Aufführungsbesprechungen Prag, Ständetheater, 6. September 1813 bis Februar 1814

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Korrespondenz-Nachrichten.

Prag, im Februar.

Aus der kriegerischen Pracht, welche durch die Anwesenheit so vieler hohen Häupter, berühmter Heerführer. Krieger aller Nationen und Waffen unsre Hauptstadt im vorigen Sommer für eine Weile verschönerte, aus den Scenen des Jammers, die der nahe Kriegsschauplatz durch die Verwundeten uns zuführte, traten wir, als die Triumphe der Alliirten diesen weit von uns versetzten, allmählig wieder in das stille Gesellschaften-Leben über. Die vielen Fremden, die uns die Zeitverhältnisse seit dem vorigen Frühling zugeführt hatten, zogen einzeln wieder ab, und so befanden wir uns ganz wieder in derselben Sphäre, als vorher. Viel Gutes und Großes ist während dieser merkwürdigen Zeit auch hier geschehen, abgleich es nicht so oft, als in andern großen Städten, zur öffentlichen Kunde gebracht ward. |

So traten wir in den Winter über, und nahmen wieder Antheil an den öffentlichen Vergnügen, die uns eigen sind.

Unsre vorzüglichste Aufmerksamkeit erregte die Oper. Sie war, wie wir früher berichtet hatten, neu organisirt worden; wegen den gehemmten Kommunikationen mit dem Auslande aber, wodurch mehrere Mitglieder, die engagirt waren, an der Herreise verhindert wurden, musste sie mit einem beschränktern Personale, als anfangs bestimmt war, eröffnet werden. Es gereicht dem gegenwärtigen Kapellmeister, Hrn. Karl Maria von Weber, zur Ehre, dieses auf das Beste benutzt zu haben, um dem Publikum neue und interessante Erscheinungen vorzuführen. Es begann am 6. September mit einer Vorstellung der Oper Cortez, von Spontini, die mit großem Kosten-Aufwand und Pracht von Seiten der Direktion aufgeführt ward. Unter den neuern Mitgliedern bemerkte man den Hrn. Keinz, einen braven Bassisten von einem der Wiener Theater, und den Hrn. Morhardt, einen guten Tenoristen, der ehedem auf der Breslauer Bühne und später in Wien mit Beyfall gespielt hat. Die neue Einrichtung zeichnete sich besonders durch ein gut abgerichtetes männliches Chor aus. Dieser Oper folgten, als neue Stücke: Die vornehmen Gastwirthe, von Catel; Jakob und seine Söhne, von Mehul; Uthal, von demselben; das Lotterieloos, von Isouard. – Von hier schon bekannten Opern wurden in den ersten Monaten noch gegeben: Die Vestalin und der Wasserträger. Es zeigten sich im Laufe dieser Vorstellungen einige Mängel in der Zusammensetzung des Personals, besonders der einer zweyten Sängerinn und eines weiblichen Chors. Es war zwar eine junge Anfängerinn, Mlle. Fligen, engagirt worden, welche als Priesterinn in der Vestalin und in der Oper Uthal auftrat, die aber der Erwartung des Publikum nicht entsprach, und, selbst fühlend, daß es ihr Beruf nicht sey, auf der Bühne zu glänzen, bald wieder von derselben abtrat. Zwar übernahm Mad. Allram, ein brauchbares Subjekt für das recitirende Schauspiel, dieses Fach, und leistete wirklich gute Dienste; allein die mehrsten Partien blieben doch gelähmt. Der Mangel eines weiblichen Chors war besonders in der Oper: Jakob und seine Söhne, von Mehul, bemerkbar. Die hiesige Direktion ist zu sehr gewohnt durch Chorknaben für die Diskantstimmen Aushülfe zu suchen, als daß hierin sobald eine Abänderung zu hoffen wäre. Hr. Morhardt erwarb sich als Alvaro in Cortez, Joseph in Jakob und durch einige andre Rollen vielen Beyfall, und verdiente ihn auch. Er hatte ein regsameres Spiel und eine metallreichere Stimme, als Hr. Grünbaum, der im Besitz der ersten Rollen ist, stand ihm aber an ausgebildetem Gesang und vortrefflicher Methode weit nach. Leider ist dieser brave Künstler vor einigen Tagen an dem bösartigen Nervenfieber gestorben. Hr. Keinz gefällt nicht weniger und von den ältern Mitgliedern der Oper zeichnet sich Hr. Fiebers durch seine schöne Stimme und ein sichtbares Fortschreiten in der Kunst besonders aus. Den größten Glanz erhält aber die Oper fortwährend durch Mad. Grünbaum, ehemalige Mlle. Müller, deren Zierde sie schon so lange ist.

Bis dahin hatte Hr. Weber nur ausländischem Talent gehuldigt; noch hatten wir durch ihn kein deutsches Werk zu bewundern Gelegenheit gehabt; endlich gab er uns den Carlo Fioras, von Fränzel, der aber kalt aufgenommen ward.

Am 1. Januar trat durch die Ankunft der Dlle. Brand, vom Frankfurter Theater, eine neue Epoche für unsre Oper ein. Sie debutirte an diesem Tage als Aschenbrödel, und gewann durch Spiel und Tanz in diesen dankbarn Rolle rauschenden Beyfall, der ihr denn auch in andern Rollen blieb. Das Publikum war am ersten Abend durch die wahrhaft ächte ¦ Pracht, womit die Direktion die Aufführung dieser beliebten Oper, die man hier noch nicht gesehen hatte, ausgestattet hatte, und durch das ausgezeichnete Spiel Aller, besonders gut gestimmt; Mlle. Brand machte anfangs wenig Eindruck; da geriethen ihr aber einige glückliche Wendungen im Tanze am Ende des zweyten Akts und ihr Triumph war vollendet. –

Bey dem Fleiß, den die Direktion in den letzten Zeiten auf die Oper verwendete, ward nun freylich das recitirende Schauspiel, wie überall, etwas vernachlässigt, welches nie geschehen sollte, besonders da, wo man sich eines so vortrefflichen Personals für dasselbe zu erfreuen hat, als in Prag, denn es können hierin gewiß wenig deutsche Bühnen mit der unsrigen wetteifern. Allein auch selbst in der Zeit, als die Oper noch nicht wieder im Gange war, hatten wir nicht Ursache, mit den Stücken, die auf dem Repertoire waren, zufrieden zu seyn, und Neues von Bedeutung ward uns eben auch nicht zu Theil. Das Einzige, dessen wir uns zu erfreuen hatten, war die Schuld, von Hrn. Müllner. Was auch immer gegen die Art der Bearbeitung des Stoffes von Manchen eingewandt werden möge, so bleibt dieses Stück, so aufgeführt, wie hier, gewiß die köstlichste Erscheinung, die seit vielen Jahren auf deutschen Bühnen vorkam. – Ein seltner Gast ist nur seit Kurzem Mad. Schröder von der Hamburger Bühne. Seit lange schon als eine der vorzüglichsten Künstlerinn für die Tragödie bekannt, wird sie doch Jeden, der sie seit mehrern Jahren nicht gesehen hatte, durch ihre großen Fortschritte in der Kunst überraschen. Sie wird für jede Bühne eine glückliche Acquisition seyn. –

Unsre Journal-Literatur ist seit Kurzem durch den „Allgemeinen deutschen Theater-Anzeiger, von Hrn. Quant,“ vermehrt worden. – Die fernere Herausgabe dieses Journals in Leipzig war durch die Zeitverhältnisse gestört worden, und so erscheint der vierte Jahrgang derselben jetzt hier. Es zeichnet sich dieses Institut vor andern dergleichen, deren in Deutschland so viele begonnen, und so bald wieder aufgegeben wurden, dadurch aus, daß es mehr für den Schauspieler als für das Publikum berechnet ist. Allein auch für dieses ist es nicht ohne Interesse. Der Herausgeber liefert eine sinnige Kritik, und kennt durch eine langjährige Erfahrung die deutschen Bühnen. Es wäre ihm zu wünschen, daß sein Blatt allgemein bekannt wäre, und die verdiente Unterstützung, besonders von den Theater-Unternehmern, erhielte.

Der Kronos, welcher seinen ersten Jahrgang mit fortwährendem Beyfall vollendete, erscheint auch in diesem Jahre wieder für die österreichischen Staaten. Der Herausgeber dieser Zeitschrift hat dieselbe aber jetzt mit der Minerva des Hrn. v. Archenholz, die er in den letzten Jahren vor der Einverleibung Hamburgs mit dem französischen Reiche redigirte, und die er jetzt wieder herausgibt, vereinigt, so daß beyde Journale nur Eins bilden.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Mo, Ran

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 8, Nr. 79 (2. April 1814), pp. 315–316

    Commentary

    • Fiebersrecte “Siebert”.

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