Franz Kroll to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Berlin, Monday, June 27, 1870

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Mein verehrter Freund!

Meinen herzlichsten Dank für Ihre freundliche Zusendung der Weberschen Drucke*, die mir einen wesentlichen Vortheil gebracht haben, aber noch viel wärmeren Dank für die wohlthuenden und gemüthreichen Zeilen, mit denen Sie mich zugleich erfreut haben.

Herr Simrock, bei dem ich in Folge Ihrer gefälligen Mittheilung war, versicherte, das Autograph noch in Bonn zu haben, von wo er es erst kommen laßen werde. Wie Sie in der alten Originalausgabe bemerkt haben, findet sich am Schluß der Vorschlag in der Wiederholung des Themas im Baße wieder ausdrücklich angemerkt, was wunderlicher Weise in keiner Ausgabe wiedergegeben ist, so natürlich u. für die Ausführung behaglich die Stelle auch dadurch wird. Es versteht sich von selbst, daß ich in der darauf bezüglichen Anmerkung nicht versäumt habe, mitzutheilen, wem das Verdienst dieser Wiederherstellung gebührt. — Herrn Fürstner habe ich veranlaßt, das was er längst hätte thun sollen, nun nachzuholen. Er wird ihnen hoffentlich bereits die bis jetzt erschienenen Hefte von Weber geschickt haben*.

Daß an einzelnen Stellen die meisten Weberschen Klaviersachen für den Vortrag einer discreten Retouche bedürfen, werden Sie beßer und lebhafter als ich fühlen, und meine, wahrlich von aufrichtigster Pietät eingegebnen Versuche freundlich und wohlwollend beurtheilen. Jedenfalls werden Sie zugeben, mein verehrter Freund, daß, da jedesmal die betreffende Originalstelle zugefügt ist, mein Verfahren jedenfalls loyaler und correcter ist als das von Moscheles Beethoven u. Mozart gegenüber, ja auch als das von H Reinike u. Rudorff, in deren Weber-Ausgaben bei Schlesinger* manche kleine, aber die Melodie attaquirende Veränderung nicht offenen Visiers auftritt, so daß dem harmlosen Spieler häufig genug ein X für ein U gemacht wird.

Mit den herzlichsten und wohlgemeintesten Wünschen für Ihr und der Ihrigen Wohl und mit den freundlichsten Grüßen meiner Frau, der Vollendung und dem ruhmreichen Erscheinen Ihres großen Werkes mit sympathischer Spannung entgegensehend bin u. bleibe ich
Ihr herzlich ergebener
F. Kroll
15 Puttkammerstr.

Editorial

Summary

hat Simrock gebeten, das bei ihm befindliche Autograph der Es-Dur-Polonaise einsehen zu dürfen, was jener ihm zugesagt hat, bemängelt die Ausgaben von Moscheles bei Beethoven und Mozart und meint, dass seine eigenen insofern besser seien, als er seine Variante und das Original nebeneinander gestellt habe; wird Fürstner bitten, die Weber-Hefte J. zu schicken, kritisiert auch Rudorff und Reinecke

Incipit

Meinen herzlichsten Dank für Ihre freundliche Zusendung

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 340

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Text Constitution

  • “wieder”crossed out

Commentary

  • “… freundliche Zusendung der Weberschen Drucke”Vgl. dazu die vorhergehende Anfrage vom 23. Juni 1870.
  • “… Hefte von Weber geschickt haben”Bei Adolph Fürstner in Berlin waren seit 1868 in Krolls BIBLIOTHEK älterer und neuerer Clavier-Musik. Kritisch revidirt und für das Selbststudium mit Fingersatz, sowie mit technischen und Vortrags-Erläuterungen versehen mehrere Klavierwerke Webers erschienen: 1868 als Nr. 2 das Rondo brillante op. 62, 1869 als Nr. 8 die 2. Klaviersonate As-Dur op. 39, als Nr. 17 die Aufforderung zum Tanze op. 65 und als Nr. 27 die Polacca brillante op. 72.
  • “… deren Weber -Ausgaben bei Schlesinger”Neuausgaben durch Reinicke/Rudorff innerhalb der sogenannten Gesammtausgabe der Klavierkompositionen bei Schlesinger in Berlin ab 1869.

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