Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Samstag, 1. September 1821

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Mein verehrter Freund,

Warum wollen Sie denn auf eine Gelegenheit warten, um mir die Houwaldschen Briefe über das Bild und den Leuchtthurm zu schicken?* Das HofPaket geht ja sehr sicher, und wenn Sie dieselben nicht der Abendzeitung beischließen wollen, so dürfen Sie nur einen besondern Umschlag unter meiner Adresse machen, und so das Volumen theilen.

Im Ganzen ist man jezt hier doch der Meinung, daß „das Bild“ bei dem Lesen größere Wirkung mache als bei der Aufführung, obschon leztere hier gewiß nicht vernachläßiget ist. Das, sagt man komme daher, weil im Stük mehr erzählt als gehandelt wird, und weil in den Charakteren nicht genug Contrast ist. Die innere Nothwendigkeit, daß der Marchese den Mahler ersteche, sieht man nicht ein; eben so gut hätte der Castellan der Mörder seyn können. – Uebrigens wird es immer unter den besten deutschen Trauerspielen hier seinen Plaz behaupten.

[…]

Heute wird das Theater am Kärnthner-Thor wieder mit dem Blaubart geöffnet; die Tochter Schröder singt darin*. Die Mutter ist noch hinter den Gardinen.       Wegen der Verpachtung des eben genannten Theaters erwartet man hier den Barbaglia, Pächter des Theaters San Carlo in Neapel, weil seine Bevollmächtigten sich nicht getrauen ohne ihn abzuschließen.

Leben Sie wohl. Ich bitte die Houwaldschen Briefe nicht zu vergessen. Gr.
[…]

Editorial

Responsibilities

Übertragung
Capelle, Irmlind

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 87

    Commentary

    • “… und den Leuchtthurm zu schicken?”Ernst Houwald, Briefe über Das Bild. Der Leuchtthurm. Die Heimkehr, Drei Trauerspiele, Leipzig: G. J. Göschen 1821.
    • “… die Tochter Schröder singt darin”Sie sang die Marie, vgl. u. a. den Bericht in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Jg. 6, Nr. 109 (11. September 1821), S. 924.

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