Johann Gottfried Wohlbrück to Ernst Schleiermacher in Darmstadt
Darmstadt, Tuesday, November 26, 1811
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- 1814-08-02: to Schleiermacher
- 1813-07-27: from Poißl
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P. P.‡
Ew. Hochwohlgeboren verzeihen wenn ich zu meiner Sicherheit es nothwendig erachte folgenden Bericht zu machen.
Nachdem ich mehrere Wochen ohne alle Thätigkeit für die Bühne zugebracht, empfing ich ehegestern die Rolle des Schauspieler Willibald nebst der Anzeige, daß ich selbige heute darstellen solle. Diese Rolle ist eine Karikatur, welche ide üblen Gewohnheiten der TheaterPersonen, wie solche vor 30-40 Jahren statt fanden, rügt. Ihre Manieren in Deklamation und Vortrag werden darin auf verschiedene Weise in Stellen aus alten Übersetzungen der Zaire‡ und des Orest parodirt. – Dies ist eine sehr schwierige Aufgabe, wenn es der Sache genügend geschehen sollte. – Da ich nun diese Rolle nie gespielt, so zweifle ich an, daß mir die Zeit zu Ergreifung und Einübung dieses Charakters zu kurz sey und unterschrieb auch, wie § 3 unsrer Theatergesetze gebietet, das Repertoir nicht. Meine schriftliche Anzeige ward durch eine mündliche Rückantwort des Theaterdieners erwiedert "Ich solle die Rolle nur so spielen". Darauf ließ ich meinen ältesten Sohn, den Herrn Haßloch sagen, es sey mir unmöglich mit dem Aufgegebenen fertig zu werden und diesem ward entgegenet: es sey des Schauspielers Schuldigkeit des Tags einen halben Bogen zu lernen und Hr Haßloch befahl darauf, daß ich seinen Willen befolge. – Mit aller Mäßigung, die eine ge.....te‡ Sache gewöhnlich giebt, wiederholte ich […]‡ meine Zuschrift, das die Rolle für heut zu liefern mir unmöglich sey. Darauf empfing ich von Hn Haßloch ein schreiben, aus welchem ich ersah daß seine Ansichten der Sache nicht die meinen sind. Demnächst gab er meiner bescheidenen, auf Einsicht meines Unvermögens begründeten Weigerung die Namen "Trotz und Widersetzlichkeit" denen er ex officio entgegen treten müsse. Einer solchen Sprache, die noch nie gegen mich geführt worden, weiß ich nichts entgegen zu setzen. Ich schickte deshalb unserm hohen Intendanten die Rolle […]‡ : und meine Gründe sie nicht bis heut darstellen zu können, zu. Dieselbe hat sie an sich behalten. Da ich nun doch meinem Namen auf dem Anschlagzettel lese, so befürchte ich daß die unbedeutende Sache Höchten‡ Orts bemerkt werden könnte und will mich für jeden Nachtheil verwahren, indem ich sie, der Wahrheit gemäß, zu Wissenschaft der reinen‡ Unpartheilichkeit bringe.
Mit höchster Verehrung unterzeichnet sich
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
GWohlbrück.
Editorial
Tradition
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Text Source: Darmstadt (D), Hessisches Staatsarchiv (D-DSsa)
Shelf mark: D 12, Nr. 24/7