Amalie Beer an Giacomo Meyerbeer in Mailand
Berlin, Mittwoch, 28. November 1821

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Signor Luigi Cernuschi

per il Signor Meyerbeer

Milano

Lieber Sohn!

Dein Schreiben von 10t Nov. habe ich gestern erhalten ich ersehe daraus daß Du noch immer nicht im stande bist mit Deinem Buche was mir sehr leid ist, ich in Deiner Stelle würde ein fertiges nehmen, wenn es auch schon componiert ist; thuen das andere kanst Du es auch thun, mir ist nur nichts leid als daß Du die Nächte wieder arbeiten muß und dadurch Deine Gesundheit schadest, mache daher, daß Du ja ehr je lieber aus Italien fort kömmst. - Ferner beklagst Du Dich daß ich Dir so selten schreibe das ist wahrlich nicht der Fall, Du mußt bereist mehrere Briefe von mir in Händen haben worauf ich aber keine Antwort erhalten habe, auch versichert mich Vater daß er öfters an Dich geschrieben hat. übrigens befinden wir uns Gott lob alle recht wohl, und leben sehr glücklich, Wilhelm wohnt bei uns, und es vergeht kein Tag wo wir nicht sagen, hätten wir nur | Giacomo und Michael bei uns, wir sehen daher mit Freuden den Augenblick nahen wo wir so glücklich sein werden euch bei uns zu sehen. An bei schicke ich eine Recension über Moralkis Oper* so gehst durch alle Bläter durch. den Auch hoffe ich daß Du jetzt den Klavier Auszug von Webers Oper haben wirst, wohl hast Du recht zu sagen das Wunderwerk, den ein Wunder muß bei der Ar[t] Oper sein denn mit rechten [Dingen] kann es nicht zu gehen denn bis jetzt ist sie 18 mal gegeben und, so wie sie angekündig wird ist kein Billet zu haben, es ist jedes mal Wache in Birau, weil man sich um die Plätze faßt schlägt, ist mir je eine Sache unerklärbaar gewesen so ist es diese Oper denn für mich gibt es nichts langweiligeres gerne möchte ich wissen wie sie in Wien* gefallen hat, manche sagen | sie hat furor gemacht, andre sagen sie [sei] durch gefallen, in mehrere Bläter ist sie gelobt, das weiß Weber alles zu machen. –

Noch gratulire ich Dich zu der neuen Nichte. Mutter und Kind sind wohl Doris träg mir auf Dich sehr zu grüßen, auch ist Babett* gestern glücklich von einer Tochter entbunden worden.

Nun gratuliere ich noch zu den glänzenden erfolg von Emma* in Rovigo, und schließe weil die post abgeht addio caro caro figlioA Beer

Editorial

Summary

u.a.: schickt ihm Rezension von Morlacchis Oper; hofft, dass er den Klavierauszug von Webers Oper erhalten habe; wundert sich über den enormen Erfolg des Freischütz, zweifelt Wiener Erfolg an; erwähnt Lob in mehreren Zeitungen, das aber auf Weber zurückgehen könne; u.a.

Incipit

Lieber Sohn! Dein Schreiben von 10t Nov. habe ich gestern erhalten

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: N. Mus. Nachl. 97, C/25

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest
    • PSt: a) BERLI[N] 29. NOV b) MIL[?]

    Corresponding sources

    • Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 439

Text Constitution

  • “den”crossed out
  • “bis”added above
  • RovigoRog” crossed out and replaced with “Rovigo

Commentary

  • “… per il Signor Meyerbeer Milano”Adresse von fremder Hand.
  • “… eine Recension über Moralkis Oper”Morlacchis Melodramma comico Donna Aurora ossia Il romanzo all’improvviso, uraufgeführt an der Mailänder Scala am 2. Oktober 1821; ein negativer Bericht findet sich u. a. in der AmZ, Jg. 23, Nr. 43 (24. Oktober 1821), Sp. 735.
  • “Wien”Die Erstaufführung des Freischütz in Wien fand am 3. November 1821 statt, mit Wilhelmine Schröder als Agathe.
  • “… zu grüßen, auch ist Babett”Babette Mosson (1788–1831), die Schwester von Minna Mosson und Nichte von Amalie Beer, hatte 1811 Hermann Julius Eberty (1784–1856, bis 1810 Heimann Joseph Ephraim) geheiratet. Am 27. November 1821 wurde als drittes und letztes Kind des Ehepaars die Tochter Anna Eberty (1821–1906) geboren.
  • “… den glänzenden erfolg von Emma”Meyerbeers Oper Emma de ResburgoUA, Teatro San Benedetto, Venedig 1819.

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