Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 15. August 1821

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Sie haben, mein verehrter Freund No. 183. u. 184. der AbendZeitung Ihrer lezten Sendung beizufügen vergessen, und ich bitte Sie darum.

Krug ist mit seinem Hülfsverein für Griechenland doch gar zu vorlaut und hätte unter jeder Regierung einen Verweis erhalten. An Geld fehlt es den Griechen gar nicht, und junge Männer (vermuthlich Studenten) zum Kreuzzug gegen die Türken aufzufodern, ehe irgend eine Macht gegen sie zu Felde zieht, ist höchst unbesonnen. Ist es zu wundern, wenn die Regierungen gegen die Universitäten und Profeßoren mißtrauisch sind? Was den Griechen Noth thut, wißen wahrlich die Staatsmänner in London, Paris, St. Petersburg, Wien und Berlin so gut als man es in Leipzig weiß; aber jene lassen den Verstand nicht mit dem Gefühl davonlaufen, und bedenken, daß ein Türkenkrieg ein unter alle Mächte Europas geschleuderter Zankapfel wäre.

Die geschnittenen Steine des Chev. Mathia sind in die Sammlung nach St. Petersburg gewandert, der sie vermacht waren. Mathia war bei der hiesigen Rußl. Gesandschaft angestellt, Maltheser u. St. Georgs-Ritter. Letzteren Orden hatte er bei der Belagerung von Oczarcow erhalten.

Das Burgtheater wurde am 1. Aug. mit 3. kleinen Stücken, Die Liebeserklärung*, der Secretair u. der Koch, Dir wie mir, eröffnet, und bis jezt wurden nur alte Gerichte aufgewärmt. Die Eröffnung nach den Ferien ist nie eine feierliche Epoche, weil fast alles auf dem Lande ist. | Die Schröder wird vielleicht erst nach 2. Monaten auftreten. Welches deutsche Theater gäbe seiner Ersten Künstlerin so lange Fristen?

Haben Sie die Güte mich dem Hhn. Geh. Rath v. Könneritz zu empfehlen, und ihm zu sagen, daß eine Sängerin von hier Mslle. Canzi, welche in der Begleitung eines pensionirten Majors Bon Zinnicq der sie erziehen ließ eine Kunstreise über Breslau, Dresden, Leipzig, Frankfurt, Stuttgardt, München nach Italien macht, mich um ein Empfehlungsschreiben an ihn gebeten habe, was ich ihr nicht abschlagen konnte. Sie ist hier in Concerten und im Theater an der Wien in mehreren Opern öfters mit Beifall aufgetreten.

Das Bild kann vielleicht noch zu Ende dieses Monats gegeben werden.

Leben Sie wohl. Ihr Gr.

Editorial

Responsibilities

Übertragung
Capelle, Irmlind

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 82

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