Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Prag, Mittwoch, 20. Januar 1813

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an Mlle: Koch.

Meine theure Freundin.      Ihnen vor allem gebührt der innigste Dank für die Feyer des 18t Nos[.]* Nur Sie waren gewiß die Aufmerksame, die mir einmal meinen Geburtstag abgelokt hat. aber ich weiß es auch zu erkennen und zu würdigen. die lieben sogenannten Servietten Bänder*, sind schon ihrer Bestimmung gemäß verwendet, und thuen abwechselnden Dienst an meinem Leichnamm, mit einem früher in Berlin erhaltenen, weil es Unrecht wäre, daß der neue Ankömling /: obwohl gewiß so wohl aufgenommen wie möglich :/ den alten ganz verdrängte.      In Ihrer Bemerkung daß ich die Bänder brauchen sollte wenn ich in Prag eine ähnliche Familie fände wie die Ihrige, find ich eine kleine Portion Boßheit, denn Sie sind gewiß zu gut überzeugt daß ich sie nicht wieder so finden werde. auch könnte ich sie ja gar nicht dazu brauchen, und da nach Ihrer Einrichtung und das wusten Sie wohl.

Ich warte recht mit Ungeduld auf Ihre ausführlichen Berichte, können Sie wohl glauben daß ich unverschämt genug war, so halb und halb zu hoffen hier einen Brief schon, von Ihnen zu finden? Sehn Sie, so ist der Mensch, wie die Kinder, – mehr haben, alles haben, die Texte wollen mich nicht recht ansprechen auch sind mir die meisten schon bekannt und componirt. aber Sie sind nicht böse darüber nicht wahr? daß Türks nicht bey der Feyer | waren, thut mir freylich leid, es geht aber nicht bey den einmal bestehenden Verhältnißen; jedes bewege sich in seinem Kreise, und das ist auch mit unter recht gut. Grüßen Sie sie bestens von mir. ich bin ihnen auch schon lange Antwort schuldig, aber wenn Sie wißen könnten wie viel immerwährend auf mich einstürmt, würden sie gewiß nicht böse seyn, ich hole es aber bestimmt diese Woche noch nach. Bis jezt bin ich noch gar nicht froh hier, denn Sie wißen mit dem sogenannten Ehre anthun, auf den Händen tragen, pp ists bey mir noch nicht abgethan. ich verlange mehr. Freylich kann das nicht alles auf einmal kommen. Ein unabsehbares Heer von Arbeiten erwartet mich, und es wird mir auch leider wenige Zeit zum eigentlichen Arbeiten übrig bleiben. Ich bin begierig zu wißen was Sie von meinem Entschluß halten und welche Sensation es auf unsre Freunde macht. Ich glaube jeden Andern, und vor Jahren vielleicht auch mich, hätte eine so Ehrenvolle Anstellung sehr erfreuen können, jezt wirkte es gar nicht auf mich, es ist mir so gleichgültig gebliebenT daß ich mich ordentlich über mich ärgre.

Es that mir recht wehe daß ich Wöhner nicht antworten konnte, aber er schrieb mir daß er nach den Feyertagen Berlin verlaße, und den Brief erhielt ich d: 29t Abends also konnte ihn meine Antwort nicht mehr treffen. haben Sie doch die Güte mir zu schreiben, wo er jezt ist, damit ich ihm wenigstens schreiben kann. in Leipzig war in keinem Fall etwas für ihn zu machen.

Laßen Sie mich nun nicht lange auf Antwort warten theure Freundin[.] mein Freund Gänsbacher empfiehlt sich Ihnen unbekannter Weise aufs beste, er ist mir Trost und meine Stüzze hier. nochmals den herzlichsten Dank Ihres unveränderlichen Webers.

Editorial

Summary

bedankt sich für Geburtstagsglückwünsche und Berliner “Gedenkfeier”; klagt über “Heer von Arbeiten” in Prag

Incipit

Meine teure Freundin. Ihnen vor allem gebührt der innigste Dank

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A e, 6

    Physical Description

    Corresponding sources

    • Virneisel/Hausswald, S. 68–69 (Nr. 5)

Text Constitution

  • “und da”crossed out
  • Sie“sie” overwritten with “Sie
  • daß“das” overwritten with “daß

Commentary

  • “… des 18 t Nos .”Nos = novissimi, vgl. dazu Eveline Bartlitz: Die Briefe Webers an Caroline Brandt 1814–1817. Marginalien zur Edition, Biographie und Aufarbeitung des Erbes, in: Beiträge zur Musikwissenschaft Jg. 30, Heft 1/2 (1988), S. 76.
  • “… die lieben sogenannten Servietten Bänder”Gemeint sind die Hosenträger, die Weber laut Tagebuch am 28. Dezember 1812 von Friederike Koch bekommen hatte. Laut Tagebuch zahlte er am 18. Januar 1813 für deren Änderung.

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