Erklärung von Karl August Böttiger an Johann Friedrich Kind, Dresden: 8. Februar 1824 (Teil 1 von 2)

Erklärung.

Ich werde durch meinen lieben, alten Freund, den Herrn Hofrath Kind, Mitherausgeber der Abend-Zeitung, darauf aufmerksam gemacht, daß in meinem "Blick auf Biographiien" in No. 10 des Wegweisers dieser Blätter, durch die Stelle, wo ich von Erschleichungen und Kunstgriffen spreche, wie sie ein Sachwalter sich erlaubt, der ganze ehrwürdige Stand aller Sachwalter angegriffen sey und – auf Ehrenerklärung dringen müsse. Um nun allen möglichen Mißverständnissen sogleich zu begegnen, bemerke ich, daß ich mir in argloser Unschlud gar nicht denken konnte, es könne, wo von Erschleichungen und Kunstgriffen die Rede sey, ein anderer als ein arglistiger Anwalt einer schlechten Sache verstanden werden. Indeß beeile ich mich, zur Abwehr alles Doppelsinns, hiermit feierlich zu erklären, daß ich vor allen ächten Priestern der Themis einen unbedingten Respekt habe, und, als ich mir jene Bezeichnung gestattete, nur die zahlreiche Sippschaft und Nachkommenschaft jenes berüchtigten Autolykus in’s Auge faßte, welche Ovid in der bekannten Stelle Weißschwarzfärber nennt. derjenige nämlich, welcher Gewerb es ist, alles zu verkehren:

Candida nigris et de candentibus atra.

Uebrigens dient dieß auf’s neue zur Lehre, daß man die Umstandswörter nicht sparen soll. Man hat mich zuweilen wegen des freigebigen‡ Gebrauchs dieser Umstandswörter getadelt. Da kommt es nun aber zum Vorschein, wie weit räthlicher es gewesen wäre, das Beiwort böse vor dem Sachwalter nicht zu ersparen! – Es war eine lobenswürdige Deutlichkeit, welcher sich jener Olyntische‡ Bogenschütze Aster befleißigte, als er auf den Pfeil, wodurch Philipp von Maccedoniensein rechtes Auge einbüßte, geschrieben hatte:

„Aster schickt dem Philippos diesen Todes-Pfeil!“

Man schreibe doch ja auf jeden Pfeil im Köcher der Rede die richtige, unfehlbare Adresse.

Den 8. Februar 1824. Böttiger