Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 30. April 1817
Am 30. April. Le donne cambiate, komische Oper von Pär. Derselbe Text, der unter dem Namen: Der Teufel ist los, oder: der lustige Schuster, schon vor 40 Jahren das Publikum belustigte, wurde jetzt von einer leichten passenden Musik des beliebten Meisters begleitet, zu einer neuen anspruchslos fröhlichen Erscheinung auf unserer Bühne. Pär schrieb diese Operette ehe er noch Italien verließ, für das Theater in Venedig. Rasche Lebendigkeit, weckender Muthwille, leicht faßliche Melodien bezeichnen diese Komposition, die ganz zum Gegenstand passend ist, die aber unbedeutend erscheinen muß, wenn nicht lebenvoller Vortrag und treffliches Spiel sie unterstützt. Sie wurde heute allerliebst ausgeführt, mit Feuer und Laune gespielt und gesungen. Signora Sandrini gab dies herrschsüchtige Strudelköpfchen von einer Gräfin ganz trefflich, besonders war ihr Spiel in der Scene mit dem Schuster ungemein brav, dieser erzwungene Gehorsam, wo überall das Teufelchen hervorbrach, sobald die Gewaltmittel sich entfernten, dies zwischen Aerger und Weinen gesungene Liedchen, dies: „contentissima“ mit dem verbißnen wüthenden Zorn, waren eben so fein gespielt, als in der letzten Scene, Liebe und Reue gegen den ächten Gemahl, flammendes Ansprudeln gegen die andere und gränzenlose Furcht für den Schuster, reizend in ihrem Ausdruck kontrastirten. Das Pikante und Leidenschaftliche des Charakters wurde selbst durch ihren Gesang treffend dargestellt. Signora Miksch war dagegen als Lottchen recht allerliebst, und gab dies gutmüthige, verschüchterte, fröhlich naive Naturkind sehr wahr. Signor Benincasa gab den derben drolligen Schuster mit eigenthümlicher Laune und Wahrheit. Die Verwandlungen, sowohl, wo hinter dem milchflornen Vorhang die Frauen vertauscht werden, als auch die letzte, wo beider Tracht sich plötzlich ändert, gingen schnell und gut, und das mit beflügelter Raschheit ausgeführte Finale mit seinen von Mund zu Mund eilenden Fragen der Ueberraschten, und dem schelmischen: „O bacchetta male detta,“ welches die Frauen rufen, gelang vortrefflich und ist von ächt komischer Wirkung. Als Zwischenspiel hatten wir die Freude des jungen Kammermusikus Kummer herrliches Violoncellspiel zu bewundern, in Variationen, welche er mit eben so hoher Fertigkeit als seltner Zartheit vortrug. Mit wahrer Genialität besiegt dieser Jüngling die größten Schwierigkeiten ohne alle Anstrengung, sein Ton ist unbeschreiblich weich und lieblich ohne deshalb der Kraft zu entbehren; bei seinem seelenvollen Vortrag der Cadenz fühlte man besonders, welch seltnes Talent hier für dies schwierige und schöne Instrument erblüht. Sein eben so jugendlicher Bruder zeichnete sich heute bei der Begleitung der Arie: „Begli occhi d’amore“ als trefflicher Oboespieler gleichfalls aus.
Editorial
Summary
Aufführungsbericht Dresden: “Le donne cambiate” von Ferdinando Paer am 30. April 1817
Creation
vor 13. Mai 1817
Responsibilities
- Übertragung
- Hafenstein, Deborah
Tradition
-
Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 114 (13. Mai 1817), f 2v