Die Romanza appassionata – eine Komposition von Weber?

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Neben einem lange Zeit als Komposition Webers betrachteten Oboen-Concertino, das inzwischen als Werk Friedrich Witts ermittelt werden konnte, bereitet den Mitarbeitern der Gesamtausgabe noch ein weiteres konzertantes Bläserwerk mit Weber-Zuschreibung erhebliches Kopfzerbrechen: Erstmals tauchte es 1890 beim Verlag Oertel in Hannover als Romanza appassionata für Euphonion mit alternativer Begleitung für große oder kleine Militärmusik bzw. „Blechmusik“ auf. Da das Euphonion bzw. Euphonium erst 1843 entwickelt wurde, scheidet der 1826 gestorbene Weber als Komponist aus, es sei denn, die zuerst publizierte Version wäre nicht die originale gewesen, sondern – wie gelegentlich behauptet – eine Fassung für Posaune oder Fagott. Stilistisch deutet allerdings nichts auf Weber als Komponisten hin. Der eigentliche Urheber dürfte wohl eher im Umfeld der Militärmusik im späten 19. Jahrhundert zu suchen sein.

Der Verlag Oertel gab in der Folge auch Einrichtungen des Werks mit vollem Orchester sowie für Cello bzw. Kontrabass, Fagott, Posaune sowie Bratsche als Soloinstrument (jeweils mit Klavierbegleitung) heraus. Es folgten Ausgaben u. a. beim Moskauer Staatlichen Musikverlag (1932 für Posaune, Cello oder Fagott mit Klavier), bei The Cundy-Bettoney Co. in Boston für Posaune und Klavier (1939; Nachdruck von Carl Fischer, New York 1968) sowie ebd. für Horn und Klavier (1939). Durchgesetzt hat sich vor allem die Posaunen-Einrichtung, von der seit 1985 auch mehrere Einspielungen entstanden sind, die das Werk popularisiert haben. Auf dem Markt sind derzeit vom Verlag Editions Marc Reift in Zumikon bzw. Crans-Montana verschiedene Posaunen-Einrichtungen von Wolfgang Wagenhäuser bzw. John Glenesk Mortimer mit Klavier-, Streicher-, Holzbläser- bzw. Blechbläserbegleitung sowie die Fischer-Ausgabe.

Da von Weber aus den Jahren 1810 bis 1826 fast lückenlos Tagebücher vorliegen, in denen alle größeren musikalischen Werke vermerkt wurden, dort aber, wie auch in den bekannten Briefen, nie eine Romanze für Posaune oder Fagott erwähnt ist, erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie tatsächlich von Weber stammen könnte. Bis zum Beweis des Gegenteils wird dass Werk allerdings im neuen Weber-Werkverzeichnis seinen Platz zumindest unter den Zuschreibungen behalten.

Frank Ziegler, Montag, 8. Dezember 2014

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