treibhäuser“ sind die Orte, welche vorzugsweise besucht werden. In der Woche hat jedes dieser Caffehäuser einen bestimmten Tag, an welchem in den Gärten von den Hautboisten der Garderegimenter Harmonie-Musikstücke aus den beliebtesten Opern aufgeführt werden, wo denn Spontini’s Werke immer am meisten glänzen, denn ohne Pauken, Trompeten und Lärmmaschinen, welche Kanonen, Kartätschen und Gewehrfeuer imitiren, kann das Concert nicht vollkommen seyn.

Die Handwerker und die dienende Klasse haben dagegen ihre Gartenbelustigungen vor den entgegengesetzten Thoren, wo denn auch sogenannte große Concerte executirt werden. Ich theile Ihnen ein Programm eines solchen Concerts mit, wie ich es mit großer Genauigkeit, von einem Zettel abgeschrieben habe, der im Format eines großen Bogens und mit Buchstaben wie die Thorflügel, gedruckt war:

„Auf vieles Begehren
Großes Extra-Garten-Concert
mit
Militärischen Gesang und großer Schlachtmusik
aufgeführt
von zwey Musikchören. Zum Beschluß
Allgemeines Hurra!

Erster Theil.

Ouverture aus Olympia v. Spontini.

Romanze aus Nurmahal v. Spontini.

Quolibet-Walzer aus Neapel v. Maria Weber.

Zelmiren-Marsch aus Venedig.

Pas de trois aus dem Ballett: Sesostris der große Zauberkönig.

Zweyter Theil.

Ouverture aus Ferdinand Cortes v. Spontini.

Quatuor und Canon, gefunden von der Familie Sanches aus Spanien.

Große Schlachtmusik von Nolte.

Entrée 2 Groschen, die Damen frey.“

Auch hier spielt Spontini eine große Rolle und man sieht daraus, welchen Einfluß das Theater auf das Publikum haben muß.

(Die Fortsetzung folgt.)