Ernst Pasqué an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Darmstadt, Freitag, 2. September 1864

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Verehrter Herr!

Ich antworte Ihnen sofort, vor allen Dingen bemerkend daß ich mit dem größten Vergnügen bereit bin für Sie und Ihr Vorhaben zu wirken.

Die fragliche Orig: Part:* Weber’s befand sich in Gr. Hofmusikbibliothek, ist aber jetzt dem Geheimen Cabinets-Archiv zugetheilt worden. Ich komme so eben vom Hr. Archivdirector Dr. Baur dem ich Ihren Wunsch mittheilte. Morgen früh wird derselbe S. K. H. dem Großherzog* darüber berichten und Mittag soll dann die Part: an die K. Bibliothek in Berlin (von Behörde zu Behörde) abgehen. Dieser Wunsch wäre danach so gut wie erfüllt.

Die Hofmusikbibliothek enthält nichts von dem was Sie suchen. Es ist noch eine Partitur da von Abu-Hassan, Copie und wahrscheinlich aus dem Jahre 1814 oder 1815*. Diese enthält mehr denn 8 Nummern (so glaube ich). Sollten Sie diese zu sehen wünschen so kann ich sie Ihnen übersenden lassen, ebenso das Textbuch von 1811 welches in hiesiger Theaterbibliothek ist*; Copie, doch Titelblatt a.

Im Archiv befinden sich außer den von mir in besagtem ArtikelAbu-Hassan“ mitgetheilten Briefe Webers noch einige andere, spätere, von seiner Hand, die ich mir copirte um solche dann später zu benutzen. Sollten Sie derselben aber wünschen, so ständen sie Ihnen mit größtem Vergnügen zu Diensten (die Copien nemlich!)

Webers Nachlaß (d. h. Gottfried W’s) seine Kunst-Korrespondenz, ist nicht nach dem Willen des Besitzers (lt. Cäcilia) der Hofbibliothek einverleibt worden, auch nicht der Hofmusikb: noch dem Archiv. Die Söhne Gottfried W’s besitzen solche noch. Auch glaube ich, wie Sie, daß der Sohn C. M. W’s in Dresden, nicht alles gehabt hat, wie er angiebt. Ich habe diese höchst merkwürdige Correspondenz nie gesehn, trotz aller Mühe die ich mir gab (wie Sie sich denken können), nur davon gehört habe ich, aus guter Quelle. Es soll eine ganze lange Reihe von Bänden sein, die die Erben hüten wie die ungeheuersten Schätze. Ich will indessen noch einmal, grade für Sie und Ihr Vorhaben, Schritte thun bei dem Sohne Gottfrieds, der Arzt ist und mit dem ich befreundet bin. Vielleicht erreiche ich doch etwas!

Und nun bester Herr, nehmen Sie vorlieb mit meinem guten Willen und dem einstweilen erzielten Resultat und scandalisiren Sie sich nicht zu sehr über meine schauderhafte flüchtige, weil sehr eilige Schrift! Mit aller Hochachtung
Ihr ergebenster
EPasqué

Apparat

Zusammenfassung

hat für J. beim Großherzog die Erlaubnis erwirkt, dass die autographe Partitur von Abu Hassan an die Kgl. Bibliothek nach Berlin zur Einsicht geschickt wird, teilt ferner mit, dass sich eine Partitur-Abschrift von Abu Hassan vermutlich von 1814 oder 1815 in der Hofmusikbibliothek befindet, ebenso ein Textbuch von 1811, das in der Theaterbibliothek ist, es ist eine Kopie mit autogr. Titelblatt; falls gewünscht, würde er auch diese leihweise nach Berlin senden können; im Archiv befinden sich Weber-Briefe, die er kopiert hat und J. zur Verfügung stellen würde; der Nachlass von Gottfried Weber wird von der Familie streng gehütet, er wird nochmals beim Sohn, den er persönlich kennt etwas für J. zu erwirken suchen

Incipit

Ich antworte Ihnen sofort

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 481

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • Am oberen rechten Rand Bl. 1r Empfangsvermerk von Jähns

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Die fragliche Orig: Part:“D-DS, Mus. ms. 1164.
    • „… S. K. H. dem Großherzog“Ludwig III. Großherzog von Hessen und bei Rhein (1806–1877), war von 1848 bis 1877 Großherzog von Hessen.
    • „… dem Jahre 1814 oder 1815“Verbleib unbekannt; vermutlich im Zweiten Weltkrieg vernichtet.
    • „… welches in hiesiger Theaterbibliothek ist“Verbleib unbekannt; vermutlich im Zweiten Weltkrieg vernichtet.
    • aAbk. von „autograph“.

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