Georg Joachim Göschen an Helmina von Chézy in Dresden
Leipzig, Montag, 4. März 1822
1822.
Verehrteste gnädige Frau!
Ihr gütiges Anerbieten, und das Vertrauen, mit welchem Sie sich an mich wenden, verdient meinen herzlichen Dank, obgleich ich es nicht annehmen kann. Ich werde künftigen Monat 70 Jahr, da wird es denn nun Zeit, daß ich sachte gehe, und mein Haus bestelle. Auch unternehme ich jetzt nichts neues, außer Fortsetzungen und solche Artikel, zu deren Druck und Verlag ich mich schon früher verbindlich gemacht habe; mein Wort zu lösen, muß ich nun eilen, denn wenn man 70 Jahr alt ist, hat man nicht viel Zeit übrig.
Mein Vorschlag wäre aber, Sie wendeten Sich an Herrn Wallishauser in Wien, welcher viel mit dem Theater zusammenhängt, ein Mann ist, der sich für alles | was ins Gebiet der Künste gehört, sehr lebhaft intreßirt und wohl auch anständig honoriren wird. Er kann auch ein paar Ausgaben davon machen, eine kleine, welche an der Theatercaße mit verkauft wird, und eine gewöhnliche. Da Herr von Weber diese Oper vorzüglich für das Wiener Theater besorgt hat, so ist dieser Vorschlag wohl am besten. Doch überlaße ich es ganz Ihrem eigenen Ermessen und maße mir kein Urtheil darüber an*.
Mit vollkommenster Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn
Ihro Hochwohlgeboren
gehorsamer Diener
Georg Joachim Göschen.
Editorial
Summary
lehnt es aus Altersgründen ab “Euryanthe” zu verlegen und empfiehlt Wallishauser in Wien, da Weber die Oper für das Wiener Theater komponiert habe
Incipit
“Ihr gütiges Anerbieten, und das Vertrauen”
Responsibilities
- Übertragung
- Solveig Schreiter
Tradition
-
Text Source: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
Shelf mark: NL H. von Chézy 387Physical Description
- 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
- in der linken oberen Ecke von S. 1: An Frau Helmine von Chezy | geb. v. Klencke in Dresden.
- PSt: GRIMMA | 4. Mär 22.
- Siegelrest
Thematic Commentaries
Commentary
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“… mir kein Urtheil darüber an”H. v. Chézy ließ das Textbuch, wie empfohlen, bei Johann Baptist Wallishausser drucken, vgl. die überlieferten Briefe zwischen Wallishausser und der Dichterin.