Max Maria von Weber to Ida Jähns in Berlin
Dresden, August 1855

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[…] Daß Sie Max einige Zeit in Berlin gehabt haben, hat mich in Ihrer Seele gefreut und zu einer ziemlich seltsamen Handlung veranlaßt – ich habe nämlich die alten Briefe von 1846 vorgeholt, die ich zur Zeit meiner Rückkehr nach Dresden schrieb. Es ist etwas herrliches und entzückendes um die erste Rückkunft ins Vaterhaus, wo das Herz sich der alten Liebe, der alten Umgebung, der alten Gesichter noch nicht entwöhnt, noch nichts lieber gewonnen hat als eben alles das! Mit jedem Gehen und Kommen schwächt sich diese Herrlichkeit ab. Der Mann wird dem Elternhause fremder; die Interessen, die ihn dort bewegten, erscheinen ihm nicht mehr als die höchsten, und da das Leben selbst ihm befreundeter und vertrauter ward, so kann er die Heimat leichter entbehren. Doch behält sie für jedes bessere Gemüt einen hohen und süßen Reiz, und mit ihrem Namen verknüpft sich lebenslang ein Gefühl wie eine Erinnerung an das Paradies. Daß Max brav und tüchtig wiederkehren würde, habe ich erwartet; die wahren Prüfungsjahre kommen aber erst, wenn jene Anker, die im Familienleben wurzeln, reißen und das Schiff sich einen neuen Ankergrund im weiten Meere suchen muß. Wer zwischen beiden Häfen nicht ein Weilchen treibt und hin und her geworfen wird, der ist entweder ein Halbgott oder ein Duckmäuser. Wohl dem, der zu allen Zeiten sagen kann: „Ich lebe!“ Und Leben ist zusammengesetzt aus Mühen und Genießen. Da haben Sie ein Wort, das in Verbindung mit dem Franzensbader Eisenwasser zu Ihrer Kräftigung beitragen mag! […]

Editorial

Summary

Betrachtungen über den Wert des Elternhauses für einen jungen Menschen anlässlich des Besuches von Max J. bei seinen Eltern, eigene Erfahrungen, Notwendigkeit des Lösens eines Tages

Incipit

Daß Sie Max einige Zeit in Berlin gehabt haben

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, ed. by Karl Koetschau, Dresden 1906, pp. 471–472

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