Aufsatz über Stuttgart

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Ansicht des Gegenwärtigen Zustandes der Kunst und Literatur in Stuttgart.Δ

UnstreitigΔ haben wenige Städte Deutschlands sich so vieler vorzüglichen Köpfe und Talente in ihren Ringmauern zu erfreuen, als Stuttgart, wo der stille bescheidene Geist, der in sich selbst fortwirkt, und zufrieden mit seiner Wissensfülle wenig nach Prunk und Ruf von außen geiztΔ, und wo – durch nichts aufgemuntert, um desto mehr die eigene Kraft und das Streben nach Oben erkannt und hervorgezogen zu werden verdient. Alle bedeutendere Städte Deutschlands erfreuen sich schreibender mittheilender Seelen, die von ihren Umgebungen sprechen, und die AufmerksamkeitΔ der Welt auf sich zu leiten suchen; aber beinahe noch nie erinnert sich Ref. irgendwo eine ausführlichere Notiz von StuttgartΔ gelesen zu haben. Es ist freilichΔ auch schwer das Gute in Stuttgart zu finden, weil kein öffentlicher Vereinigungspunkt irgendeiner Art Gelegenheit darbietet die Bewohner kennen zu lernen, und keinem Fremden ist es daherΔ zu verübeln, wenn er mit der schiefsten Ansicht Stuttgart verläßt, und nur auswärts durch bedeutendere Werke, indem er sich nach ihrem Verfasser erkundigt, zu seinem Erstaunen erfährt, daß er in Stuttgart – vielleicht kaum von seinen täglichen Gesellschaftern als Schriftsteller gekannt – lebt.Δ

Dem LiteratorΔ bleibt freilich noch immerΔ eher der Trost, sich von seinem Schreibepult aus mit der Welt bekannt und vertraut zu machen, und in so fern kann er ¦ leichterΔ das ausgedehntere Gesellschaftsleben entbehren; obwohl auch für ihn und andere manches Mittel zur weitern Bildung und Menschenkenntniß, was offenbar nur durch gesellige KreiseΔ, die Brennpunkte gegenseitiger IdeenauswechslungenΔ erreicht werden kann, – verloren istΔ. Aber doch kann die sogenannte eigentliche Gelehrsamkeit immer noch eher ohne dieß bestehen, als die Kunst. Δ Diese Tochter des menschlichen Umgangs lebt nur in demselben; denn es ist gewiß, daß kein Gemälde gemalt, kein Schauspiel gedichtet, und keine Musik komponirtΔ würde, wenn nicht der Trieb, auf andere zu wirken im Menschen läge, und ihn dazu bestimmte. Ein gewisser äußerer Anstoß ist ihm Δ unumgänglich nöthig hiezu, das bloße Wissen genügt ihm nur halb, und bald würde alles Streben ohne diesen äußern Antrieb erschlaffen.

Das vor einiger Zeit errichtete Museum versprach manche Beförderung des Kunstsinnes: schon in der kurzen Zeit seiner Existenz konnte man das Erwachen manches geweckten Talents bemerken, und sich zu schönen Erwartungen berechtigt fühlen, da doch ein Punkt vorhanden war, durch den man auf den Geschmack der Menge wirken konnte. Seit der Einschränkung dieses Instituts zum bloßen Lesezirkel aber, bleibt uns nur noch das Theater, welches Δ trotz dem rühmlichen Fleiße des DirektorsΔ aus tausend Ursachen nicht im Stande ist, blos die Bahn des wahrhaftΔ Guten und wahrhaft Schönen zu wandeln, sondern theilsΔ zu Füllung der Casse, theils aus andern Rücksichten beinaheΔ nur geben kann, was gefällt. | Liebhabertheater, Liebhaberkonzerte existieren hier gar nicht. Fremde Künstler findenΔ ihre Rechnung nicht, ihre Besuche werden immer seltener, und alles ist folglichΔ auf kleine häusliche Zirkel beschränkt.

Daß hierausΔ, im Allgemeinen, Beschränktheit und ein gewisses Erschlaffen der Urtheilskraft hervorgehen müsse, ist klar, und spricht sich besonders im Theater aus; das Publikum entwöhnt selbst von seinem Urtheil und Geschmack Gebrauch zu machen, hört auf selbst über die dargestellten Kunstprodukte zu denken; läßt sich Δ gehen, Δ ist zufrieden sich – amüsirt zu haben und äußert sich deswegen auch stets nur – (und zwar meistens über ein und dasselbe Kunstwerk) in den beiden ExtremenΔ von Urtheilen, – das Stück ist schlecht oder – vortrefflich.

In literarischer Hinsicht ist das Morgenblatt* gewiß eine der angenehmsten und interessantesten Erscheinungen, und hat als vielgelesenes Blatt mächtigen Einfluß auf allgemeine Bildung. Auch sind beide Redaktoren desselben, die Herren Reinbeck und Haug, schon zu sehr als vorzügliche Schriftsteller und Männer von Geist und Einsicht bekannt, als daß sich unter ihren Händen nicht etwas gediegenes sollte bilden können. Aber auch auf dieses Blatt scheinen die allwaltenden Verhältnisse manchen Einfluß zu haben, und dadurch es an seiner größern Vollendung, und allgemeineren Nützlichkeit für diesen OrtΔ zu verhindern.

Nach alle diesem, ich wiederhole es, – ist es um so erfreulicher, so viele eigene Kraft hier zu finden, die durch keinen Drang von Außen auf ihrer Bahn gehemmt werden kann; und Ref. freut sichΔ daher, Δ eine Reihe von Köpfen aufzählen zu können, die als Schriftsteller, Dichter, Komponisten und Künstler, überall einen würdigen Rang zu fodern und zu behaupten berechtigt sind*.

Abeille, KonzertmeisterΔ, Komponist von "Amor und Psyche"*Peter und Aennchen* und vieler Lieder etc.Δ Lieblicher schöner Gesang, mit fleißigerΔ Behandlung des Ganzen verbunden, – bezeichnen ihn, und verdienten mehr gekannt und hervorgezogen zu werden.

von Arand, Oberjustizrath. Behauptet als brillanter äußerst fertiger KlavierspielerΔ, hier den ersten Rang; und hat auchΔ mehrere Klaviersachen geschrieben.

Fräulein CharlotteΔ von Bauer. Ein höherer Kunstgenius beseelt Sie und spricht sich in Ihr als gleich vortreffliche Malerin und Klavierspielerin aus. ¦ Welche Talente durch das schöne Weibliche in der Haltung derselben, noch veredelter wiedergegeben werden.

Prof. Danneker, Ritter des K. Civil-Verdienstordens.Δ Wer kennt diesen Namen nicht, der unstreitig nebstΔ Canova genannt zu werden verdient. Seine Ariadne, sein Schiller, von welchem er drei verschiedene Büsten ausgeführt Δ, wovon eine colossal ist – nebst mehreren vortrefflichen Schöpfungen seines Meißels,Δ berechtigen ihn hierzu.

F. Danzi, Kapellmeister. Sein Ruf als einer unserer jetzt lebenden bedeutendsten Komponisten, ist schon zu allgemeinΔ, als daß man mehr als seinen Namen zu nennen brauchte. Der einzige Wunsch bleibt Ref. übrig, daß er seine größern Werke, als seine Iphigenia* etc. der Welt schenken Δ, und überhaupt durch seine vortrefflichen Kompositionen dem Mangel an deutschen Originalopern abzuhelfen suchen möge.

Madame Duttenhofen, geborne Hummel. Hat äußerst interessante neue Versuche mit Vasenformen gemacht, indem Sie nach Blumen und Blättern Vasen ausschneidet, die in ihrer Gestalt so viele Aehnlichkeit mit den Hetrurischen und Griechischen haben, daß Mad. Duttenhofen, die in Rom Gelegenheit hatte Erfahrungen darüber zu sammeln, behaupten zu können glaubt, die Alten hätten ebenfalls ihre Vasen- und Urnen-Formen, von Blumen und Blättern entlehnt. Nächstens erscheint ein Heft solcher Vasenformen radirt, als Probe*.Δ

Lieutnant Faber. Karikaturzeichner voll Kunstkenntnis und Witz.Δ

[Ergänzung aus dem Entwurf:]* H: Graf als vorzüglicher fertiger Künstler auf dem Violoncell, Mad: Graf seine Gattin, als eine liebliche Sängerin aus der vortrefflichen Schule Rhiginis, deren sie ganz entspricht, dann H: Schwegler als Oboist und Hornist, H: Rieß als Violinspieler, und vorzüglich im Quartett, unser allgemein geliebter als Deutscher gewiß auf der ersten Stufe stehende Tenorist Krebs, kurz so viele Namen drängen sich noch, die der Erwähnung verdienten, daß Ref: mit innigem Bedauern, nicht bey Allem ausführlicher verweilen zu können, nur noch die herrliche Gemähldesammlung des Regierungsrathes Fromm, welche unter andern das unbeschreiblich schöne Gemählde von Domenichino Joh: Ev: enthält, – die bedeutende Kupferstichsammlung d: H: Direktor Stumpf, um welche sich oft Künstler zum Austausch ihrer Ideen vereinigen, die interessanten Versuche des Tabaksregie Direktor Rapp mit dem Steindruk pp:* flüchtig bemerken kann, und sich nur vorbehält als Fortsezung dieses, eine Aufstellung der blos Wißenschaftlichen Schriftsteller, eines Petersen*, Schwab*, Spittler. pp: folgen zu lassen.

Grüneisen, Generalsekretär. Ein Mann von vielem Verstand, Witz und Gelehrsamkeit. Diejenigen Geistesprodukte, welche er in dem engeren Zirkel seiner Freunde denselben mittheilte, lassen bedauern, daß er der Welt nichts davon schenkt.Δ

F. C. Haug. Der bekannte geachtete Epigrammatist. Hat zwei Theile Gedichte und Epigramme, – Herz und Geist, ein Taschenbuch*, – Elbondokani, eine Operette*, – Skizze von Zumsteegs Leben, – mit Weißer, eine Epigrammatische Anthologie – und viele andere zerstreute Gedichte herausgegeben. Ein Bändchen Erzählungen, ein neuer Band Gedichte, – Glossen, Gnomen und Paradoxen etc. haben wir von ihm zu erwartenΔ. Eine außerordentliche Gewandtheit der Sprache, welche es ihm zur größten Leichtigkeit macht, dem unbedeutendst scheinenden Sache ein schönes poetisches Gewand zu ver|leihen, und ein wirklich seltner Wortwitz – bezeichnen seine Geisteskinder.

Prof. Hetsch, Galeriedirektor.Δ Historienmaler, dessen neuestes großes Gemälde Brutus viele Sensation erregt hat, und sich ausgezeichneten Beifalls erfreutet. Steht auch als Portraitmaler auf einer hohen Stufe.

F. K. Hiemer. Als Uebersetzer mehrerer französischen Opern als Adolph und Klara, Uthal, Vetter Jakob* etc. hat Herr Hiemer sich verdient um das deutsche Theater gemacht. Der Mangel an guten Operndichtern, die Kenntniß des Theaters und der Musik haben, ist so bedeutend, daß es herzlich zu wünschen wäre, Herr H. beschäftigteΔ sich mehr mit Originalwerken dieser Art Δ. Sein Dialog ist fließend und natürlich, seine Verse sehr musikalisch, und doch nicht (wie manche wähnenΔ, es müsse seyn) ohne poetischen Werth. Er bearbeitet jetzt die Oper Silvana, welche das hier Gesagte vollkommen beweisen wird.

Fr. Gräfin v. Jennison. Einige Karten-Almanachs* sind von Ihrer Hand, und sind so geistreich und mit so viel Kunstkenntniß behandelt, daß sie rühmlichst erwähnt zu werden verdienen.Δ

Dr. Lehr, Vorleser und Privatbiblioth. Sr. M. des KönigsΔ. Lange hielt Δ Bescheidenheit ihn zurück, die Welt mit sich bekannt zu machen, und erst in dem Baggesenschen Almanach für Liebende* sehen wir einige Gedichte von ihmΔ, deren gemüthliches, inneres Gefühls-LebenΔ einen eigenen Weg wandelt, und gewiß jeden lieblich ansprichtΔ. Wir haben ein Taschenbuch von ihm zu erwarten, wo sich gewiß sein Talent für das Sinnige, Zarte – beurkunden wird.

Joh. Gotth. MüllerΔ, anerkannt als vorzüglicher Kupferstecher.

Fr. Müller, sein SohnΔ – ist erst kürzlich aus Italien zurückgekehrt, und hat sich durch Bearbeitung des Johann Evangel. von Domenichino, als großer Künstler gezeigt.

Müller. Lieblicher Landschaftsmaler.

Prof. Reinbeck. BekanntΔ durch seine flüchtigen Bemerkungen auf einer Reise von St. Petersburg nach Deutschland*, durch seine Briefe über HeidelbergΔ*, mehrere dramatische WerkeΔ und durch seine Erzählungen, von welchen Δ nächstens wieder ein Bändchen, zur Freude des gebildeten Publikums erscheinen wird. ErΔ zeichnet sich besonders durch seine äußerst fließende Diktion aus, ¦ dieΔ natürlich und rein anspricht, Δ welches unstreitig das höhere Talent des Erzählers beurkundet. Seine deutsche Sprachlehre verdient klassisch genannt zu werden, und ist gewiß einzig in ihrer Art, sowieΔ als Geistesspiel Δ die Erklärungen zu dem neustenΔ Karten-Almanach, welche unabhängig von der Idee des Zeichners erfundenΔ sind, gewiß jedenΔ Würdiger der schöpfenden Phantasie erfreuen werdenΔ.

Ludwig Schubert. Uebersetzer des Ossians, mehrerer Shakespeareschen Stücke etc. und gegenwärtig Herausgeber einer Reihe Charakterzeichnungen, die Interesse und Unterhaltung versprechen. Besitzt ausgedehnte gründliche Kenntniß der neuern Sprachen, und verbindet mit einer natürlichen Schreibart treffende Bemerkungen.Δ

Seele, Privat-Galerie-Direktor.Δ Historienmaler und besonders vorzüglich in Bataillenstücken.

Sutor, Konzertmeister. Komponierte die Oper: Apollos Wettgesang, welche hier mit vielem Beifall aufgenommen worden ist.Δ

H. Thouret*, Hofbaumeister. Besonders als sehr geschmack- und einsichtsvoller Dekorateur verdient.

Freiherr von Thumb. Ein junger Mann von Δ Talent und dem eifrigsten Streben nach Vollendung. Seine Neigung zieht ihn vorzüglich zu dem Dramatischen, und einige Scenen aus einem bald erscheinenden Schauspiele Alonzo*, Δ verdienen die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Ganze, und ihnΔ.

Eberhard Wächter. UnbezweifeltΔ einer der ersten Dichter als Maler. Sein Hiob und sein sterbender Sokrates, der schlafende Pindar und der schlafende Horaz – wie schön gedacht!

Präs. von Wangenheim, wirkl. adliger Geheimrath.Δ Gleich verdient als Geschäftsmann, Kunstfreund und SchriftstellerΔ; was er ergreift ist sein. Keine Schwierigkeiten achtend umfaßt er das Abstrakteste wie das Gefälligste mit gleicher Wärme, gleicher Kraft, so wie er eben jetzt sichΔ als ein eifriger Beförderer der Pestalozzischen Erziehungsmethode beweiset. In dieses Fach, so wie in jedes, dessen er sich bemächtigt, ist er so tief gründlich eingedrungen, daß wir nächstens eine Δ Abhandlung darüber Δ erhalten. Als eifrigster Beförderer alles Guten und Schönen, als Freund und Vertrauter der Kunst, wünschen wirΔ ihm langes Leben und Ausdauer.

[Ergänzung aus dem Entwurf:]* Weiser. gewiß einer der kritisch wahrsten Köpfe Deutschlands, und seine Sprache ist als ein ächtes Muster reiner Deutschheit aufzustellen, alles ist darin gediegen, kurz, und ganz der kraftvollen, festen Natur der deutschen Sprache angeeignet. Die Mährchen der Schehezerade von ihm bearbeitet dienen allein zum hinreichenden Beleg dieses, und mit Freuden sehen wir den folgenden Theilen entgegen*.

Editorial

Summary

über Stuttgart im Allgemeinen, Museum, Zeitung: Morgenblatt und deren Redakteure, einzelne Künstler und bedeutende Persönlichkeiten der Stadt, z.B. Abeille, Danzi, Hiemer, Schubart

General Remark

Zuschreibung: autographer Entwurf (s. Überlieferung), vgl. Bartlitz, S. 64

Creation

Lt. A (vgl. Quellenbeschreibung) wurde der Aufsatz am 20. Dezember 1809 versandt. Die Datierung ist unsicher, denn auf dem Brief von Mahlmann vom 5. Dezember 1809 befindet sich ein Antwortvermerk Webers: "Beantwortet d: 29tDecember 1809. nebst Ueberschikung des Aufsazes.". Die 9 von 29 wurde allerdings aus einer Null verbessert, d. h. Weber ging auch hier anfangs noch davon aus, am 20. Dezember geantwortet zu haben und korrigierte nachträglich in 29. Dezember, was er aber im Entwurf nicht nachtrug. Der Antwortbrief Webers ist leider verschollen.

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 10, Nr. 53 (15. März 1810), col. 417–422

    Corresponding sources

    • Kaiser (Schriften), S. 139–145 (Nr. 06)
  • 2. Text Source: Draft: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (II), Bl. 17a/r bis 18b/v oben

    Physical Description

    • 2 DBl. 8 b. S., auf S. 8 befindet sich 1810-WeS-02
    • Format 33,1x20,5 cm, Kettlinien 2,7–2,9 cm
    • WZ: bekröntes Wappen mit Fabelwesen auf beiden Seiten (Adler), Gegenmarke: Tulpenstrauß;
    • Manuskript von Weber mit S. 5–12 paginiert
    • zur Datierung: d: 20t Dec[e]mber. 1809. an die Elegante Zeitung geschikt.

    Corresponding sources

    • HellS II, S. 1–13

Text Constitution

  • “Zustandes”added above
  • “der”added inline
  • “Zustands”crossed out
  • “… und Literatur in Stuttgart .”Im Entwurf hatte Weber den Beginn zuerst in zwei abweichenden Abschnitten formuliert, die er strich. Die Überschrift befindet sich erst links neben dem zweiten gestrichenen Abschnitt. 1. Abschnitt: Es giebt ohnstreitig wenig Städte Deutschlands, wo so viele vorzügliche Köpfe und Talente, verborgen, und außer einem kleinen sie umgebenden Circel Kreiß, gänzlich unbekannt leben, als in Stuttgart. Der Fremde, der nicht zufällig das Glük hat, solche Männer kennen zu lernen und [hier abgebrochen], 2. Abschnitt: Der Zustand der Der litterarische und Kunstzustand einer Stadt kann von einem Fremden nur nach äußeren Zeichen beurtheilt, und aufgefaßt werden, und dieß ist wohl der Grund wenn Stuttgart von so vielen unbefriedigt verlaßen [hier abgebrochen]
  • Circelcrossed out
  • “Der Zustand der”crossed out
  • “Rhiginis”sic!
  • “Armen Collegs”uncertain transcription
  • “Schubert”sic!

Commentary

  • “… literarischer Hinsicht ist das Morgenblatt”Morgenblatt für gebildete Stände (Titel ab 1837: Morgenblatt für gebildete Leser), Cotta Stuttgart und Tübingen 1807–1865.
  • “… und zu behaupten berechtigt sind”Die Reihenfolge der im Folgenden genannten Personen weicht im Entwurf vom Erstdruck ab und ist dort geordnet in einen Teil mit Schriftstellern bzw. Gelehrten und in eine zweite Rubrik mit der Überschrift „Künstler“. Außerdem fehlen im Entwurf (sowie auch bei Hell) einige der in ED genannten Personenbeschreibungen (Duttenhofer, Faber, Grüneisen und Sutor). Der Abschnitt über Weisser sowie der ursprünglich abschließende Abschnitt des Entwurfs sind wiederum in ED nicht enthalten und wurden hier an entsprechender Stelle ergänzt (s.u.). Erst im zweiten Schritt scheint sich Weber für eine alphabetische Ordnung entschieden zu haben, worauf zwei von ihm notierte Listen der Namen (die linke von beiden mit Bezifferung) auf Bl. 17b/v hinweisen.
  • “… " Amor und Psyche "”Oper in 4 Aufzügen auf ein Libretto von Franz Carl Hiemer, UA Stuttgart 18. Januar 1800.
  • “… " – Peter und Aennchen”Liederspiel in 2 Akten nach Marmontel und Favart, UA Seeschloss Monrepos in Ludwigsburg) 29. September 1809.
  • “… größern Werke, als seine Iphigenia”Iphigenie in Aulis : eine ernsthafte Oper in drey Akten : aufgeführt zur Feyer des allerhöchst beglückten Namens-Festes Ihrer königlichen Majestät Wilhelmine Friderike Karoline, regierenden Königin von Baiern: im Jahre 1807, Librettist: Carl Reger.
  • “… solcher Vasenformen radirt, als Probe”Vgl. Christian Friedrich Duttenhofer, Ideen für Vasen, 6 Hefte geplant, mindestens 2 Hefte erschienen, Stuttgart 1810–1811. Die Hefte sind laut KVK (Karlsruher Virtueller Katalog) in keiner deutschen Bibliothek vorhanden.
  • “… Ergänzung aus dem Entwurf:”Folgender Abschnitt ist auch in Hell II, S. 12f. enthalten.
  • “… mit dem Steindruk pp :”Gottlob Heinrich von Rapp (1761–1832), Kaufmann, pflegte er regen Kontakt mit Stuttgarter Künstlern; ab 1792 Wechselgerichtsassessor, unter Friedrich I. führte er von 1808 bis 1816 die kaufmännische Direktion der königlichen Tabaksregie. Er richtete von 1807 ein lithographisches Institut und eine Kupferdruckerei ein, mit wenig Erfolg; vgl. seine Schrift Das Geheimniß des Steindruckes in seinem ganzen Umfange, praktisch und ohne Rückhalt nach eigenen Erfahrungen beschrieben von einem Liebhaber (Tübingen 1810).
  • “… blos Wißenschaftlichen Schriftsteller, eines Petersen”Johann Wilhelm Petersen (1758–1815), Pseudonym Johann Wilhelm Placidus, Bibliothekar an der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek in Stuttgart sowie Professor für Diplomatik, Numismatik und Heraldik an der Hohen Karlsschule; Verfasser einer Litteratur der Staatslehre und zahlreicher Artikel im Morgenblatt.
  • “… Schriftsteller, eines Petersen , Schwab”Vermutlich Johann Christoph Schwab (1743–1821), württembergischer Philosoph und Geheimer Hofrat; Professor für Logik und Metaphysik an der Hohen Karlsschule und Lehrer von Friedrich Schiller.
  • “… und Geist , ein Taschenbuch”Für Herz und Geist. Ein Taschenbuch auf das Jahr 1801. Mit Musik, größtenteils von Zumsteeg. Herausgegeben von Hg., Ludwigsburg, in der Cotta’schen Hof-Buchhandlung.
  • “… – Elbondokani , eine Operette”Singspiel von Johann Rudolph Zumsteeg (1803).
  • “… , Uthal , Vetter Jakob”Deutsche Bearbeitung der Oper Une Folie von Étienne Nicolas Méhul.
  • “… v. Jennison . Einige Karten-Almanachs”Karten-Almanache, Tübingen 1805–1811; vgl. C. Holm/C. Soboth, Der Cottasche Karten-Almanach. Kalender als Gesellschaftsspiel, in: Kalender kleiner Innovationen, Würzburg 2006, S. 222.
  • “… Baggesen schen Almanach für Liebende”Vgl. Taschenbuch für Liebende : Auf’s Jahr 1810, hg. von Jens Baggesen, S. 74 „An Rosa“, S. 81 „Williams Vermächtniß“, S. 185 „An Baggesen“ u. a.
  • “… von St. Petersburg nach Deutschland”Flüchtige Bemerkungen auf einer Reise von St. Petersburg über Moskwa, Grodno, Warschau, Breslau nach Deutschland im Jahre 1805, in Briefen von G. Reinbeck, 2 Teile, Leipzig 1806.
  • “… durch seine Briefe über Heidelberg”Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807 in Briefen, Tübingen 1808 .
  • “… H. Thouret”Name von Hell II, S. 11 verlesen zu „Fouret“.
  • “… einem bald erscheinenden Schauspiele Alonzo”Viola oder Lieb’ um Liebe, Schauspiel in 2 Akten, erschienen bei Johann Daniel Simon (Frankfurt/Main 1813).
  • “… Ergänzung aus dem Entwurf:”Folgender Abschnitt ist auch in Hell II, S. 8 enthalten.
  • “… wir den folgenden Theilen entgegen”Die Mährchen der Scheherazade, neu erzählt von Friedrich Christoph Weisser, nebst einem Notenblatt und einem Kupferstich, Leipzig in der Dyk’schen Buchhandlung, Teil 1–5 (1809–1812).

Readings

  • Text Source 1: Ansicht des Gegenwärtigen Zustandes der Kunst und Literatur in Stuttgart.
    Text Source 2: Ansicht des gegenwärtigen Zustandes der Kunst und Litteratur Zustands Stuttgarts
  • Text Source 1: Unstreitig
    Text Source 2: Ohnstreitig
  • Text Source 1: geizt
    Text Source 2: strebt
  • Text Source 1: die Aufmerksamkeit
    Text Source 2: das Intereße
  • Text Source 1: beinahe noch nie erinnert sich Ref. irgendwo eine ausführlichere Notiz von Stuttgart
    Text Source 2: beinah noch nie kann sich Schreiber dieses erinnern, eine ausführlichere Notiz von Stuttgart wo
  • Text Source 1: Es ist freilich
    Text Source 2: und wirklich ist es
  • Text Source 1: daher
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: – vielleicht kaum von seinen täglichen Gesellschaftern als Schriftsteller gekannt – lebt.
    Text Source 2: lebt, wo vielleicht seine täglichen Gesellschafter ihn kaum als Schriftsteller kennen.
  • Text Source 1: Literator
    Text Source 2: Literaten
  • Text Source 1: noch immer
    Text Source 2: immer
  • Text Source 1: leichter
    Text Source 2: immer noch eher
  • Text Source 1: Kreise
    Text Source 2: Circel
  • Text Source 1: die Brennpunkte gegenseitiger Ideenauswechslungen
    Text Source 2: den Brennpunkten gegenseitiger Ideen Auswechslung
  • Text Source 1: – verloren ist
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: Aber
  • Text Source 1: kein Gemälde gemalt, kein Schauspiel gedichtet, und keine Musik komponirt
    Text Source 2: keine Musik componirt, kein Gemälde gemahlt und kein Gedicht gedichtet
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: daher
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: aber
  • Text Source 1: Direktors
    Text Source 2: H: B: v: W.
  • Text Source 1: wahrhaft
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: theils
    Text Source 2: sowohl
  • Text Source 1: beinahe
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Liebhabertheater, Liebhaberkonzerte existieren hier gar nicht. Fremde Künstler finden
    Text Source 2: Fremde ausgezeichnete Künstler finden hier
  • Text Source 1: folglich
    Text Source 2: daher
  • Text Source 1: hieraus
    Text Source 2: daraus
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: selbst
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: und
  • Text Source 1: äußert sich deswegen auch stets nur – (und zwar meistens über ein und dasselbe Kunstwerk) in den beiden Extremen
    Text Source 2: deßwegen hört man auch stets die beyden Extreme
  • Text Source 1: für diesen Ort
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Ref. freut sich
    Text Source 2: ich freue mich
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: hier
  • Text Source 1: Abeille, Konzertmeister
    Text Source 2: KonzertMeister Abeille
  • Text Source 1: vieler Lieder etc.
    Text Source 2: Gesängen am Klavir
  • Text Source 1: mit fleißiger
    Text Source 2: und fleißige
  • Text Source 1: Oberjustizrath. Behauptet als brillanter äußerst fertiger Klavierspieler
    Text Source 2: als brillianter geschmakvoller Klavirspieler behauptet er
  • Text Source 1: und hat auch
    Text Source 2: auch hat er
  • Text Source 1: Charlotte
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Ritter des K. Civil-Verdienstordens.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: unstreitig nebst
    Text Source 2: ohnstreitig nächst
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: hat
  • Text Source 1: Schöpfungen seines Meißels,
    Text Source 2: Werken
  • Text Source 1: Sein Ruf als einer unserer jetzt lebenden bedeutendsten Komponisten, ist schon zu allgemein
    Text Source 2: ist schon zu sehr allgemein als einer unserer bedeutendsten Comp. bekannt
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: möge
  • Text Source 1: Madame Duttenhofen, geborne Hummel. Hat äußerst interessante neue Versuche mit Vasenformen gemacht, indem Sie nach Blumen und Blättern Vasen ausschneidet, die in ihrer Gestalt so viele Aehnlichkeit mit den Hetrurischen und Griechischen haben, daß Mad. Duttenhofen, die in Rom Gelegenheit hatte Erfahrungen darüber zu sammeln, behaupten zu können glaubt, die Alten hätten ebenfalls ihre Vasen- und Urnen-Formen, von Blumen und Blättern entlehnt. Nächstens erscheint ein Heft solcher Vasenformen radirt, als Probe.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Lieutnant Faber. Karikaturzeichner voll Kunstkenntnis und Witz.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Grüneisen, Generalsekretär. Ein Mann von vielem Verstand, Witz und Gelehrsamkeit. Diejenigen Geistesprodukte, welche er in dem engeren Zirkel seiner Freunde denselben mittheilte, lassen bedauern, daß er der Welt nichts davon schenkt.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Hat zwei Theile Gedichte und Epigramme, – Herz und Geist, ein Taschenbuch, – Elbondokani, eine Operette, – Skizze von Zumsteegs Leben, – mit Weißer, eine Epigrammatische Anthologie – und viele andere zerstreute Gedichte herausgegeben. Ein Bändchen Erzählungen, ein neuer Band Gedichte, – Glossen, Gnomen und Paradoxen etc. haben wir von ihm zu erwarten
    Text Source 2: bekannt durch 2 Bände Gedichte, eine Epigrammatische Anthologie mit Weißer herausgegeben, und ein Bändchen Erzählungen pp. haben wir von ihm zu erwarten.
  • Text Source 1: Galeriedirektor.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: beschäftigte
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: beschäftigte
  • Text Source 1: wähnen
    Text Source 2: glauben
  • Text Source 1: Fr. Gräfin v. Jennison. Einige Karten-Almanachs sind von Ihrer Hand, und sind so geistreich und mit so viel Kunstkenntniß behandelt, daß sie rühmlichst erwähnt zu werden verdienen.
    Text Source 2: als Wieder-Schöpferin der Karten Almanache wovon sie 3 Jahrgänge mit vieler Geist und KunstKenntniß behandelt, das ganze Recht der Erfindung ihr wahrscheinlich nicht zu, da Ref: sich erinnert schon früher einen Engländer als den Erfinder derselben gekannt zu haben.
  • Text Source 1: Vorleser und Privatbiblioth. Sr. M. des Königs
    Text Source 2: Bibliothekar und Mitglied des Armen Collegs:
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: die
  • Text Source 1: von ihm
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Gefühls-Leben
    Text Source 2: Leben
  • Text Source 1: anspricht
    Text Source 2: ansprechen wird
  • Text Source 1: Joh. Gotth. Müller
    Text Source 2: Müller der Vater
  • Text Source 1: Fr. Müller, sein Sohn
    Text Source 2: Müller, der Sohn
  • Text Source 1: Bekannt
    Text Source 2: Allbekannt
  • Text Source 1: seine Briefe über Heidelberg
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Werke
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: letztern
  • Text Source 1: Er
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: aus, die
    Text Source 2: die so
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: das jeder im Lesen glaubt es selbst so gemacht haben zu müssen
  • Text Source 1: sowie
    Text Source 2: und
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: sind
  • Text Source 1: neusten
    Text Source 2: dießjährigen
  • Text Source 1: erfunden
    Text Source 2: empfunden
  • Text Source 1: jeden
    Text Source 2: jedem
  • Text Source 1: erfreuen werden
    Text Source 2: erfreulich
  • Text Source 1: Besitzt ausgedehnte gründliche Kenntniß der neuern Sprachen, und verbindet mit einer natürlichen Schreibart treffende Bemerkungen.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Privat-Galerie-Direktor.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Sutor, Konzertmeister. Komponierte die Oper: Apollos Wettgesang, welche hier mit vielem Beifall aufgenommen worden ist.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: vielem
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: die Ref: gelesen,
  • Text Source 1: und ihn
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Unbezweifelt
    Text Source 2: Ohnstreitig
  • Text Source 1: wirkl. adliger Geheimrath.
    Text Source 2: No text present.
  • Text Source 1: Kunstfreund und Schriftsteller
    Text Source 2: Schriftsteller, Kunstfreund
  • Text Source 1: so wie er eben jetzt sich
    Text Source 2: wie eben jezt er sich
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: vortreffliche
  • Text Source 1: No text present.
    Text Source 2: die manche schiefe Ansichten berichtigt und einen klaren Ansichtspunkt der ganzen Methode aufstellt
  • Text Source 1: wünschen wir
    Text Source 2: No text present.

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