Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Castelli in Wien
Dresden, Donnerstag, 8. Januar 1824
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- 1824-01-08: to Stieglitz
- 1824-01-08: from Weber
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- 1824-01-08: to Theaterintendanz Karlsruhe
- 1824-01-09: from Spohr
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- 1819-06-13: to Castelli
- 1823-11-25: from Castelli
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Mein lieber Bruder!
Schon längst hätte ich an dich geschrieben, wenn mich nicht 3 Dinge abgehalten hätten. 1tens daß ich keine Zeit hatte, 2tens daß ich nicht zu schreiben wußte was das Porto werth gewesen wäre, und 3tens weil ich dir schön schreiben muß, sonst kannst du’s nicht lesen. Aus diesem kannst du nun also sehn wie weit meine Schönschreibekunst geht. Was das Porto werthe betrifft, bitte ich dafür meinen guten Willen zu nehmen.
habe Dank für die übersendeten Giftpilzlein von das Schesir. ich habe sie kaum hinlänglich gelesen, und mich doch noch etwas weniges mehr als vonnöthen, darüber geärgert. Einer Erwiederung u. s. w. schien mir die Frau nicht werth; /: das Epigramm Z. B. war gar zu dumm :/ und so mögt ihr alle es wohl auch gefunden haben sonst hättet ihr euch ihrer erbarmt. Sie mag also zwegen meiner so lange Gift spucken bis sie sich selbst einmal ausspukt.
Die beiden Dosen Aspektanten wirst du wohl erhalten haben. mögen sie deinen Beyfall haben. da ich noch immer allein im Dienste bin, habe ich unglaublich viel zu thun.
Euryanthe wird in Berlin erst nach Spontinis Alcidor auf die Bühne kommen, wenn er nehmlich noch diesen Carneval fertig wird; außerdem, bald.
Die Neider heben ihr Haupt gewaltig. dagegen erhalte ich aber auch ungefodert von den Besten der Nation Zuschriften der ehrenvollsten erfreulichsten Anerkennung. |
Man hat hier Briefe aus Italien, die sagen daß Barbaja in 24 Stunden habe Neapel verlaßen müßen*. Was wißt ihr davon in Wien? und welchen Einfluß hat das auf die Pachtung*.
Bäuerle hatte unter meiner Adreße eine heftige Anzeige der durchgefallnen Rosamunde für die Abend-Zeitung eingeschikt. wahrscheinlich glaubte er mir dadurch Freude zu machen; sezte mich aber noch mehr in Verlegenheit. Winkler stand natürlich an es zu drukken; was mir ganz recht war.
Vor der Hand haben die 11 bedeutendsten Bühnen Euryanthe bestellt, und theilweise erhalten*. die Erzählung der Vision* habe ich noch zusammen gezogen* daß sie um eine Minute kürzer ist. du weißt wie viel dieß in solcher Situation ist. die Honorar Bestimmungen für die Chezy machen mir viele Schreiberey, aber die Direktionen fügen sich dochT, zu meiner großen Freude, theils um der Zukunft willen, theils um feurige Kohlen auf ihr Haupt zu sammeln. in diesen Tagen werde ich ihr durch meinen Advokaten schreiben laßen.
Grüße die würdige Mutter LudlamT aufs beste von ihrem geplagten Sohne. so alle anderweitigen Freunde, schreibe bald, und behalte im neuen Jahre lieb, deinen alten mit herzlichster Liebe, dir zugethanen CMvWeber. Dresden d: 8t Januar 1824.
Editorial
Summary
bedankt sich für Übersendung der “Giftpilzlein” der Chézy, über die er sich sehr geärgert habe; berichtet von Aufführungsplänen, Anerkennung und Neid um die Euryanthe; erkundigt sich nach Schicksal Barbajas; erwähnt die “heftige Anzeige” Bäuerles bzgl. der durchgefallenen Rosamunde für die Abend-Zeitung, die von Winkler zurückgewiesen wurde; Euryanthe: kleine Änderung vorgenommen, Anfragen bedeutender Bühnen; Ärger wegen Honorar für Chézy; Grüße an ‘Mutter Ludlam’
Incipit
“Schon längst hätte ich an Dich geschrieben, wenn mich nicht”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 26Physical Description
- 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
- Siegelrest und -loch
- PSt: DRESDEN | 9. Jan. 24
- am unteren Rand Bl. 1v von Aloys Fuchs ergänzt: “(:Carl Maria v Weber:)”
Corresponding sources
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Kaiser, Georg: Ein unbekannter Brief Webers an Ignaz Franz Castelli, in: Der Merker. Österr. Zeitschrift für Musik und Theater, Wien, 1. Jg., 3. Heft (10. Nov. 1909), S. 99–100
Thematic Commentaries
Commentary
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“… Stunden habe Neapel verlaßen müßen”Barbaja, aus Wien nach Neapel zurückgekehrt, erwog aus finanziellen Gründen, seinen Vertrag als Impresario der königlichen Theater in Neapel nicht zu verlängern. Im Dezember 1823 unterzeichnete sein Nachfolger Glossop seinen Vertrag, den er am 30. Mai 1824 antrat. Welche Gerüchte Weber zu Ohren gekommen waren, ist ungewiss; polizeiliche Untersuchungen gegen Barbaja gab es erst in der Folge eines Brandes im Teatro San Carlo im Februar 1824.
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“… . die Erzählung der Vision”Nr. 6 Largo der Euryanthe „Am letzten May“.