Karl Gottfried Theodor Winkler: Ueber den Text zu Weber’s Oberon

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Ueber den Text zu Weber’s Oberon.

In einem mindestens sonderbaren Artikel der vormals Spener’schen Berliner Zeitung ist bei Gelegenheit einer angeblichen Darstellung des Oberon’s in Dresden, wo er doch noch ganz und gar nicht gegeben worden ist, gesagt worden, daß Weber nicht völlig mit seinem Texte zufrieden gewesen sey, und weiterhin, daß die Dichtung fast allen (s) Zusammenhanges entbehren solle*. Was das erstere betrifft, so kann ich versichern, daß der verewigte Weber während seiner Arbeit an der Composition des englischen Textes, wo ich sehr oft mit ihm darüber sprach, auch nicht ein einziges Mal eine Unzufriedenheit über denselben geäußert, vielmehr nicht selten mich auf einzelne Schönheiten und dichterische Stellen desselben aufmerksam gemacht hat, so daß seine volle Zufriedenheit stets daraus hervorging. Wie ungegründet aber die zweite Beschuldigung sey, erhellt schon daraus, daß jener anonyme Einsender sie auf einem „soll“ beruhen läßt, da er sich doch auf’s leichteste sogleich selbst von der Wahrheit oder Unwahrheit dieses Vorgebens hätte überzeugen können, wenn er meine Uebertragung des englischen Textes, welche 1826 bereits im Druck und im Verlag der Arnoldischen Buchhandlung zu Dresden und Leipzig erschienen ist, gelesen hätte, wo denn hoffentlich der Zusammenhang des Ganzen ihm klar geworden wäre.

Ich ergreife aber diese Gelegenheit, um überhaupt diejenigen Berichterstatter über die Bühnendarstellungen des Weber’schen Meisterwerkes, denen es darum zu thun ist, ohne Vorurtheil und mit Berücksichtigung der vorwaltenden Verhältnisse zu urtheilen, zu ersuchen, meine Vorrede zu dieser Uebersetzung zu lesen und zu beachten, indem ich in ihr die Gründe, weshalb Manches darin eben so und nicht anders gestellt werden konnte, ausführlicher auseinandergesetzt habe.

Welche Gesinnung und Absicht übrigens bei jenem Eingangs angezogenen Artikel vorgewaltet habe, läßt sich daraus am beßten schließen, daß er – nähme man auch an, daß die Ortsnennung verwechselt sey, und Leipzig statt Dresden stehen sollte – vom „nicht durchgängigem Gefallen“ des Oberon’s spricht, während in einem kurzen Zeitraume von 6 Wochen bereits mehr als 8 Vorstellungen desselben dort statt gefunden haben, wobei der Beifall und der Andrang der Zuschauer sich nur gesteigert, nicht vermindert, und sogar die Leipziger Direktion zur doppelten Besetzung der Rollen veranlaßt hatT. Welche traurige Erfahrung, daß unsere Zeit so gern sich geflissentlich die Sterne wieder verdunkelt, die in ihr aufgingen, selbst wenn sie wahrhaft himmlische wären, wie hier bei dem Verewigten!

Th. Hell.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank; Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 11, Nr. 44 (20. Februar 1827), pp. 175

Text Constitution

  • “durchgängigem”sic!

Commentary

  • “… allen (s) Zusammenhanges entbehren solle”In den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, 1827, Nr. 30 (5. Februar 1827) war eine Notiz zu Weber erschienen, in der behauptet wird, der Oberon habe in Dresden (gemeint ist die deutsche Erstaufführung in Leipzig) „nicht gänzlich gefallen“ und Weber sei mit Planchés Text „unzufrieden“ gewesen, „besonders gefiel ihm der Schluß nicht“. Webers „herrliche Komposition“ stehe, „ob man nun gleich schon bedeutende Aenderungen gemacht hat, […] mit der Dichtung, welche fast allen Zusammenhanges entbehren soll, in keinem Verhältniß“. In Nr. 38 (14. Februar 1827) der Berlinischen Nachrichten erschien dazu eine „Berichtigung“ (fälschlich bezogen auf Nr. 29 vom 4. Februar), in der lediglich der Aufführungsort richtiggestellt wurde, ergänzt durch den Hinweis, dass die Aufführung in Dresden zwar „vorbereitet“ werde, jedoch noch nicht stattgefunden habe.

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