Carl Maria von Weber an Thaddäus Susan in Salzburg
Augsburg, Donnerstag, 23. Dezember 1802
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Dezember 1802.
Lieber Freund und Bruder
Mit inniger Freude habe ich deinen lieben Brief vom 20ten dieses erhalten und doch daraus gesehen das wahre Freundschaft sich durch Entfernung noch fester bindet, gesund und wohl wirst du seyn, und das ist mir genug um ruhig zu seyn. O ich kann dir gar nicht sagen wie abgeschieden und traurig ich hier lebe hätte ich Meine Musik nicht, ich müste bald verzweifeln, und noch dazu keine Seele zu haben die so mit mir empfindet, das schmerzt, besonders wenn ich dann an die beiden so kurzen, Seelig verlebten Tage mit dir denke, – Schreibe mir ja doch recht oft und viel denn deine Briefe sind noch das einzige welches mich etwas aufheitern und in die lieben Zeiten unserer Bekanntschaft zurükversezen kann. – Doch, du wirst denken der schwärmt. – wegen H: Schneider und des Coburger Hofes willst du nähere Nachrichten haben? hier sind alle die ich dir geben kann*. Der Herzog und die Herzogin sind selbst große Liebhaber der Musik, und die Großfürstin von Rußland die sich da aufhält ist eine Rasende | Liebhaberin und starke Klavierspielerin, kurz der ganze Hof ist Musikalisch. An H: Schneider Nun /: es ist nicht der von dem das Flöten Konzert ist heist G. A. Schneider* und unsrer heist Laurenz Schneider, und sind von ihm 3 KlavierSonaten bey Gombart gestochen* :/ findest einen Mann ganz nach dem Herzen der Musik geschaffen, der anfangs zwar den Menschen den er noch nicht kennt nicht‡ mit Hofkomplimenten empfangt, der aber gleich warm und Herzlich wird sobald er den Mann findet den er an dir finden wird. er Componirt vortrefflich mit unendlichem Feuer. Gefühl, Kunst und Originalität, er spielte mir einiges aus seinen beiden Opern Alkol und die Hochzeit im Baade. /: wozu die Texte der dortige Musik Intendant H: von Wangenheim recht schön verfertigt hat :/ vor welches mich ganz entzükt hat. Kurz du kannst denken daß ich meinen Freund Susann an keinen schlechten oder für ihn unpassenden Ort weisen würde. Eine sehr brave 1ste Oboe ein guter 1ster Fagott ein braver Contrabass. und endlich einen‡ vortrefliche erste Geige und Direktor wirst du an H: Schneider selbst finden. die Flöte ist sehr schlecht bestellt. |
Deinem Plan zur Mus: Zeitung sehe ich mit Erwartung entgegen. Du meinst ich sollte mich mit H: Gombart nicht zu sehr binden? Da kennst du ihn schlecht, er ist zu wenig MusikHändler und zu sehr Musikkenner als das er partheyisch seyn sollte. an deinen Bemühungen für das Lexicon erkenne ich mit vielen Dank den warmen Kunstverehrer. H: Michael Haydn hab ich nicht geschrieben und du würdest mich sehr verbinden wenn du ihn auch ad coram nähmst wie auch Gatti*. Das Musikal: Taschenbuch 1803 habe ich noch nicht eigenthümlich bekom es aber nächstens. eine Rezension davon steht in der Musikal: Zeitung 9tes oder 8tes Stük vom Neusten Jahrgang*, du würdest mich aber durch deine Recension sehr erfreuen*. Daß du glaubst ich habe nicht mehr Portraits wie Wallner hat mich wirklich sehr zu lachen gemacht. bitte ihn doch um sein Verzeichniß nebst viel Empfehlungen von mir.
Papa und Frau Tante grüßen Dich Herzlich und ich bin wie immer dein dich ewig liebender Freund und Bruder C:M:v:Weber
Antworte mir doch ja bald. Das liebe Du habe ich wie du siehst mit Freuden angenommen. grüße mir doch […]‡ Raming, und erinnere H. Türk mir zu schreiben adieu. |
Ich schike dir hiebey einige Kleinigkeiten von mir. Grüße mir alles Bekannte und alles was von mir was hören will. – Herrn Schwaiger dächte ich dürfte man wohl acceptiren. Empfele mich besonders dem das an‡ der Gegeng‡ des Michaeli Thors gesucht wird. nochmals adieu.
Editorial
Summary
gedenkt wehmütig der gemeinsamen Tage; über den Coburger Hof und den dortigen Musikdirektor Schneider, den er ihm empfiehlt; erwähnt S’s Plan zur Mus: Zeitung und andere literarische Vorhaben sowie dazu nötige Kontakte; erwähnt seine Portraitsammlung und legt “einige Kleinigkeiten” von sich bei
Incipit
“Mit inniger Freude habe ich deinen lieben Brief”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Augsburg (D), Staats- und Stadtbibliothek (D-As)
Shelf mark: Autogr 141Physical Description
- 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
- mit Vermerk: Beantwortet den 26ten Juny 1803. | mit 4 Bogen.
- auf Bl. 1r am oberen Rand von fremder (Susans?) Hand No 2.
Provenance
- Walter R. Benjamin Autographs, New York: Collector. A Magazine for Autograph and Historical Collectors 69 (1956), S. 105
Corresponding sources
-
Briefe von Carl Maria von Weber, in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, hg. von Friedrich Witthauer, Jg. 28, Nr. 1 (2. Januar 1843), S. 1f.
-
Ludwig Nohl, Mosaik. Leipzig 1882, S. 64–66 (unvollst.)
Text Constitution
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“nicht”crossed out
-
“n”crossed out
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illegible text (approx. 3 characters)
-
“an”uncertain transcription
Commentary
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“… tes Stük vom Neusten Jahrgang”AmZ, Jg. 5, Nr. 7 (10. November 1802), Sp. 116–126.
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“… durch deine Recension sehr erfreuen”Vgl. dazu Eveline Bartlitz, Ein-Blick in Carl Maria von Webers Bücherschrank, in: Weberiana 17 (2007), S. 29.
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“Gegeng”recte “Gegend”.