Bericht über das Fest der Apostel Simon und Juda (Stiftungsfeier des Konvents der Barmherzigen Brüder) in Prag am 28. Oktober 1820

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Das Fest des h. Simon u. Juda.

Am 28sten Oktober begieng das hiesige ehrwürdige Konvent der Barmherzigen Brüder die Gedächtnißfeyer des heiligen Simons und Juda in ihrer unter denenselben Namen geweihten schönen Stiftskirche. Diese Feyer, welche seit mehreren Jahren von den angrenzenden Bezirksbewohnern vereint mit einigen Wohlthätern unterstützt wird, wurde auch heuer mit einer dem erhabenen Gegenstande angemeßenen, auszeichnenden Solennitæt auf folgende Weise begangen: Früh um 9 Uhr hielt der Hochwürdige Herr Kandidus Pelzer Pfarrer bey Skt. Thomas, eine gehaltvolle Predigt, nach Endigung derselben erfolgte das feyerliche Hochamt, welches von dem Hochwürdigen Herrn Joseph Werner, Domherrn der Prager Metropolitankirche zu Skt. Veit abgesungen wurde, während welchem, das mit den anerkanntesten und geschicktesten Tonkünstlern vollständig besetzte Or¦chester, unter der gefälligst übernommenen Leitung des hiesigen verdienstvollen Kapellmeisters des königl. böhm. Ständischen Theaters Herrn Triebensee und des geschätzten Musikdirektors Herrn Pixis, wetteiferte, eine Messe und ein Offertorium des berühmten Karl Maria Baron von Weber königl. sächsisch. Kapellmeister, mit möglichster Präzision auszuführen. Diese Meisterwerke, voll der religiösesten Harmonien, reich an gediegener Kunst, von ergreifender Wirkung und erhabenem Ausdrucke, erfüllten alle Herzen mit heiligen Gefühlen, und entflammten dieselben zur feurigsten Anbethung und zum Lobe des allmächtigen Schöpfers! Auch das gelungene Waldhorn-Conzert von Cter, vorgetragen von Herrn Czwrcžek, Schüler des hiesigen Konservatoriums, und das erhabene Te Deum von Joseph Haydn, welches zur Danksagung für alle dem Kranken-Institute zugeflossenen Wohlthaten angestimmt wurde, erhöhte diese kirchliche Feyer ungemein. Um 5 Uhr hielt der obenbemeldete Hochwürdige Herr Domherr den Nachmittägigen Gottesdienst, wobey das vollständige Orchester eine Lytaney von Georg Lickl, einen Chor von Anton Cartellieri, ein Graduale von Vinzenz Maschek, und das bekannte feyerliche Te Deum von Hasse, zum Beschluße des 40 Stündigen Gebetes rühmlichst aufführte.

Den ganzen Tag hindurch ward das neu hergestellte Krankenspital, worinn stets die beste Ordnung, Aufsicht und größte Reinlichkeit beobachtet wird, häufig besucht, und die Kranken mit bedeutenden Gaben beschenkt. So wurde eine kirchliche Feyer beschlossen, welche bei allen Anwesenden lange noch im frohen und gesegneten Andenken verbleiben wird.

Herrn Karl Maria Baron von Weber, den wir einst in unserer Hauptstadt besassen, und den wir stets verehren und schätzen werden, wird hiemit der innigste und wärmste Dank für die gefällige Mittheilung dieser eben so kunstvollen als wirkungsreichen und jeder Forderung entsprechen|den Messe und Offertorium öffentlich gezollt, und rücksichtlich der Aufführung, denen HH. Triebensee und Pixis, dann dem Ständischen Opernorchester, so wie den freundschaftlich mitwirkenden Herren Dilettanten alles Lob ertheilt. Kunstkenner, welche über dieses Sr. Majestät dem Könige von Sachsen gewidmete und huldvoll aufgenommene Meisterwerk, welches ohngeachtet der Fülle von Ideen und Gründlichkeit der Ausarbeitung im Ganzen so kurz gefaßt und in seinen Theilen so zusammen gedrängt ist, etwas Näheres und Weitläufigeres lesen wollen, werden auf die Leipziger allgemeine musikalische Zeitung Jahrgang 1818 Nr. 18. verwiesen, wo es von Herrn Benelli näher beleuchtet und beurtheilt worden*.

J. B.

Editorial

Summary

Bericht über das Fest der Apostel Simon und Juda (Stiftungsfeier des Konvents der Barmherzigen Brüder) in Prag am 28. Oktober 1820, bei dem die erste Messe Es-Dur und das Offertorium Webers aufgeführt worden sind

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank

Tradition

  • Text Source: Hyllos. Vermischte Aufsätze, belehrenden und unterhaltenden Inhalts, mit Kupfern, Karten und Musikalien, vol. 1, Jg. 2, Nr. 21 (18. November 1820), pp. 166f.

    Commentary

    • “… näher beleuchtet und beurtheilt worden”AmZ, Jg. 20, Nr. 18 (6. Mai 1818), Sp. 325–334.

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