Justus Eduard Böhme to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Hamburg, Friday, October 16, 1868

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Werthgeschätzter Herr Musikdirector,

Ihre geschätzten Zeilen vom 14ten habe ich mit Interesse empfangen, nur bedaure ich recht sehr, daß ich nicht im Stande bin, die, bei Ihrer mühvollen und so sehr verdienstlichen Forschungen, nothwendige Auskunft geben zu können; wie ich Ihnen schon früher schrieb, bin ich erst seit 1820 im Geschäfte, aus der Erinnerung kann ich daher nur wenig und nicht einmal Zuverlässiges schöpfen; mein Lager müßte mir daher zu Hülfe kommen; allein mein alter Verlag, Musikalien als auch die Zinnplatten sind mir beim Brande 1842 gänzlich zerstört; nur mein Auslieferungslager in Leipzig blieb mir übrig, daß nun solches nicht den ganzen Verlag, namentlich sehr alte Artikel enthielt, ist begreiflich, dieser Rest nun ist das Einzige woraus ich mir Rath erholen kann; selbst den im Eingang Ihrer geehrten Zuschrift erähnten alten Verlags Catalog besitze ich nicht einmal, sondern nur 1 Ex: von demjenigen von 1832 und zwar durch Freundlichkeit eines auswärtigen Jugendfreundes.

Ich erlaube mir nun Ihre Fragen nach der Reihnfolge wie sie gestellt zu beantworten:

1 Erinnerung Schweigend [in] des“ ist ganz (folgt hiebei) ist ganz dasselbe wovon Sie eine Abschrift besitzen – den Einwand den Sie dagegen erheben, daß Weber dieses nicht bereits 1802 componirt haben könne, da Körner d.Z. noch im Knabenalter stand, war mir auch gewärtig, daher ich bei Ihrer ersten Anfrage, obiges Lied, welches ich unter meinem Vorrath noch fand ganz unberührt ließ; ob hier nun gar eine Verwechslung mit Gottfr. oder B. A. Weber zum Grunde liegt kann ich nicht nachweisen, in Whistling’s Handbuch 1845 ist unter beiden obige Composition nicht aufgeführt, in meinem Sortiment von Gottfr.W. findet sich kein Lied: Erinnerung – freilich habe ich seine Lieder Compositionen nicht complet aufm Lager.

2/ über eine Composition von B. A. WeberUmsonst entsag ich“ ist mir nichts erinnerlich, ich kenne nur die im Thema von Ihnen aufgegebene von C. M. v. W. aus seinem op. 71 und auch nur daher allein, aus keiner andern Quelle; wie ich Ihnen schon am Eingang meiner heutigen Zeilen sagte, habe ich keinen älteren Verlags-Catalog als den von 1832; darinn ist nichts davon verzeichnet; in meinem Lager ist auch kein Ex: vorhanden; auch desen Passus vermag ich leider nicht aufzuklären; wahrscheinlich war die in Rede stehende Composition von Weber bei Anfertigung des Catalogs von 1832 schon ganz vergriffen, und daher nebst andern älteren Artikel nicht wiederum aufgenommen. –

3/ Von Bornhardt’sLeyer & Schwerdt folgt heute ein vollständiges Ex: (ebenso Erinnerung v. Weber ) Sie sehen daraus daß es sämmtlich, bis auf wenige, Compositionen von Bornhardt sind, wo B. fremde Comp. benutzt hat, findet es sich verzeichnet, eine Webersche Composition ist nicht darunter; – die in meinem Catalog verzeichneten einzelnen Lieder als: Die Eichen Mein VaterlandFrisch auf . Lützows wilde Jagd. sind aus dem ganzen Werke nur einzeln abgedruckt, also keine andre Compositionen. –

Beim Nachsuchen der alten Schätze fand ich noch beifolgendes Lied: Serenade Lausch’ Geliebte“ von Weber, bei Rudolphus in Altona erschienen, ein Verleger, welcher seit länger als 50 Jahre nicht mehr existirt; von welchen Weber aber diese sehr einfache Composition ist, darüber fehlt mir ebenfalls jeglicher Nachweis. – es sollte mir Leid thun, wenn ich dadurch neue Zweifel bei Ihnen erregt hätte, allein ich glaubte Ihnen diese Rarität, vielleicht das einzige Ex: welches noch existirt, nicht vorenthalten zu dürfen. –

Ihre scherzhafte Zusage: mich nie wieder mit einem solchen Attentat von Brief zu gerechtem Zorne zu reizen wird wohl auf mich eine sehr ernsthafte Anwendung finden; ich glaube sicherlich, daß die so äußerst dürftige Beantwortung Ihrer Fragen, Sie wohl veranlassen wird, sich nicht ferner an mich zu wenden, denn im Grunde genommen habe ich doch zur Aufklärung Ihrer Zweifel leider gar nichts thun können; aber mein werther Herr, rechnen Sie’s mir nicht an, Sie wissen wohl „ein Schelm giebt mehr als er hat.“ –

Bei Empfang der beigehenden Musik, wird Ihnen die Frage auf den Lippen schweben, was damit beginen? Ich für mein Theil weiß sie nicht zu beantworten, nur mögte ich Sie bitten sie mir nicht zu retourniren.

Indem ich schließlich die Hoffnung ausspreche, daß bei Ihren ferneren Forschungen Ihnen ein besseres Resultat als das heutige erblühen möge, grüßt Sie mit hochachtungsvoller Ergebenheit
Joh. Aug. Böhme

Editorial

Summary

bedauert, die Fragen von J. nur unzulänglich beantworten zu können. Sein altes Verlagsarchiv ist 1842 beim Brand vernichtet worden, ihm steht nur sein Leipziger Auslieferungslager zur Verfügung, der älteste Katalog, den er noch besitzt, ist von 1832. Lied Erinnerung, zweifelhaft ob von Weber, Komposition von B. A. Weber: Umsonst entsag ich (nichts bekannt); Bornhardt: Leyer u. Schwerdt (Expl. liegt bei), ebenso Lied Lausch o Geliebte von Weber im Verlag Rudolphus in Altona

Incipit

Ihre geschätzten Zeilen vom 14ten habe ich mit Interesse empfangen

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 69

    Physical Description

    • 1 DBl., 1 Bl. (5 b. S. o. Adr.)

Text Constitution

  • “(folgt hiebei)”added above
  • “fand”added above
  • “ebenso”crossed out
  • “Erinnerung”crossed out
  • “v.”crossed out
  • Webercrossed out
  • “an mich”added above

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