Gustav Mahler an den Verlag B. Schott’s Söhne in Mainz
Wien,
Freitag, 8. oder Samstag, 9. April 1904
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1904-01-31: an Stephani
Folgend
- 1904-04-22: an Schott
- 1904-04-13: von Strecker
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
Folgend
- 1904-04-22: an Schott
Verehrter Herr Geheimrath!
Vielleicht haben Sie von meiner Euryanthenbearbeitung gelesen? Ich schicke Ihnen beiliegend‡ ein Textbuch*, aus dem Sie ungefähr ein Bild der von mir vorgenommenen Änderungen erhalten. Es unterliegt für mich nach den hier gemachten Erfahrungen keinem Zweifel, daß diese Bearbeitung die Schwächen des Buches endgültig beseitigt hat und nach und nach sich die deutschen Bühne erobern wird. Es kommen von allen Seiten (in letzter Zeit waren es Leipzig, Mannheim, Frankf. a. M., Lübeck, Altenburg etc[)] | An‡fragen, ob und wo meine Bearbeitung publiziert ist. — Ich habe, offen gesagt, an eine weitere Verwerthung meiner Arbeit nicht gedacht, sondern wollte lediglich für die Wiener Oper eine nach allen Richtung[en] einwandfreie dramatische Form des Werkes schaffen. — Nun aber liegt es nahe, diese Resultate meiner Arbeit auch der deutschen Bühne zuzuführen, und ich frage bei Ihnen an, ob Sie sich dafür interessiren würden, und die Publication meiner Arbeit so übernehmen wollten, daß dieselbe für die nächste Saison den Theatern zugeführt werden könnte. — Die nächste Aufführung der Euryanthe an unserer Oper findet im Laufe der nächsten Wochen statt. (Die Euryanthe ist schon 6 mal heuer in Szene gegangen, und das Publikum, | das früher in weitem Umkreis die Oper mied, wenn das herrliche Werk gegeben wurde, findet sich jetzt, wie zu einer Novität ein.)
Mit herzlichsten Grüßen und in Erwartung einer baldigen freundlichen
AntwortIhrergebenster
Mahler
Apparat
Zusammenfassung
weist auf seine Neueinrichtung der Euryanthe hin, die in Wien erfolgreich aufgeführt wurde und auch beim Publikum beliebt ist, legt Libretto bei; hatte die Einrichtung nur im Hinblick auf eine dramaturgisch geschlossenere Form für Wien vorgesehen, nun erreichen ihn aber Anfragen anderer Bühnen; fragt daher an, ob Schott an einer Drucklegung der Bearbeitung interessiert wäre
Incipit
„Vielleicht haben Sie von meiner Euryanthenbearbeitung gelesen?“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: 55 Nachl 100/B, 17022Quellenbeschreibung
- 2 Briefkarten (3 b. S.)
Karten mit Prägung: „DER DIRECTOR | DES | K. K. HOF-OPERNTHEATERS.“
am oberen Rand der ersten Karte von fremder Hand mit Bleistift: „W. 8/9 April 1904“ (vermutlich vom Empfänger erschlossenes Schreibdatum, möglicherweise aber auch Empfangsdatum); am unteren Rand der letzten Seite von derselben Hand mit Bleistift: „(Ich schrieb Mahler, der | seit hier 12 Tage im Auslande.“
mit Registraturvermerk des Verlages auf separater Beilage, demnach beantwortet am 13. April
- 2 Briefkarten (3 b. S.)
Textkonstitution
-
„… gelesen? Ich schicke Ihnen beiliegend“An diesem Wort ist von fremder Hand ein Bleistiftkreuz ergänzt und darauf bezugnehmend am untern Rand vermerkt: „* ist gekommen.“
-
„An“„die“ überschrieben mit „An“